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Friedrichsbau - "Just an Illusion"
www.friedrichsbau.de - 117 Showfotos

Stuttgart, 16. September 2023: Magie gehört zu den Spezialitäten des Hauses im Friedrichsbau-Varieté Stuttgart. Und so heißt es exakt zwei Jahre nach der Produktion „Magic Maniacs“ nunmehr „Just an Illusion“. Auch diesmal dreht sich alles um Illusionen in jeglichen Facetten. Auf akrobatische Nummern oder Comedy wird wiederum verzichtet. Neu ist, dass es aus terminlichen Gründen zwei Varianten der Show gibt: eine mit dem Tübinger Allround-Zauberer Julius Frack an insgesamt 20 Abenden, eine mit den Großillusionistinnen „The Magic Pearls“ an weiteren zehn Terminen.

Wir sahen die Version mit Julius Frack, der zu Beginn aus Nebelschwaden auf der Bühne erscheint. Frauenpower gibt es in der Show auch ohne die Magic Pearls, denn in beiden Varianten spielen die „Rock Sisters“ aus Italien eine große Rolle. Die drei sexy gestylten Ladys – Valentina Maria Polizzi, Rossella Petruzziello und Marika La Bianca – werden in den ersten Sequenzen quasi von Julius Frack aus scheinbar leeren Kisten herbeigezaubert. So entsteht der Eindruck eines magischen Ensembles statt einzeln verpflichteter Acts. Gleich im Anschluss wird die rothaarige Valentina Maria Polizzi mit vielen Lagen Klebefolie an ein Gestell gefesselt, doch hinter einem Vorhang tauscht sie in dieser scheinbar ausweglosen Situation blitzschnell den Platz mit ihrer schwarzhaarigen Kollegin Marika La Bianca. Erst dann folgt ein Eröffnungsbild mit dem gesamten Ensemble.


Craig Christian und Elizabeth Best, Rock Sisters

Zu diesem gehört auch das Trio „Evolution of Magic“ aus Großbritannien, Elizabeth Best und Craig Christian mit ihrer Assistentin Charlotte Frankitt. Die beiden Protagonisten steuern einige der faszinierendsten Tricks des Abends bei. Sie reden dabei viel und ausschließlich auf Englisch, doch dank ihres glasklaren Oxford English und ihrer beeindruckenden Eloquenz ist ihnen – Wort für Wort – vollkommen mühelos zu folgen. Zunächst sammelt Craig drei Eheringe aus dem Publikum ein, um diese in einem mit Rauch gefüllten Weinglas dem Anschein nach ineinander zu verketten und sie ohne Beschädigung wieder voneinander zu lösen. Einen eher nahbaren, freundlichen, denn rockig-coolen Typ Illusionisten gibt Julius Frack. Auch nach einer Kartentauschaktion durchs ganze Publikum überrascht der jugendlich wirkende Endvierziger nicht nur seine Mitspielerin aus den Zuschauerreihen damit, wie er eine zuvor gewählte Karte wieder findet. Grandios, wie die Rock Sisters ihre Kollegin Rossella Petruzziello aus einer von spitzen Stangen durchbohrten Kiste verschwinden lassen – nur einen Wimpernschlag, nachdem diese noch mit einer Hand herausgewunken hat. Die Dame mit den braunen Locken kehrt gleich darauf zurück, doch nicht allein. Noch eine weitere Magierin entsteigt der kleinen Box. Wenig später wird noch eine ähnlich angelegte, aber nicht minder eindrucksvolle Großillusion zelebriert. Und schließlich werden wir später auch noch überzeugt, dass eine waschechte Magierin – jedenfalls zum Schein – sich nicht nur durchbohren, sondern ebenso ohne negative Folgen auch auf Papierdicke zusammenquetschen lassen kann.


Craig Christian, Julius Frack mit Zuschauerm, Elizabeth Best

Einen Thriller bringt Elizabeth Best auf die Bühne, wenn sie Papiertüten mit der bloßen Hand zerschlägt – denn unter einer der Tüten steht ein zerbrochener Flaschenhals mit scharfen Spitzen. Ein Zuschauer muss entscheiden, wo sie zuschlagen soll. Das Experiment geht gut, denn bei diesem „Russischen Roulette“ sind die Scherbe unter der letzten Tüte, die natürlich nicht mehr zerdrückt wird. Für Entspannung sorgt im Anschluss Julius Frack bei einer charmanten Zauberei mit einem Gebilde aus Kugeln, die er auf magische Weise zum Leuchten bringt. Per Kamera auf eine Projektionsfläche im Bühnenhintergrund geworfen wird Craig Christians Spiel mit Münzen, die er in wundersamer Weise ihre Plätze wechseln und sich vermehren lässt. Mit Mentalmagie vom Feinsten entertained Julius Frack, der nach anfänglichen Finten das Wort errät, das ein Zuschauer zufällig aus einem von drei Büchern gewählt hat. Der Unterhaltungswert steht im Vordergrund, als Craig Christian zehn zusätzliche Finger wachsen. An Rigolos meditative Palmblatt-Balancen fühlen wir uns erinnert, wenn Elizabeth Best vor der Pause eine fragile Skulptur aus Alltagsgegenständen errichtet, die sie in eigentlich physikalisch unmöglicher Weise aufeinander stapelt. Damit geht es in die Pause.


Julius Frack, Craig Christian mit Zuschauerin, Gabriele Testa

Hälfte zwei eröffnet Julius Frack mit einer absolut ausgefallenen Illusion: Ein Zuschauer wählt zufällig das Reiseziel Jakarta samt Reisedaten – in einem eingespielten Video spaziert der Magier dann durch die Hauptstadt Indonesiens und zeigt ein entsprechend personalisiertes Flugticket. Ebenso ist er nicht nur in der Lage, verschiedenfarbige Sande in ein gefülltes Wasserglas zu schütten; er kann sie auch sortenrein getrennt und trocken wieder daraus entnehmen. Noch einmal äußerst amüsant wird es, wenn Craig Christian eine von einer Mitspielerin aus dem Publikum beschriftete Spielkarte letztendlich aus seinem Mund erscheinen lässt. Wie schon in „Magic Maniacs“ vor zwei Jahren ist der junge Italiener Gabriele Testa mit einem einzigen Trick in der Show vertreten – dafür einem besonders eindrucksvollen, denn er kann Schnüre durch eine massive Glasscheibe fädeln, ohne dass diese zerbricht. Es handelt sich also dem Anschein nach um „flüssiges Glas“. Ansonsten trägt Testa als Assistent zum reibungslosen Ablauf der Vorstellung bei.


Julius Frack mit Zuschauern, Rock Sisters mit Gabriele Testa und Craig Christian

Eine besonders charmante Version von Mentalmagie steuert Julius Frack bei, wenn er bei einem Paar aus dem Publikum ergründet, wie der eine Herr seine Gedanken zum langjährigen Partner übertragen kann. Selbstredend gelingt dies perfekt. Es ist nicht nur ihre beschriebene, brillante Rhetorik, sondern wohl auch ihr Äußeres mit der asymmetrischen Frisur, das zum vollkommen geheimnisumwitterten Auftreten von Elizabeth Best beiträgt. In einer geradezu hypnotischen Nummer beweist sie, dass nicht nur sie selbst, sondern auch eine Zuschauerin die flache Hand ausdauernd über eine lodernde Kerzenflamme legen kann, ohne dass es zu einer Verbrennung kommt. Wenig später teilt ihr Partner Craig - nach einer Zuaberei mit einem Leuchtstab - sie zum Schein in zwei Hälften. Die drei „Rock Sisters“ demonstrieren nicht nur, dass eine der Damen scheinbar in der Lage ist, eine Metallplatte zu durchdringen. Ebenso mühelos gelingt es einer Dame, sich aus einer von Schwertern durchbohrten Kiste zu befreien, während eine andere ihren Platz einnimmt und sich dabei zunächst noch, mit schwarzer Perücke, als dritte Rock Sister ausgibt. Diese Illusion erhält ihren besonderen Reiz aus der transparenten Kiste, so dass zunächst klar zu sehen ist, wie die Magierin zwischen den Schwertern eingekeilt ist. Nur für einen kurzen Moment verschwindet die Box hinter einem Vorhang, um den Platzwechsel zu ermöglichen.

Und so vergeht dieser Abend mit Großillusionen, Kartenmanipulationen, Gedankenlesen, zauberhaften Geschichten und interaktiven Tricks mit dem Publikum wie im Flug. Das Gezeigte ist absolut verblüffend, aber eben „Just an Illusion“ - vom Premierenpublikum heftig beklatscht und allen Freunden des Magischen wärmstens zu empfehlen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll