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Apollo Varieté 2020 - "British Invasion"
www.apollo-variete.com - 156 Showfotos

Düsseldorf, 29. Februar 2020: Zum 31. Januar haben sich die Briten aus der EU verabschiedet. Und schon sind sie wieder da. Zumindest in Düsseldorf. Denn von Mitte Januar bis Mitte April läuft in Roncalli's Apollo Varieté die Show „British Invasion“. Der Brexit fällt also mitten in die Spielzeit. Doch um eine Invasion im militärischen Sinne geht es hier gar nicht. Vielmehr steht der Titel der Produktion für eine musikalische Ära, in der britische Bands mit ihrem unverwechselbaren Sound die Welt eroberten. Insbesondere in Nordamerika wurde der Begriff „British Invasion“ geprägt. Musikproduktionen aus UK erklommen dort in den 1960er und 70er Jahren die Charts und wurden oft im Radio gespielt.

So etwa die Hits der Beatles, Rolling Stones oder von The Who. Lieder aus dieser Zeit bilden den Soundtrack zur aktuellen Show im Apollo. Die hauseigene Band gibt zwei Stunden, abzüglicher einer Pause, Vollgas. Das Quartett und Sänger Max Buskohl bringen Hit auf Hit. Dazu schlüpft Buskohl in verschiedene Outfits. Am beeindruckendsten dabei ganz sicher der royale Mantel nach der Pause, wenn Melodien von Queen gespielt werden. Die Musiker machen einen grandiosen Job, das Publikum geht enorm mit. Licht- und Tontechnik sind ebenfalls vom Feinsten. In diesen Rausch der Musik eingebunden sind die Auftritte der Artisten sowie des Balletts.


Max Buskohl, Yulia Rasshivkina, Cesar Dias

Zudem gibt verschiedene sehr originelle Szenen. Etwa zu Beginn, wenn auf der Hauptbühne die „Beatles“ spielen. Auf der kleinen Seitenbühne stellen Artisten die tobenden Fans dar. „Beatles Forever“ steht auf einem Schild, das der verkleidete Cesar Dias in den Händen hält. Jongleur Romano Frediani gibt den Mann von der Security im schwarzen Anzug. Als es kein Halten mehr gibt, lässt er die Anhänger der Pilzköpfe auf die Bühne, wo die Party gemeinsam mit den vier Tänzerinnen so richtig gestartet wird. Als Schuljungs mit kurzen Hosen, weißen Hemden, Krawatten und dunklen Strickjacken bestreiten die Cedenos ihren ersten Auftritt. Darin erleben wir das Quartett aus Südamerika am Schleuderbrett. In knappen Glitzer-Kleidern begleitet das Ballett den nächsten Song von Max Buskohl, bei dem auch Gitarrist und Bandleader Marc Scholz ein Solo hat. Yulia Rasshivkina macht einfach immer eine grandiose Figur. Mit enormer Ausstrahlung lässt die blonde Russin Hula-Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen. Bei ihrer mitreißenden Kür hat sie das Publikum im Handumdrehen im Griff. Ohne musikalische Begleitung kommt Cesar Dias bei seinem Duell mit Pistolen aus. Der Komiker mit der Pomade im Haar und der dunklen Brille ist aus verschiedenen Circusmanegen bestens bekannt. Mit einem Zuschauer lässt er zunächst Pistolen durch die Luft fliegen. Die zugehörigen Geräusche macht er mit dem Mund. Danach bittet der Portugiese zum Showdown.


Romano Frediani, Blick in den Saal

Spacig wird es bei der nächsten Einlage von Ballett und Band. Danach gehört die Bühne Romano Frediani. Der Entertainer aus New York startet mit Balljonglagen. Sowohl in die Luft als auch zum Boden. Besonders originell aber ist sein Spiel mit drei goldenen Ringen. Diese wirft er in verschiedenen Kombinationen durch die Luft. Er fängt sie mit den Händen, lässt sie aber genauso auf dem Kopf hin und her springen. Bis sie ihm schließlich um den Hals hängen. Sehr geschickt bezieht er mehrere Zuschauer ein, die ihm die Ringe von ihrem Platz aus zuwerfen dürfen. Dazu gibt es sehr amüsante Plaudereien. Nach diesem großen Spaß sorgt die Pause für Entspannung. Da gibt es Zeit, sich am Platz mit Speisen und Getränken aus der umfangreichen Karte bedienen zu lassen. Die Küche hat ein ebenso hohes Niveau wie die Show. Der aufmerksame und äußerst freundliche Service beginnt bereits vor der Vorstellung. Oder aber man verlässt den Theaterraum, wandelt durch die Gänge des architektonisch rundum gelungenen Gebäudes, genießt den Blick auf den Rhein oder die Exponate aus vergangenen Tagen. Diese finden sich an verschiedenen Orten. So auch im schicken Restaurantbereich mit großer Fensterfront.


Marco Noury, Cesar Dias, Dasha & Vadim

Pünktlich zu Teil zwei sollte man den Platz wieder eingenommen haben. Dann öffnet sich der Vorhang zur großen Hommage an Queen. Max Buskohl interpretiert Songs, die Freddy Mercury berühmt gemacht hat. Artisten schwingen große Fahnen mit dem Union Jack darauf. Die Tänzerinnen lassen in rot-weiß-blauen Kostümen die Beine fliegen. Keck mischt sich Marco Noury unter sie. Schnell legt er seinen weißen Mantel ab. Im knappen Glitzerkostüm geht es an den Strapaten Richtung Bühnendecke. Mit einem sympathischen Schuss Ironie zelebriert er seine Choreographie an zwei Bändern. Dabei verwöhnt er uns nicht nur mit grandiosen Bildern, sondern ebenfalls mit starken Tricks. Etwa dem Spagat zwischen zwei Schlaufen ohne Zuhilfenahme der Hände oder zahlreichen Umschwüngen. Natürlich ist Cesar Dias auch mit seiner herrlich komischen My Way-Interpretation dabei. Augenscheinlich funktioniert hier gar nichts. Doch in Wahrheit sind natürlich alle Missgeschicke perfekt getimt. Nur so ist gewährleistet, das die Zuschauer sich königlich amüsieren. Nach der nächsten Einlage von Ballett und Band erleben wir noch einmal Romano Frediani. Diesmal jongliert er hinter dem Rücken eines auf der Bühne sitzenden Gasts stehend mit zwei Bällen und einem Apfel. Dieser muss immer wieder an der „Pink Lady“ beißen. Erneut gibt es dazu witzige Kommentare von Frediani. Anschließend kommt das Ballett mit roten Schirmen in Herzform. „Shape of my heart“ ist folgerichtig die passende Musik. Der Song von Sting begleitet außerdem den folgenden Auftritt von Dasha & Vadim. Eigentlich ist die Luftakrobatik ihr Genre. Hier zeigen sie Adagio-Akrobatik. Es ist ein sinnliches Spiel miteinander, das einige starke Figuren beinhaltet. An ihre eigentliche Darbietung kommt dieser Auftritt allerdings nicht heran.


Cedenos

Nach dem folgenden Intermezzo wirbeln noch einmal die Cedenos über die Bühne. Jetzt mit ihren bekannten ikarischen Spielen auf zwei Trinkas. Temperamentvoll liefern sie die perfekte Schlussnummer dieser Show. Ein dramatisch verkaufter Scheinsturz gehört genauso dazu wie der Sprung über Kreuz. Ein lebhaftes Finale voller Power schließt sich an. Alle Mitwirkenden sind dabei und geben noch einmal ihr Bestes. Wunderschön gemacht ist der Epilog. Max Buskohl singt auf einem Barhocker sitzend John Lennons „Imagine“. Ruhig gesellen sich nach und nach Artisten dazu. Eine Ballettdame tanzt mit Cesar Dias, jetzt wieder in der Verkleidung aus dem Opening. Doch der junge Mann hat nur Augen für den Sänger. Kurzerhand zieht er ihn schließlich von der Bühne. Weiterer Verlauf offen.

Für mich war es der erste Besuch im Apollo Varieté. Ich war rundum begeistert. Vom wunderbaren Gebäude, vom großartigen Service und ganz besonders von der Show. Denn „British Invasion“ ist nicht nur stark besetzt, sondern auch grandios in Szene gesetzt. Die Produktion versprüht eine ungeheuere Energie und hat keinerlei Längen. Man wird von der ersten bis zur letzten Minuten vollends von ihr eingenommen. Sie packt einen. Die Stimmung im vollbesetzten Saal ist bestens. Hier haben Regisseur Adrian Paul und sein Team glänzende Arbeit geleistet.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch