CHPITEAU.DE

Lars Hölscher
"Die Arbeit mit Tieren - Das ist mein Ding"

Frankfurt, 20. Juli 2006: „Die Arbeit mit Tieren – Das ist mein Ding“, sagt Lars Hölscher. Wie recht er hat. Wer den 23jährigen in der Manege und hinter den Kulissen beobachtet, kann nur zum Schluss kommen: Hier hat sich jemand mit Herz und Seele den Tieren verschrieben.

Zu allen seinen Schützlingen, ob Elefant, Nashorn, Zebra oder Giraffe hat der Tiertrainer des Circus Fliegenpilz ein intensives Vertrauensverhältnis aufgebaut. Dank Hölschers ruhiger sachlicher Art gehört das Exotentableau des Circus Fliegenpilz zu den schönsten und harmonischsten seiner Art. Die Tiere agieren in der Manege absolut stressfrei und zeigen doch ansprechende Tricks. So lässt Lars etwa ein Guanako über sieben am Boden kniende Kamele springen, reitet auf dem Nashorn Rafiki und lässt die fünfköpfige Zebraherde um den nicht longierten Giraffenbullen Bongo kreisen.

Lars, der wie seine Mutter Schweizer Staatsbürger ist, war vier als er im Circus seiner Eltern Bodo und Beatrix Hölscher zum ersten Mal die Ziegen vorführte und seine Liebe für Tiere entdeckte. Eifrig schaute er den bei Fliegenpilz engagierten Tierlehrern wie Charles Knie und Sarah Houcke über die Schulter. Im August 2001 begann er im Osnabrücker Zoo eine Lehre als Tierpfleger und erwarb sich wichtige Kenntnisse, was den Umgang und die Pflege von exotischen Tieren betrifft. Letztendlich war das sesshafte Leben aber doch nichts für Lars. Es zog ihn zurück zum Circus. Dort sollte seine größte Herausforderung und gleichzeitig die Erfüllung seines Lebenstraum auf ihn warten: „Einmal mit Elefanten arbeiten“.

Verkörperung dieses Traums ist die heute 32jährige afrikanische Elefantenkuh Sonja. Noch heute, da der Fliegenpilz Tierbestand um zwei asiatische Elefantenkühe vom italienischen Circus Lydia Togni erweitert wurde, verbindet den sympathischen Tierlehrer eine ganz besondere Beziehung zu Sonja, die besonders in der Vorstellung ihren Ausdruck findet. Er darf auf ihren Stoßzähnen Handstand machen. Sie schreitet, während er am Boden liegt, vorsichtig über ihn hinweg. Und als Höhepunkt lässt sich Lars, mit seinem Bein in Sonjas Maul, durch die Manege tragen. Beim Training zu diesem Trick lernte Sonja zunächst ein Stück Holz mit ihren Lippen festzuhalten, später ersetzte Lars dann den Stock durch sein Bein. Ähnlich schwierig gestaltete sich anfangs das Zusammenleben zwischen Sonja und den beiden asiatischen Elefantenkühen Wana Bana und Dehli, da sich die Asiatinnen zunächst vor Sonjas Stoßzähnen fürchteten. Mittlerweile sind die drei aber ein eingeschworenes Team – innerhalb und außerhalb der Manege.

Lars Hölschers Tag beginnt um acht Uhr mit einem Rundgang durch die Stallung, „schauen, ob alle Tiere von den Tierpflegern auch gut versorgt werden“. Anschließend lässt er die Tiere in ihre geräumigen Freigehege und ab zehn Uhr stehen Dressurproben auf dem Programm. Zurzeit ist er dabei ein sechstes Zebra in die Gruppe zu integrieren. Aber auch den Rest des Tages ist Lars für seine Tiere da: Füttern, Putzen und immer wieder Streicheleinheiten. Am zeitaufwendigsten sind dabei seine Lieblingstiere die „grauen Riesen“. Sie müssen nicht nur zwei Mal am Tag abgespritzt werden, sondern brauchen auch viel Beschäftigung, ausgedehnte Spaziergänge etwa.

Willkommene Ablenkung für die Tiere sind da auch die Tierschaubesucher, erzählt Lars Hölscher. Sie sind - neben der täglichen Arbeit mit ihrem Tierlehrer - ein weiterer Grund dafür, dass sich Circustiere eben nicht langweilen. Und die Tierschaubesucher wiederum freuen sich über den hautnahen Kontakt zu den Tieren. Wo hat man denn schon mal Gelegenheit ein Zebra und eine Giraffe zu streicheln? „Das echte Erleben“, wie Hölscher sagt, können Fernsehen und Zoo eben nicht bieten. Circus schon!

__________________________________________________________________________
Text und Fotos
: Sven Rindfleisch