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GOP Essen - Le Clown
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Essen, 3. Oktober 2009: „Le Clown“, der Clown – so schlicht ist der Titel der aktuell in Essen zu sehenden GOP-Produktion. Im Mittelpunkt steht dabei der bekannte Pantomime Andrey Jigalov, der zu Beginn auf einer Bank liegend von der großen Karriere im Rampenlicht träumt und - so viel sei verraten - es am Ende auch dorthin schafft. Erstaunlich, wie es Gewinner eines Silbernen Clowns (2003) immer wieder schafft durch bloßes Nichtstun und das anschließende Peace-Zeichen seinem seriösen Gegenspieler Csaba den Verstand zu rauben und sich selber in die Herzen der Zuschauer zu spielen.


Jigalov und Csaba, Francoise Rochais,
Alexey Chaynikov

Es ist die liebenswerte, kindliche Naivität, die Jigalov, den Mann mit der viel zu tief hängenden Cordhose, so einmalig macht. Neben Csaba wirkt auch Francoise Rochais in einigen der über die ganze Show gestreuten Szenen mit. Herrlich amüsieren kann sich zum Beispiel über eine Geschichte um gekaufte Liebe und einen Kaktus. Für was der beiden Dinge sich Jigalov wohl entscheidet? Als feine Dame beginnt die Französin auch ihre Solonummer. So jongliert sie mit unterschiedlichsten Gegenständen wie Schirmen, Keulen, Ringen und Tennisschlägern, um nach einem Kleiderwechsel zu modernem Sound bis zu sechs Batons in die Luft zu wirbeln. Gleich zu Beginn der Show setzt Alexey Chaynikov ein Ausrufezeichen: Seine Hula-Hoop-Darbietung überbietet das Repertoire der meisten Nummern dieser Art bei weitem. Der russische Artist lässt die Reifen sogar um seine Nase rotieren und beherrscht sie selbst dann, wenn sie einen Durchmesser von drei Metern haben. Eine typische Varieté-Nummer präsentieren Oksana & Vadim mit ihrer Tanzperformance. Trotz anfänglicher Irritationen finden auch die beiden dank ihrer guten Laune großen Anklang.


Oksana & Vadim, Nataliya Vasylyk, Duo Synergie

Ganz in schwarz gewandt zeigt sich Nataliya Vasylyk auf einem sich teilweise drehenden Requisit. Die Presse feiert ihre Kontorsionistikvorführung regelrecht, auch wenn die Darbietung über den Standard kaum hinausgeht. Schön anzusehen ist sie allemal. Gleich zwei Nummern steuert das männliche Duo Synergie zu „Le Clown“ bei: Im ersten Teil sind beide an den Strapaten zu sehen, an denen sie mal alleine, mal gemeinsam ihre Verwicklungen zeigen. Nach der Pause treten beide dann als kiffende Urlauber in Badehose in Erscheinung. Mit dieser Inszenierung ihrer Partnerakrobatik waren die beiden auch schon in der RTL-Sendung „Das Supertalent“ zu sehen. Höhepunkt  und zu Recht Schlussnummer sind die wieder einmal hervorragend aufgelegten „White Crow“, allen voran Frontfrau Carole Demmers. Zusammen mit Johnny Gasser und Yury Kreer begeistert sie auch hier das Publikum mit ihren Sprüngen, Salti und Pirouetten. Die spürbare Lebensfreude springt ohne weiteres auf das Publikum über, auch wenn die dreifachen Salti aufgrund der geringen Bühnenhöhe ausfallen mussten. „Eine der schönsten artistischen Darbietungen überhaupt“, lautete das Urteil in der Besprechung zur Höhner Rockin Roncalli Show. Nun, zur eigenen Musik, gilt dies noch uneingeschränkter. Alleine für diese Nummer lohnt der Besuch.

Auch die aktuelle Produktion des GOP weiß das Publikum zu begeistern, allerdings auf eine andere Weise als in den Vormonaten mit Fumagalli. Weniger frenetisch, dafür ausgiebig lange der finale Applaus. Am Ende hebt sich der Vorhang allein fünf Mal für die Akteure. Doch diese leisere Begeisterung, viel mehr ein Gefühl des Wohlfühlens passt zur Show. Denn mit Jigalov, Csaba und Co. schlägt das GOP dieses Mal deutlich leisere Töne an als mit dem italienischen Starclown.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: GOP