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Hugo Rodolfo Zamoratte
"The Bottle Man"

Bensheim, 26. März 2004: Man nennt ihn Klischnigger, Kontorsionist oder einfach Schlangenmensch. Dabei ist Hugo Rodolfo Zamoratte vor allem eines: Mit Leib und Seele Entertainer. Seit über 30 Jahren bringt der Argentinier die Zirkusbesucher mit seiner Körperkunst zum Staunen und dank seiner selbstironischen Art auch zum Schmunzeln. Es sind diese beifallumrauschten Auftritte in der Manege, erzählt Zamoratte, die ihn glücklich und zufrieden machen. Und auf die er auch absolut nicht verzichten möchte, obwohl er dem von vielen romantischen verklärten Zirkusleben nicht viel abgewinnen kann. Wie alle großen Entertainer liebt er sein Publikum und möchte es so lange es nur irgendwie geht mit seiner von Herzen kommenden Performance erfreuen. Zum Circus kam Hugo Zamoratte erst mit 26 Jahren im Jahre 1973. Vorher war er als Leistungsschwimmer in der argentinischen Nationalmannschaft aktiv.

Sein Talent im Körperverbiegen entdeckte er während seinem einjährigen Militärdienst. Dünn und ohne Kondition sei er damals gewesen, dafür schienen seine Knochen flexibler als normal zu sein. Seine erste Tour absolvierte er mit dem argentinischen Circus Tihany. Es folgten Engagements in allen maßgeblichen Circusunternehmen Nord und Süd Amerika, sowie Europa. Momentan begeistert er im Programm des Circus Probst. Die Idee zu seinem berühmten Flaschentrick kam ihm buchstäblich im Schlaf. In einem Traum sah er einen der drei Weisen aus dem Morgenland in eine Flasche schlüpfen. Am nächsten Tag gab er die Herstellung einer etwas überdimensionierten Plexiglasflasche in Auftrag. Zu allem Überfluss vertat sich der beauftragte Handwerker mit den Maßen und so war die fertige Flasche wesentlich kleiner als beabsichtigt. Nach 18 Monaten intensiven Training war Hugo Zamoratte auch in der zu klein geratenen Flasche. Zum ersten Mal vor Publikum zeigte Zamoratte seinen Originaltrick in Ecuador.

Vorher hatte er sich geschworen die Flasche noch auf der Bühne mit einem Hammer zu zerstören, falls der neue Trick beim Publikum nicht ankommen sollte. Doch wie nicht anders zu erwarten, hat ihn das Publikum begeistert beklatscht und Zamoratte war letztlich auch froh, dass die ganze Schufterei nicht umsonst gewesen ist. Sogar in Lebensgefahr hatten ihn die Proben zum Flaschentrick gebracht. Es war am 14. September 1982 in einem Hotel in Santiago de Chile, erinnert sich Hugo Zamoratte noch ganz genau. Beim Training blieb er in der Flasche stecken, die Klappe ließ sich von innen nicht mehr öffnen. Glücklicherweise fand ihn ein Zimmermädchen und befreite ihn aus der Flasche. Auf Anraten eines Freundes kletterte Zamoratte aber unmittelbar nach seiner Befreiung erneut in die Flasche, um keine Phobie gegen die Flasche zu entwickeln. Zur Freude des Publikums steigt der Ausnahmeartist auch heute noch in die Flasche. Hugos Eltern aber haben seine Performance noch niemals live gesehen, aus Protest gegen die außergewöhnliche Berufswahl ihres Sohnes. Er selbst aber bereut keinen Moment seiner Karriere und wenn doch erinnert er sich nicht dran, denn: „Das Leben ist heute bzw. morgen und nicht gestern.“

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Text: Sven Rindfleisch; Fotos
: Sven Rindfleisch, Circus Probst