CHPITEAU.DE

GOP München - "Grand Hotel"
www.variete.de - 108 Showfotos

München, 13. März 2018: In München wird in diesem Frühjahr jeden Abend Silvester gefeiert. Und zwar in einem eleganten „Grand Hotel“. Von den letzten Stunden vor der großen Party erzählt die aktuelle Show im GOP-Varieté. Illustre Gäste und verschrobene Mitarbeiter treffen hier aufeinander. Und daraus entspinnt sich eine unterhaltsame Geschichte mit vielen amüsanten Episoden. Bis zur Pause steht die Handlung im Vordergrund, wie im Theater mit gesprochenen Dialogen. Der zweite Programmteil dagegen liefert vorwiegend eine dichte Abfolge von hochwertigen artistischen Nummern.

In der Produktion „Grand Hotel“ steckt ein enormer Aufwand. Nicht nur die Handlung mit ihren schön herausgearbeiteten Figuren und vielen Dialogen musste entwickelt werden. Auch das aufwendige Bühnenbild macht großen Eindruck. Es zeigt die Lobby der edlen Herberge sowie rechts die Rezeption. Hier schwört Concierge Mr. Antoine (alias Diabolo-Artist Gilles Le Leuch) das Hotelpersonal auf die Vorbereitung der großen Silvesterparty ein. „Schmückt das Grand Hotel“, singen dazu die beiden „Stereo Sisters“ Anouschka und Anina Doinet. Und so gibt es, neben den Klängen vom Band, auch eine musikalische Live-Komponente in dieser Show. Mit ihren Auftritten bilden die Schwestern einen der Roten Fäden im Programm.


Caroline Schroeck 

Mitreißend ist der Charleston-Tanz, den das Ensemble im weiteren Verlauf des Openings auf die Bühne bringt. Besonders heraus sticht dabei das Zimmermädchen, gespielt von Caroline Schroeck mit ihrem Revuekostüm der besonderen Art. Wo andere Glamour-Girls mondänen Federschmuck tragen, besteht ihr Rückenschmuck aus Staubwedeln. Beim „Waschtag“ gerät sie selbst in den Zuber, steckt zusammengeklappt in dem Bottich fest. So wird ihre Kontorsionsnummer auf witzige Art und Weise verpackt. Höchsten Unterhaltungswert hat auch Schroecks Trapeznummer im zweiten Programmteil. Diese handelt davon, wie sie das „Turngerät“ im Rahmen eines Fitnessprogramms von CD erprobt. Trotz oder wegen der gesprochenen Instruktionen kommt es hier im Wortsinn zu zahlreichen Verwicklungen. Dennoch wird sie abschließend zur „Fitnessqueen“ gekrönt.


Sergey Maslennikov 

Sergey Maslennikov kennen wir unter anderem aus der Clown-Riege des Circus Roncalli. Im Grand Hotel gibt er den Lobby-Boy Louis, der zunächst Koffer schleppt und dann sein Balanciervermögen unter Beweis stellt. In der Art von Rigolo legt er mehrere Stangen lose aufeinander. Jeweils am Ende werden Cognacgläser als Gewichte daraufgestellt. Das fragile Konstrukt balanciert er mit einem langen Stab auf seiner Stirn. Und abschließend wird dazu auch noch mit unterschiedlichen Gegenständen jongliert. Natürlich muss auf das gelungene Kunststück mit einem Cognac angestoßen werden. Später wird Maslennikov der Küchen-Brigade zugewiesen. Nur knapp entkommen die Gäste in den vorderen Reihen seinem schelmischen „Eier-Attentat“. Und schließlich zeichnet sich auch seine Tennisschläger-Jonglage zu spanischer Musik durch ihre Kombination aus leisem Humor und artistischem Können aus.


Oksana und Vadim Konovaliuk, Roman Khapersky und Anastasia Sopilniak 

Oksana Konovaliuk gibt eine feine Dame, für die schnell die saubere Tischdecke und das Meißner Porzellan herbeigetragen werden, ihr Ehemann Vadim den distinguierten Oberkellner. Kundin und Kellner zelebrieren bald einen exzellent getanzten Tango, zu Boden und auf dem Tisch. Er wird mit Hebefiguren und weiteren akrobatischen Elementen effektvoll in Szene gesetzt. Später erleben wir Oksana und Vadim mit ihrer originellen und rasanten Quickchange-Darbietung. Hier dient eine rote Telefonzelle als „Umkleidekabine“. Auch diese Darbietung profitiert vom hohen tänzerischen Können der Akteure. Im weiteren Verlauf der Handlung kommt ein Unwetter auf. Die für den Silvesterabend gebuchten Künstler sind im Schneesturm verschwunden. Ein Suchtrupp aus den Reihen des Hotelpersonals macht sich auf den Weg zu ihnen. Zurück bleibt unter anderem Roman Khapersky. Auf vier sehr langen, zur Seite verschiebbaren Stangen präsentiert er seine Handstand-Artistik. Dabei bleibt er jederzeit lässig-cool. Und das nicht nur, wenn er frech grinsend am Requisit lehnt und seine Muskeln zucken lässt. Diese Darbietung ist bestens bekannt, unter anderem aus dem Krone-Bau. Ganz neu ist seine Duo-Akrobatik. Dafür zieht Khapersky sich mit seiner Partnerin Anastasia Sopilniak in ein Hotelzimmer zurück. Die Tür wird flugs umgelegt und so zum Podium. Darauf werden anspruchsvolle Handstände auf dem jeweils anderen gezeigt. Besonders beeindruckend sind die Passagen, in denen Sopilniak als Unterfrau agiert. Die Begleitmusik bäumt sich dramatisch auf, der Beifall ist groß.


Gilles Le Leuch, Trio Boytsov, Gwenadou Schroeckleloeck 

Bald steht fest, dass die verschollene Künstlertruppe nicht rechtzeitig zur Gala ins Hotel kommen wird. Immerhin ihre Requisiten sind schon da. Und so soll sich das Personal mit artistischen Nummern versuchen. Gilles Le Leuch als Concierge Mr. Antoine geht mit gutem Beispiel voran und lässt zwei Diabolos fliegen. Die stark beklatschte Pausennummer dieses Programms, das auch eine Art Familientreffen ist. Denn Le Leuch ist im wahren Leben mit „Zimmermädchen“ Caroline Schroeck verheiratet. Beider Tochter Gwendoline Schroeck hat ebenfalls den Weg zur Artistik gefunden. Als Gwenadou Schroeckleloeck zeigt sie eine klassische Hula Hoop-Nummer – und gibt in „Grand Hotel“ das junge Mädchen, das nur eine Arbeitsstelle sucht und versehentlich in eine Suite einquartiert wird. Schließlich hat auch noch die Küchenbrigade des „Grand Hotels“ ihren großen Auftritt. Dahinter verbirgt sich das Trio Boytsov mit seiner hochklassigen Nummer am Russischen Barren. Igor Boytsov und Vladimir Paklin sind die beiden Untermänner und tragen mit ihren Schultern eine lange, schmale und flexible Stange. Sie ist der Start- und Landepunkt für die Sprünge, Salti und sonstigen Höhenflügen des Fliegers Alexey Suleymanov.


Künstler und Service-Crew

Schön, dass das Münchner GOP mit seiner hohen Bühne über die Voraussetzungen für eine solch raumgreifende Darbietung verfügt. Dann ist aber wirklich Zeit für die große Silvesterparty. Wie schon im Opening mischt sich auf der Bühne die echte Service-Crew des GOP-Varietés unter die Künstler. Gemeinsam stoßen Personal, Künstler und Publikum auf den „Jahreswechsel“ an. Der Beginn eines fröhlichen, ausgelassen gefeierten Finales.

Mit lang anhaltendem Applaus bedankt sich das Publikum für einen Varieté-Abend, der rundherum Spaß macht – mit der aufwendigen, kreativ umgesetzten Inszenierung, mit hochwertigem Tanz und Gesang, mit viel Humor und nicht zuletzt einigen artistischen Glanzpunkten.

_______________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber