Wir
sahen die Version mit Julius Frack, der zu Beginn aus Nebelschwaden auf
der Bühne erscheint. Frauenpower gibt es in der Show auch ohne die Magic
Pearls, denn in beiden Varianten spielen die „Rock Sisters“ aus Italien
eine große Rolle. Die drei sexy gestylten Ladys – Valentina Maria
Polizzi, Rossella Petruzziello und Marika La Bianca – werden in den
ersten Sequenzen quasi von Julius Frack aus scheinbar leeren Kisten
herbeigezaubert. So entsteht der Eindruck eines magischen Ensembles
statt einzeln verpflichteter Acts. Gleich im Anschluss wird die
rothaarige Valentina Maria Polizzi mit vielen Lagen Klebefolie an ein
Gestell gefesselt, doch hinter einem Vorhang tauscht sie in dieser
scheinbar ausweglosen Situation blitzschnell den Platz mit ihrer
schwarzhaarigen Kollegin Marika La Bianca. Erst dann folgt ein
Eröffnungsbild mit dem gesamten Ensemble.
 
Craig Christian und
Elizabeth Best, Rock Sisters
Zu
diesem gehört auch das Trio „Evolution of Magic“ aus Großbritannien,
Elizabeth Best und Craig Christian mit ihrer Assistentin Charlotte
Frankitt. Die beiden Protagonisten steuern einige der faszinierendsten
Tricks des Abends bei. Sie reden dabei viel und ausschließlich auf
Englisch, doch dank ihres glasklaren Oxford English und ihrer
beeindruckenden Eloquenz ist ihnen – Wort für Wort – vollkommen mühelos
zu folgen. Zunächst sammelt Craig drei Eheringe aus dem Publikum ein, um
diese in einem mit Rauch gefüllten Weinglas dem Anschein nach ineinander
zu verketten und sie ohne Beschädigung wieder voneinander zu lösen.
Einen eher nahbaren, freundlichen, denn rockig-coolen Typ Illusionisten
gibt Julius Frack. Auch nach einer Kartentauschaktion durchs ganze
Publikum überrascht der jugendlich wirkende Endvierziger nicht nur seine
Mitspielerin aus den Zuschauerreihen damit, wie er eine zuvor gewählte
Karte wieder findet. Grandios, wie die Rock Sisters ihre Kollegin
Rossella Petruzziello aus einer von spitzen Stangen durchbohrten Kiste
verschwinden lassen – nur einen Wimpernschlag, nachdem diese noch mit
einer Hand herausgewunken hat. Die Dame mit den braunen Locken kehrt
gleich darauf zurück, doch nicht allein. Noch eine weitere Magierin
entsteigt der kleinen Box. Wenig später wird noch eine ähnlich
angelegte, aber nicht minder eindrucksvolle Großillusion zelebriert. Und
schließlich werden wir später auch noch überzeugt, dass eine waschechte
Magierin – jedenfalls zum Schein – sich nicht nur durchbohren, sondern
ebenso ohne negative Folgen auch auf Papierdicke zusammenquetschen
lassen kann.
  
Craig Christian, Julius
Frack mit Zuschauerm, Elizabeth Best
Einen
Thriller bringt Elizabeth Best auf die Bühne, wenn sie Papiertüten mit
der bloßen Hand zerschlägt – denn unter einer der Tüten steht ein
zerbrochener Flaschenhals mit scharfen Spitzen. Ein Zuschauer muss
entscheiden, wo sie zuschlagen soll. Das Experiment geht gut, denn bei
diesem „Russischen Roulette“ sind die Scherbe unter der letzten Tüte,
die natürlich nicht mehr zerdrückt wird. Für Entspannung sorgt im
Anschluss Julius Frack bei einer charmanten Zauberei mit einem Gebilde
aus Kugeln, die er auf magische Weise zum Leuchten bringt. Per Kamera
auf eine Projektionsfläche im Bühnenhintergrund geworfen wird Craig
Christians Spiel mit Münzen, die er in wundersamer Weise ihre Plätze
wechseln und sich vermehren lässt. Mit Mentalmagie vom Feinsten
entertained Julius Frack, der nach anfänglichen Finten das Wort
errät, das ein Zuschauer zufällig aus einem von drei Büchern gewählt
hat. Der Unterhaltungswert steht im Vordergrund, als Craig Christian
zehn zusätzliche Finger wachsen. An Rigolos meditative
Palmblatt-Balancen fühlen wir uns erinnert, wenn Elizabeth Best vor der
Pause eine fragile Skulptur aus Alltagsgegenständen errichtet, die sie
in eigentlich physikalisch unmöglicher Weise aufeinander stapelt. Damit
geht es in die Pause.
  
Julius Frack, Craig
Christian mit Zuschauerin, Gabriele Testa
Hälfte
zwei eröffnet Julius Frack mit einer absolut ausgefallenen Illusion: Ein
Zuschauer wählt zufällig das Reiseziel Jakarta samt Reisedaten – in
einem eingespielten Video spaziert der Magier dann durch die Hauptstadt
Indonesiens und zeigt ein entsprechend personalisiertes Flugticket.
Ebenso ist er nicht nur in der Lage, verschiedenfarbige Sande in ein
gefülltes Wasserglas zu schütten; er kann sie auch sortenrein getrennt
und trocken wieder daraus entnehmen. Noch einmal äußerst amüsant wird
es, wenn Craig Christian eine von einer Mitspielerin aus dem Publikum
beschriftete Spielkarte letztendlich aus seinem Mund erscheinen lässt.
Wie schon in „Magic Maniacs“ vor zwei Jahren ist der junge Italiener
Gabriele Testa mit einem einzigen Trick in der Show vertreten – dafür
einem besonders eindrucksvollen, denn er kann Schnüre durch eine massive
Glasscheibe fädeln, ohne dass diese zerbricht. Es handelt sich also dem
Anschein nach um „flüssiges Glas“. Ansonsten trägt Testa als Assistent
zum reibungslosen Ablauf der Vorstellung bei.
 
Julius Frack mit
Zuschauern, Rock Sisters mit Gabriele Testa und Craig Christian
Eine
besonders charmante Version von Mentalmagie steuert Julius Frack bei,
wenn er bei einem Paar aus dem Publikum ergründet, wie der eine Herr
seine Gedanken zum langjährigen Partner übertragen kann. Selbstredend
gelingt dies perfekt. Es ist nicht nur ihre beschriebene, brillante
Rhetorik, sondern wohl auch ihr Äußeres mit der asymmetrischen Frisur,
das zum vollkommen geheimnisumwitterten Auftreten von Elizabeth Best
beiträgt. In einer geradezu hypnotischen Nummer beweist sie, dass nicht
nur sie selbst, sondern auch eine Zuschauerin die flache Hand ausdauernd
über eine lodernde Kerzenflamme legen kann, ohne dass es zu einer
Verbrennung kommt. Wenig später teilt ihr Partner Craig - nach einer
Zuaberei mit einem Leuchtstab - sie zum Schein in zwei Hälften. Die drei
„Rock Sisters“ demonstrieren nicht nur, dass eine der Damen scheinbar in
der Lage ist, eine Metallplatte zu durchdringen. Ebenso mühelos gelingt
es einer Dame, sich aus einer von Schwertern durchbohrten Kiste zu
befreien, während eine andere ihren Platz einnimmt und sich dabei
zunächst noch, mit schwarzer Perücke, als dritte Rock Sister ausgibt.
Diese Illusion erhält ihren besonderen Reiz aus der transparenten Kiste,
so dass zunächst klar zu sehen ist, wie die Magierin zwischen den
Schwertern eingekeilt ist. Nur für einen kurzen Moment verschwindet die
Box hinter einem Vorhang, um den Platzwechsel zu ermöglichen. |