CHPITEAU.DE

Ausbildung mit Gefühl und Respekt
Zu Gast bei der 7. Fachtagung von Anja Beran und Jana Lacey-Krone im Krone-Bau
www.anjaberan.de

München, 20. November 2016: Wenn das Hirn vor lauter Information dampft und edle Pferde in der Manege des Krone-Baus ihre Runden drehen, dann weiß man, es ist wieder so weit: Anja Beran und Jana Lacey-Krone laden ein zur Fachtagung der Anja-Beran-Stiftung, welche heuer unter dem Motto „Blickschulung – Pferdegerechte Ausbildung erkennen“ stattfand. Volle Ränge, motivierte Gastgeberinnen und interessante Pferde verhießen einen informativen Tag. Anja Beran ist eine bekannte Dressurreiterin, die seit vielen Jahren mit dem Circus Krone zusammenarbeitet und eine Stiftung gegründet hat, um die klassische Dressur zu fördern.

Seit 2010 wird diese Fachtagung jedes Jahr im November angeboten, und so freute man sich, jetzt schon die siebte Ausgabe veranstalten zu können. Für das Eröffnungsbild sorgten Anja Beran und Vera Munderloh (im Damensattel), die zu Klängen von „Wenn ich tanzen will“ aus dem Musical Elisabeth in entsprechender Kostümierung wunderschöne Dressurfiguren vorführten. Begleitet wurden sie durch Live-Gesang von Nicole Ciroth und Oliver Polenz.


Dressurfiguren zu Klängen aus "Elisabeth"

Nach diesem ersten Akt traten die beiden Gastgeberinnen in die Manegenmitte und begrüßten das zahlreich erschienene Publikum. Anja Beran gab hier erste Einblicke in das, was die Zuschauer im weiteren Tagesverlauf erwarten würde und stellte Fragen, die sie später zu beantworten versuchte: „Sind unsere Vorbilder wirklich Vorbilder? Und ist das was sie tun, überhaupt alles richtig?“. Im ersten theoretischen Vortrag des Tages befasste sich Anja Beran mit der Frage, was klassische Dressur eigentlich ist. Sie basiere auf einer mindestens achtjährigen, schonenden Ausbildung des Pferdes und dem Ziel der Gesunderhaltung des Tieres. Durch aufwendig auf eine Leinwand über dem Artisteneingang projizierte Trickfilme, die Unterstützung von Tierärztin Elisabeth Albescu sowie durch viele Zitate alter Rittmeister wirkte dieser Teil keine Sekunde langweilig, sondern spannend und äußerst informativ. „Wir alle wollen als Ziel haben, unser Pferd bis ins hohe Alter gesund zu halten“, sagte Anja Beran. Das klappe jedoch nur, wenn man von Anfang an die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp stetig fördere. Und nun kamen die Trickfilme zum Einsatz. Anhand von ihnen und den fachmännischen, aber doch verständlichen Erläuterungen von Anja Beran konnte das Publikum schnell den Unterschied zwischen korrekt ausgebildeten Grundgangarten und falschen Bewegungsmustern erkennen. Des Weiteren befasste sie sich mit der Aus- und Weiterbildung von jungen Pferden. „Wir sollten dem Pferd die Kinderstube erlauben“, findet die talentierte Reitlehrerin, die ihre Pferde erst ab dem dritten Lebensjahr behutsam an den Reiter gewöhnt.


Behutsame Arbeit mit Junghengst Ballentiness

Diese Arbeit mit jungen Pferden sollte im nächsten Live-Vortrag deutlich werden. Ballentiness betrat die Bahn. Anja Beran bat das Publikum, sich so ruhig wie möglich zu verhalten, damit der großgebaute Junghengst keine Angst bekommt. Gesagt, getan. Das Publikum war mucksmäuschenstill, doch dem jungen Fuchs schien die ganze Situation ohnehin nicht zu stören. Gelassen drehte er seine Runden unter Vera Munderloh und wurde zum Schluss mit viel Lob von Anja Beran wieder aus der Bahn entlassen. „Mit Seitengängen kann man fast alles lösen“ – dieser Spruch wurde anhand der nächsten Pferde veranschaulicht. Die Reiterinnen und ihre eleganten Rösser zeigten das, was Anja Beran versucht hatte, im Vortrag zu erklären: Man sah ruhige und ausgelassene Pferde, die bereit waren, mit ihren Reiterinnen zu arbeiten – und das in allen möglichen Arten von Seitengängen, egal ob im Schritt, Trab oder Galopp. Ein wunderbarer Anblick fürs Reiterherz. Rudi, ein quirliger Haflinger, demonstrierte im Anschluss, dass keineswegs nur Dressurpferde Lektionen wie Traversalen oder Piaffen ausführen können. Stolz tänzelte er durch die Manege und ließ sich vom Publikum bewundern.


Jana Lacey-Krone mit Araberhengsten

Den letzten Teil vor der Pause bildete Jana Lacey-Krone mit ihren Araberhengsten. Sie veranschaulichte, wie wichtig Vertrauen, Lob, Leckerli und natürlich auch Spaß an der Arbeit mit Freiheitspferden sind. Mit ihren sechs jüngsten Arabern bot sie dem Publikum ohne Ausbinder ein breitgefächertes Repertoire. Gezeigt wurden unter anderem Pirouetten, Volten in Dreier-Gruppen und ein Fächer. Abschließend veranschaulichte sie, wie das Steigen zu erlernen ist.

In der Pause bestand die Möglichkeit zu einem kurzen Interview mit Anja Beran und Jana Lacey-Krone.

Chapiteau.de: Seit wie vielen Jahren arbeiten Sie denn nun schon zusammen?

Anja Beran: Wir sind nun schon seit 27 Jahren befreundet und arbeiten auch schon so lange zusammen. Damals war ich auch auf Gut Weßling tätig, und zudem bilden wir ja auch die Schulpferde für Jana Lacey-Krone aus.

Chapiteau.de: Haben Sie auch aktuell Schulpferde des Circus Krone zur Ausbildung?

Anja Beran: Ja, haben wir.

Chapiteau.de: Wie kam es denn eigentlich zu der Idee, gemeinsam eine Tagung zu veranstalten?

Jana Lacey-Krone: Also zum einem durch die Gründung der Anja-Beran-Stiftung. Wir wurden zum anderen auch des Öfteren angesprochen, ob es nicht mal möglich wäre, so etwas wie es mein Mann Martin Lacey jun. bei seinen öffentlichen Proben macht, mal mit den Pferden anzubieten.

Chapiteau.de: Was wären denn Ihre Zukunftswünsche für diese Fachtagung?

Jana Lacey-Krone: Wir würden uns natürlich freuen, wenn noch mehr Leute kommen würden. Wir machen das ja nicht für uns. Wir machen das alles freiwillig und der gesamte Erlös geht wirklich komplett an die Stiftung. 

Nach der Pause kehrte Jana Lacey-Krone mit zehn jungen, ungarischen Nonius-Hengsten in die Manege zurück und präsentierte die aktuelle Freiheit aus dem Tourneeprogramm Evolution. Die Nummer bestach bereits mit vielseitigen, meist sicher ausgeführten Tricks. Die Tiere wirkten jedoch in der ungewohnten Umgebung des Krone-Baus teilweise etwas unsicher. Diese Nervosität wird sich jedoch sicherlich mit mehr Auftrittserfahrung legen. Im Herbst konnten während der Pferdeproben im Krone-Zoo schon ein sicherer Gegenlauf und das Training für einen Gruppensteiger beobachtet werden. Ein kräftig vorwärtsteigender Cremello schloss den Freiheitsdressur-Teil ab.


Jana Lacey-Krone und Anja Munderloh; Anja Beran, Nicole Ciroth und Oliver Polenz 

Im zweiten theoretischen Teil ging Anja Beran, wieder unterstützt durch Trickfilme und Elisabeth Albescu speziell auf Dressurlektionen wie die Piaffe und Traversale ein. Als nächstes hieß es für das Publikum wieder still zu sein, denn der sichtlich nervöse Lippizanerhengst Favory Toscana betrat die Manege. „Dieser Auftritt hat jetzt keine weitere Bedeutung, der ist nur für ihn, da er immer sehr leicht Stress hat“, erklärte Beran. Deutlich routinierter waren da schon die beiden Hengste Maestro und Ofendido, geritten von Jana Lacey-Krone und Anja Munderloh, an denen wieder die Theorie des zweiten Vortrags verdeutlicht wurde. Anschließend hielt die Fachtierärztin für Chiropraktik, Elisabeth Albescu, eine interessante Präsentation darüber, wie positiv Trensen mit Gebissstücken wirken können, und veranschaulichte biomechanische Zusammenhänge. Den Abschluss bildeten nochmals Anja Beran hoch zu Ross und daneben Nicole Ciroth, welche die Reiterin am Boden tänzerisch begleitete. Begleitet wurden sie hierbei vom Song „Maria“ aus der „Westside Story“. Dieser Auftritt war 2008 im dritten Winterprogramm des Circus Krone zu erleben. Bei der anschließenden Verabschiedung gab es tosenden Beifall für das ganze Team.

Somit endete auch die siebte Fachtagung der Anja-Beran-Stiftung, welche Pferdeinteressierten wirklich zu empfehlen ist. Anja Beran, Jana Lacey-Krone und ihr Team verstehen ihr Fach und wissen das Publikum zu überzeugen. Freuen wir uns auf die nächste Fachtagung im November 2017!

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Text: Nino Deinlein; Fotos: Maresa Mader (6), Thomas Kroker (1)