CHPITEAU.DE

Circus Busch-Roland in Tschechien
 "Das Thema Botschafter zieht einfach" - Interview mit Pressesprecherin Barbara Rott
www.busch-roland.de

Röttingen, 21. März 2009: Es war die große Überraschung zum Saisonbeginn 2009: Der Circus Busch-Roland beginnt seine Tournee in Tschechien, mit Gastspielen zunächst ab 26. März in Pilsen, nahe der deutschen Grenze, und dann einen Monat lang in Prag. Wie ist es zu der Auslands-Tournee gekommen, stehen 2009 auch Gastspiele in Deutschland auf dem Programm? Chapiteau.de hat die Pressesprecherin und Tourneeplanerin des Unternehmens, Barbara Rott, gefragt. Rott ist Inhaberin einer Agentur für Kommunikation im Landkreis Würzburg.

Chapiteau.de: Frau Rott, wie ist es zu der Tschechien-Tournee des Circus Busch-Roland gekommen?

Barbara Rott: Die Idee ist eigentlich schon im Jahr 2003 entstanden. Oliver Geier-Busch, damals noch Direktor des Unternehmens, führte zu dieser Zeit die ersten Gespräche mit dem deutschen Botschafter in Prag. Dieser hatte großes Interesse, in einer Art „Kulturaustausch“ einen deutschen Circus nach Tschechien einzuladen – aber es sollte nicht irgendein Circus sein, sondern einer, der auch einen Bezug zu diesem Land hat. Beim Circus Busch-Roland war das dann in besonderer Weise der Fall, da der Circus Busch früher ja feste Häuser in Osteuropa hatte, weil Seniorchefin Natalie Geier-Kaiser Tschechin ist und ihr Sohn Filip, unser heutiger Direktor, in Prag geboren wurde.


Barbara Rott

Chapiteau.de: Warum hat es dann noch fast sechs Jahre gedauert, bis diese Tournee zustande gekommen ist?

Barbara Rott: Natürlich machten die engen Beziehungen des Circus Busch-Roland zu unserem Nachbarland und der Fall des eisernen Vorhangs vieles bereits einfacher – aber Tschechien gehörte zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zur EU. Der Circus hätte auf jede eingenommene Krone 25 Prozent Quellensteuer zahlen müssen. Man hätte wohl noch einen Sack Geld nach Tschechien mitnehmen müssen und dort gleich stehen lassen können. Die Pläne ruhten also zunächst, aber Filip und Natascha Geier wollten einfach sehr gerne ein Gastspiel in Prag machen – und ich glaube, Filip hat bei der Festivalteilnahme mit dem gesamten Circus in Bukarest 2008 auch Blut geleckt in Sachen Auslandsgastspiel. Das war eine tolle Sache in Rumänien, die wir jederzeit wiederholen würden. Also wurden 2008 die ersten Gespräche mit dem tschechischen Botschafter Rudolf Jindrák in Berlin geführt. Dann ging alles ganz schnell.

Chapiteau.de: Was waren die weiteren Schritte?

Barbara Rott: Es gab noch einmal ein Treffen zwischen Filip und Natascha Geier mit dem tschechischen Botschafter in Dresden; der Botschafter sagte zu, sich für einen guten Gastspielplatz in der Hauptstadt einzusetzen – ohne eine solche Unterstützung hätte man wohl lange hoffen und bangen können. So schnell einen Platz direkt an der o2-Arena zu bekommen, das war nur dank dieser  großartigen Unterstützung möglich. Auch der deutsche Botschafter in Prag, Helmut Elfenkämper, war von der Idee begeistert und hat nun die Schirmherrschaft für die Tschechien-Tournee übernommen. Am 26. März beginnt das Gastspiel in Pilsen, am 30. März werden wir dann in einem  Pressegespräch in der Deutschen Botschaft in Prag den Circus den tschechischen Medien vorstellen. Die sind bereits sehr gut eingestiegen in die Berichterstattung und zeigen sich sehr interessiert, was viele nicht erwartet hätten – aber das Thema „Botschafter“ zieht. Einfach nach Tschechien fahren, sich auf einen Platz stellen und warten, dass Besucher kommen – das hätte dagegen wohl nicht funktioniert.


Truppe Alex Ramien

Chapiteau.de: Die Homepage des Circus Busch-Roland verspricht ja, insbesondere mit der Alex-Ramien-Truppe in der Motorradkugel und auf dem Todesrad sowie der Truppe Eshimbekov mit Hochseil und Dshigitenreiterei ein wirklich attraktives Programm. Allerdings war im Internet auch zu lesen, dass die Truppe Ramien bald wieder ausscheidet – stimmt das?

Barbara Rott: Nein, die Truppe Ramien hat einen Vertrag für die gesamte Saison. Aber Sie haben Recht: Es ist wirklich ein tolles Programm, unter anderem ja auch mit einem sehr guten Clown, Armen Asiryants, und dem großen Neun-Mann-Orchester.


Clown Armen Asiryants

Chapiteau.de: Werden Sie 2009 ausschließlich in Tschechien reisen?

Barbara Rott: Im Moment ist geplant, dass wir bis Ende Juni in Tschechien bleiben. Ich hoffe, dass wir in dem Pressegespräch am 30. März bereits den kompletten Tourneeplan vorstellen können, derzeit gibt es noch ein paar offene Fragen. Auf jeden Fall wird es noch einige Termine nahe der deutschen Grenze geben. Die zweite Hälfte der Tournee wird in Deutschland sein. Wir fangen in Sinzig an und reisen dann über das Ruhrgebiet und Osnabrück bis nach Hannover, wo die Tournee Mitte November endet. Dann folgt vom 16. Dezember 2009 bis 4. Januar 2010 der Dresdner Weihnachtscircus.


Dshigitenreiter

Chapiteau.de: Wieder in Kooperation mit Pascal Raviol?

Barbara Rott: Eine erneute Zusammenarbeit ist aus momentaner Sicht eher unwahrscheinlich. Mehr möchte ich dazu aber nicht sagen. Besonders glücklich sind wir darüber, dass unsere langjährigen Medienpartner – Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) und Dresdner Morgenpost – Busch-Roland ihre Unterstützung für den 14. Dresdner Weihnachtscircus bereits zugesichert haben.

Chapiteau.de: Sind sonst weitere Neuerungen beim Circus Busch-Roland geplant, zum Beispiel Investitionen ins Material?

Barbara Rott: Zunächst soll in Tschechien wieder eine neue Leuchtschrift angeschafft werden, da die bisherige beim Sturm Emma zum Saisonbeginn 2008 leider zerstört worden ist. Zelt und Gradin werden uns aber noch eine Weile erhalten bleiben.

Chapiteau.de: Dann vielen Dank für das interessante Gespräch – aber eine letzte Frage noch: Sprechen Sie eigentlich tschechisch?

Barbara Rott: Naja, wenn ich die gut zwei Jahre, die ich nun für den Circus Busch-Roland arbeite, gut aufgepasst hätte, dann müsste ich es eigentlich können – auf jeden Fall bin ich daran, diese Sprache ein wenig zu lernen, denn zumindest „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ möchte ich den tschechischen Journalisten selbst sagen können. Ansonsten hat der Circus Busch-Roland unsere Pressemappe von einem professionellen Büro übersetzen lassen, so dass auch mein Ton gut getroffen wird.

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Aktuelle Entwicklung (August 2009): Der Circus Busch-Roland hat seine Tournee 2009 nach dem Regensburg-Gastspiel beendet. Trotz sehr guter Presse und der Kooperation mit der deutschen Botschaft in Prag seien die Gastspiele in Tschechien nicht erfolgreich gewesen. Die schlechten Geschäfte im ersten Teil der Saison sollen nun durch sichere Einnahmen in den nächsten Monaten ausgeglichen werden. Dies sagte die Pressesprecherin des Unternehmens, Barbara Rott, auf Anfrage von chapiteau.de. Das Material wurde an den Österreichischen Nationalcircus von Rolf Krames vermietet. Direktor Filip Geier-Busch und die Techniker von Busch-Roland reisen seit Ende Juli bis voraussichtlich Mitte Oktober mit dem ÖNC im Nachbarland und kümmern sich um Auf- und Abbau. Aus dem Saisonprogramm des Circus Busch-Roland wurden Joulia Tchakanova mit ihren beiden Tiernummern (Lamas und Windhunde, Pudel) sowie Reprisenclown Armen Asiryants übernommen.


© www.manege.at

Wie Barbara Rott sagte, gelte das volle Augenmerk des Circus Busch-Roland nun der Vorbereitung des 14. Dresdner Weihnachtscircus, der vom 16. Dezember 2009 bis 3. Januar 2010 auf dem Volksfestplatz Pieschener Allee stattfinden soll. Wie bereits im Vorjahr soll hierzu wieder ein größeres Spielzelt gemietet werden und das blaue Chapiteau des Circus Busch-Roland als Vorzelt mit aufwendiger Restauration dienen. Im Jahr 2010 will der Circus Busch-Roland wieder auf Tournee gehen. Eventuell wird es laut Barbara Rott vor dem Dresdner Weihnachtscircus noch ein Gastspiel des Circus Busch-Roland in Hannover geben.

Vor kurzem wurde zudem bekannt, dass die Firma „MERZ & PILINI Circus-Varieté-Betriebsgesellschaft mbH“ aus Düsseldorf beim Deutschen Patent- und Markenamt in München am 29. August 2008 die Wortmarken „Dresdner Weihnachtscircus" und „Dresdner Weihnachtszirkus“ sowie am 16. November 2008 die Wortmarke „Busch-Roland“ angemeldet hat. Laut Barbara Rott geht Filip Geier-Buschs Stiefvater Oliver derzeit hiergegen vor. Auf der Internetseite des Patent- und Markenamtes heißt es: „Markenschutz kann auch durch Verkehrsgeltung infolge intensiver Benutzung eines Zeichens im Geschäftsverkehr oder durch notorische Bekanntheit entstehen.“ Darauf dürfte der Circus Busch-Roland sich berufen. Thomas-Sebastian Merz, geschäftsführender Gesellschafter von Merz & Pilini, wollte auf Anfrage von Chapiteau.de keine Stellungnahme zu der Markenanmeldung abgeben.

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Text
: Markus Moll; Fotos: Circus Busch-Roland