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"Do what you do, but better"
Tierlehrer Gabi Donnert im Porträt

Stockholm, 29. April 2013: „Zu einer richtigen Pferdefreiheit gehört einfach ein Gruppensteiger.“ Diese Maxime spricht für sich. Gabi Donnert sagte sie mir bei unserer ersten Unterhaltung vor rund einem Jahr in der Pause der Show 2012 des Cirkus Brazil Jack der Familie Rhodin. Erstmals selbst gesehen hatte ich seine Pferdedressuren zwei Jahre zuvor bei Dannebrog in Dänemark. Neben dem hohen Leistungsstand fiel mir damals zudem die schwungvolle, sehr sympathische und elegante Form der Präsentation auf. Dass die Tiere einen ebenso gepflegten Eindruck machten wie die geschmackvollen Outfits der Vorführer verstand sich von selbst.

2013 nun zeigt Donnert wie damals einen Sechserzug mit jeweils drei weißen und braunen ägyptischen Arabern. Die Trickfolge ist anspruchsvoll, sieht aber äußerst leicht aus. An die Laufarbeit schließen sich verschiedenen da capi an, wie der Sprung über eine Barriere und variantenreiche Steiger. Sei es von einem Pony oder aber von drei Pferden gleichzeitig. Gabi Donnert mag es, mit Schwung zu arbeiten, auch als Vorführer immer in Bewegung zu sein. Rund drei Monate dauere die Basisausbildung, nach der die Pferde erstmals vor Publikum auftreten könnten, so Donnert. Doch damit gibt er sich natürlich nicht zufrieden. „Do what you do, but better!“, lautet somit auch sein Leitspruch. Wie allen guten Tierlehrern geht es dem 55-Jährigen darum, seine Tiere zu trainieren und nicht, ihren Willen zu brechen.


Gabi, Latoya und Sandor Donnert

Doch diese Freiheit ist nicht die einzige Nummer, die die Donnerts im Repertoire haben. Gabi arbeitet zudem noch eine Schule am langen Zügel, die allerdings in dieser Saison pausiert, um eine Wiederholung zum letzten Jahr zu vermeiden. Gleiches gilt für die liebevoll aufgemachte Solofreiheit eines schwarzen Ponys, die von Tochter Latoya dirigiert wird. Schule und Ponyfreiheit waren bereits 2012 bei Brazil Jack zu sehen, außerdem im darauf folgenden Winter beim Cirque Samuel Pauwels nahe Brüssel. Dafür feiert in diesem Jahr ein weiteres Familienmitglied sein Debüt mit einer eigenen Nummer. Sohn Sandor brilliert als Jongleur zu Pferd. Die Jonglagen mit Bällen, Ringen und Keulen hat er sich selbst erarbeitet, bleibt aber dabei ganz im Stil der Familie.


Gabi Donnert als Jongleur zu Pferd

Als Anregung dazu dienten ihm Videos seines Vaters, denn dieser war früher ebenfalls in jener Disziplin zu erleben. Gabi ist sichtlich stolz auf die Leistungen seiner Kinder und freut sich, dass sie sich ganz der Manege verschrieben haben. Auch er selbst hat das Handwerk von seinem Vater Janos Donnert gelernt, der seinerzeit Chefdresseur beim Ungarischen Staatscircus war. So wird die Familientradition von einer Generation zur nächsten gegeben.


Karoly Donnert, Kathy Donnert, Reitertruppe Donnert

Gabi selbst ist Vertreter der fünften Generation jenes Teils der Familie Donnert, die als Artisten auftreten. Sein von Krone und Barelli bekannter Bruder Karoly ist leider bereits verstorben. Mit seiner Tigergruppe und dem Tiger zu Pferd war er ein gefeierter Dompteur. Für Gabi war er „wie ein Vater“, von dem er viel gelernt habe. Antipodistin Kathy Donnert ist als Tochter von Karoly und Marta Donnert somit eine Nichte von ihm. Beim Namen Donnert denkt man natürlich zudem an die Reitertruppe, die aktuell bei Benneweis im Programm ist und 2013 in Monte Carlo mit einem Clown ausgezeichnet wurde. Der Vater der schneidigen Reiter ist ein Cousin ersten Grades.


Familie Donnert

Seine eigene Familie hat sich ebenfalls ganz dem Circus verschrieben. Ehefrau Beverly stammt aus der berühmten britischen Circus-Dynastie Roberts (Roberts Brothers Circus) und arbeitete unter anderem mit Pferden sowie Elefanten. Beide lernten sich 1985 beim Blackpool Tower Circus von Peter Jay kennen und lieben. Donnert jonglierte zu Pferd, und seine Frau präsentierte Kamele aus dem elterlichen Unternehmen. Beider Kinder Latoya und Sandor sind – wie soll es anders sein - ebenfalls ganz dem klassischen Circus zugetan. Man merkt im Gespräch, wie sehr sie dieses Metier lieben und wie entschlossen sie sind, die Familientradition fortzuführen. Während Gabi und die beiden Kinder im Scheinwerferlicht agieren, organisiert Beverly Roberts-Donnert im Hintergrund. Nichtsdestotrotz könnte sie jederzeit einspringen und, genauso wie ihre Tochter, die Pferdefreiheit vorführen. Zum Team auf Reisen gehören zudem drei Angestellte, die sich um die Tiere sowie Auf- und Abbau des Materials kümmern.

Beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo ist Gabi Donnert auch schon aufgetreten. Das war 1983. Zusammen mit drei Partnern arbeitete er als Jongleur zu Pferd. In dieser Disziplin hatte er zudem seine bisherigen Engagements in Deutschland. Sie führten ihn 1973 bis 1975 zum Circus Carl Althoff und 1993 in den Kronebau nach München. Ansonsten war Gabi Donnert viel mit internationalen Unternehmen unterwegs. Neun Saisons alleine bei Brazil Jack und fünf bei Scott, ebenfalls in Schweden. Zudem gab es Gastspiele bei Finlandia, den Richters in Ungarn und dem Gran Circo Mundial in Spanien. Bei der Grand Fete Lilloise du Cirque waren die Donnerts bereits fünfmal engagiert. Im kommenden Winter geht es für sie nach Rotterdam zum Weihnachtscircus Ahoy.


Vater Janos Donnert 

Da bleibt vermutlich mal wieder keine Zeit für einen Besuch im eigenen Winterquartier. Das befindet sich in England, genauer gesagt in Peterborough. Hier stehen Boxen, Koppeln und eine Probemanege für die Pferde bereit. Doch die Vielzahl der Engagements macht die Reise auf die Britische Insel oftmals nicht möglich. So waren sie den kompletten vergangenen Winter beim Cirque Samuel Pauwels in Boitsfort, von wo es nahezu direkt wieder nach Schweden ging.

Schade also, dass diese wunderbaren Pferdenummern noch nie bei uns in Deutschland zu sehen waren. Vielleicht ergibt sich ja in absehbarer Zeit einmal die Gelegenheit. Sei es auf Saison oder bei einem Weihnachtscircus. Zu wünschen wäre es, denn die Darbietungen sind äußerst sehenswert. Zudem ist die Liebe dieser Familie zum Circus und zu den Tieren jederzeit spürbar. Die Donnerts leben einfach für den Circus und seine Tradition.

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Text: Stefan Gierisch; Fotos: Stefan Gierisch, Sammlung Familie Donnert, Tauber-Zeitung