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Gay Circus Night - Frankfurt 2013
www.zirkus-charles-knie.de ; 92 Showfotos

Frankfurt, 27. Juli 2013: Marlene Deluxe versprach die „heißeste Nacht des Jahres“ – und nicht nur wegen hohen Temperaturen hatte die Moderatorin recht. Die achte Auflage der von ihr moderierten „Gay Circus Night“ im Zirkus Charles Knie war wieder ein frivol-freizügiges, diesmal noch einen Tick anzüglicheres, durch und durch unterhaltsames Spektakel, das alle Besucher – ganz gleich, ob homosexuell oder nicht – begeisterte. Nahezu schon traditionell endete auch dieser Abend dank der anschließenden After-Show-Party erst wieder in den Morgenstunden. Vor rund zwei Jahren wurde in Mannheim die letzte „Gay Circus Night“ gefeiert. Nun also gab es die Neuauflage auf dem Frankfurter Festplatz am Ratsweg.

Bereits 2008 und 2011 wurde in Frankfurt zur Gay Circus Night geladen. In keiner anderen Stadt wurde diese von Dirk Kuik inszenierte schwul-lesbische Circusshow so oft gezeigt wie hier, freilich immer mit neuem Programm.


Marlene Deluxe, César Dias

So war es auch kein Wunder, dass Marlene Deluxe „viele alte Bekannte, neue Gesichter und alte Bekannte mit neuen Gesichtern“ begrüßen konnte, nachdem sie von Komiker César Dias in die Manege begleitet wurde. Beide waren die sympathischen Begleiter durch die Nacht: Marlene Deluxe mit ihrem bekannt frechen und witzigen Moderationen, César Dias mit skurrilen Einfällen und schrägem Auftreten. Der „Motorrad“-Reprise mit zwei Gästen aus dem Publikum gab er etwa dank netten Ideen und viel Körperkontakt eine intim-amüsante Atmosphäre. Es war die seit langem eigenständigste Variante des Klassikers, ganz so wie diese Show einmalige Momente in Reihe schafft.


Priscilla Errani, Duo Medini, Marek Jama mit Ballett

Mit den ersten verteilten „Parisern“ ging es dann zugleich in die französische Hauptstadt und zum Can Can tanzenden Charles Knie-Ballett. Gejagt von Marek Jama auf seinem Pferd, fegten die fünf Damen unter freudigem Gejohle durch die Manege. Das Publikum ging sofort begeistert mit, wahrscheinlich auch deshalb, weil Marek Jama bei seiner Hohen Schule „vergessen“ hatte, ein Hemd anzuziehen und stattdessen unter der Weste ein mit Glitzer eingeriebener Oberkörper zum Vorschein kam. Manuel Medini verzichtete gleich ganz auf Oberbekleidung und wirbelte seine Schwester Vanessa bei den gemeinsamen rasanten Rollschuhfahrten nur in Boxershort durch die Luft. Vanessa flirtete diesmal keck mit einem weiblichen Gast, was Manuel daraufhin zum Anlass nahm, sich des Assistenten anzunehmen. Vanessa Medini hatte gleich noch einen Einsatz: In Nieten-BH und Tanga warf sie ihrer Kollegin Priscilla Errani die Hula Hoop-Ringe zu, die diese um ihren ebenfalls nur spärlich bekleideten Körper kreisen ließ. Vor der Pause folgte dann das Flugtrapez, zunächst mit einem Striptease der Herren. In rosa Netzhemd und Unterwäsche wurde dann das bekannte Repertoire gezeigt, ehe der  Kopfüber-Sturz aus der Kuppel mit dem Hissen der Gay-Pride-Flagge quasi in die Pause überleitete. Allerdings nicht ohne dass die Herren vorher zu „It’s raining men“ noch mehr Kleidung verloren und nur noch im hautfarbenen String dastanden.


Paolo Kaiser und Marco Moressa, TV-Star Sybille Nicolai, Ambra Nicols

Nach der Ballett-Eröffnung war Paolo Kaiser mit seinen Rola Rola-Künsten der Erste nach der Pause. Er war mit seiner Darbietung als einziger Akteur schon bei den letzten Auflagen dabei (abgesehen von Marek Jama, der allerdings andere Nummern zeigte). Doch auch hier wurde die Inszenierung, die vor zwei Jahren noch unverändert übernommen worden war, diesmal umgestaltet. So attestierte etwa Marco Moressa, eigentlich Partner von Priscilla Errani. Einen angedeuteten Blowjob gab’s inklusive, bevor Kaiser dann doch lieber mit Oberrequisiteur Davide Huesca verschwand. Ihre große Chance als Paar-Therapeutin zu ergreifen, versuchte Marlene Deluxe daraufhin (eher erfolglos) beim Ehepaar Nicols. Die laut Deluxe „große Nymphomanin“ Ambra und ihr Mann Yves wussten aber auch so mit ihren erotischen Eskapaden an den Tüchern zu begeistern. Auch wenn ihre kräftezehrende Love-Story ja so gar keinen homosexuellen Touch hat, für die meisten Anwesenden waren sie die Stars des Abends. Die Darbietung verdeutlichte auf wunderbare Weise Marlene Deluxes’ völlig richtiges Credo, welches sie sinngemäß später wiedergab: „Jeder soll seinen Weg gehen! I do it my way!“. Zwischen Ambras und Yves Nicols traumhafter Kür und diesen abschließenden Worten, auf die dann natürlich noch Cesar Dias grandiose „My Way“-Performance folgte, war freilich noch eine andere Nummer zu sehen. Mit seinen Elefanten nebst Afrika-Ballett durfte Elvis Errani auch hier den Abschluss liefern. Diesmal ließ er sich selbst von einem der Elefanten überschreiten.  Die Reiterinnen wurden hier gegen zwei männliche Mitglieder der Flying Costa sowie TV-Moderatorin Sybille Nicolai getauscht. Auch bei der Präsentation der Seelöwen, die bereits im ersten Teil zu sehen waren, bekam Marek Jama mit der Szene-Größe Manuela Mock prominente Unterstützung. Und am Rand der Manege ließ gar Schauspielerin Hannelore Elstner sichtlich angetan ihren Geburtstag ausklingen.

So viel Unterhaltung die Veranstaltung den Gästen auch bietet, das Beste an ihr ist der Benefizcharakter. Wieder einmal gingen auch an diesem Abend alle Einnahmen zu Gunsten lokaler Aidshilfen. Einen besseren Grund zum Feiern und Spaß haben, bei Artisten und Zuschauern, gibt es doch nicht. Deshalb dauert es hoffentlich nicht wieder so lange bis zur nächsten Auflage der „Gay Circus Night“!

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Text
: Benedikt Ricken, Fotos: Tobias Erber