Ingeborg Prior:
Der Clown und die Zirkusreiterin

Verlag: Piper
Erscheinungsjahr: 1997
Seiten: 238
ISBN: 3492228321
Preis: 9,00 €

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„Der Clown und die Zirkusreiterin“ erzählte die authentische Lebensgeschichte von Peter und Irene Bento. Irene geborenen Danner entstammt der berühmten Circusfamlie Lorsch und hat sich bereits in jungen Jahren einen Ruf als hervorragende Kunstreiterin erworben. Doch Irene ist Jüdin und bald erhält sie von den Nazis Auftrittsverbot. 1941 allerdings scheint sich ihr Leben zum Guten zu wenden, sie verliebt sich in den Clown Peter Bento, der ihr anbietet gemeinsam mit seinem Vater in einer Clownsnummer aufzutreten. Von nun an gibt Irene im Circus Adolf Althoff den Weißclown. Allerdings lebt sie in ständiger Angst vor dem Entdecktwerden. Nur dank des unermüdlichen Einsatzes ihres Peters und der großen Hilfe durch Direktor Althoff kann sich Irene im Circus vor der Verfolgung durch die Nazis versteckt halten.

Autorin Ingeborg Prior hat die wahre Geschichte aus zahlreichen Gesprächen mit den Betroffenen rekonstruiert. Und es geschafft die Zeitzeugenberichte zu einem zugleich spannenden und berührenden Buch zu machen. Der Roman erzählt von Zivilcourage und Menschlichkeit in Zeiten des Schreckens und zeigt den Circus als Ort, wo Hautfarbe, Rasse und Religion keine Rolle spielen. Er vergisst aber auch nicht darauf hinzuweisen, dass nicht alle deutschen Circusdirektoren dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstanden. Xaver Brumbach und Hans Sarrasani jr. sogar öffentlich mit ihm sympathisierten.

Im strengen Sinne ist das Buch aber keines über den Circus im Speziellen, sondern zeigt vielmehr auf beeindruckende Weise am Beispiel von Adolf Althoff, der nie Mitglied in der NSDAP war, dass Widerstand und Menschlichkeit auch im 3. Reich möglich war. Das Buch schafft es einem teilweise das schlechte Gewissen zu nehmen, da es zeigt, dass nicht alle Deutschen schlechte Menschen waren, ruft aber gleichzeitig die unfassbaren Grausamkeit der Hitler-Zeit ins Gedächtnis. Irene war davon so gezeichnet, sie verlor mehrere nähere Angehörige, dass sie ihr Leben lang nicht mehr richtig glücklich werden konnte. Trotzdem ist „Der Clown und die Zirkusreiterin“ ein überaus berührendes Stück Zeitgeschichte, voller Menschlichkeit in einer Zeit, in der fast ein ganzes Volk diese verloren hatte.

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Text: Sven Rindfleisch; Fotos: Scans aus dem Buch