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Apollo Varieté 2022 - "Let It Snow"
www.apollo-variete.com - 140 Showfotos

Düsseldorf, 3. November 2022: Natürlich liegen die Lebkuchen schon seit Wochen in den Regalen der Supermärkte. In der Düsseldorfer Innenstadt werden die ersten Buden für den Weihnachtsmarkt aufgebaut und es gibt festlich geschmückte Schaufenster. Aber gefühlt sind die Feiertage noch in weiter Ferne. Wenn sich dann aber im Apollo Varieté der Vorhang öffnet, ist man mittendrin. Mittendrin in einem opulent dekorierten Wohnzimmer. Mit einem feudalen Sofa, liebevoll verpackten Geschenken vor einem beeindruckenden Kamin und einem großen Christbaum.

Corinna de Pooter und Sonny Hayes hängen die letzten Kugeln daran, das Hausmädchen (Galina Hayes) sorgt, je nach Sichtweise, für Ordnung oder Chaos. Zu guter Letzt kommt noch Professor Wacko als Großvater hinzu.


Opening mit Corinna de Pooter und dem Apollo Ballett

Mit diesen Vorbereitungen für die Bescherung beginnt „Let It Snow“, die Weihnachtsshow im Düsseldorfer Apollo. Die Idee dazu kommt von Bernhard Paul, die detaillierte Umsetzung liegt beim Team vor Ort. Begleitend zum Programm auf der Bühne gibt es optional wieder ein speziell zusammengestelltes Menü, das den Gaumen erfreut. Der überaus aufmerksame Service bringt es an den Tisch und erfüllt auch die Getränkewünsche. Beste Voraussetzungen also, um in den festlichen Abend zu starten.


Marie Bitaroczky, Sonny und Galina Hayes

Dazu kommen die ausgewählt hübschen Damen des Balletts auf die Bühne. Das Quartett zeigt seine erste Choreographie, während Corinna de Pooter mit toller Stimme und viel Präsenz ihr erstes Lied singt. Mit dem zweiten begleitet sie die erste Darbietung. „Beauty and the beast“ interpretiert sie beim Großvater am Sofa, während das Spotlight Marie Bitaroczky gehört. Sie beginnt am Vertikal- und wechselt dann an das Schwungseil oder „Cloudswing“, Wolkenschaukel, wie es im Englischen so schön heißt. Ausgelassen fliegt sie über die Bühne, beweist die Biegsamkeit ihres Körpers, hält sich in verschiedenen Positionen im Gleichgewicht und lässt sich nach vorne herabfallen. Zum Glück mit den Füßen in das Seil gewickelt. Sonny und Galina Hayes verstehen sich auf Comedy genauso wie auf Magie. Folgerichtig verbinden sie beides. So entsteht eine herrliche Mischung mit mehr als einem Schuss gesundem britischen Humor. „Alles ohne Schnüre“, wie Sonny augenzwinkernd zu den folgenden Zaubertricks verspricht. Und wenn dann statt seiner Gattin als „schwebender Jungfrau“ ein Tisch in die Höhe fliegt, mag man das kaum glauben. Es geht immer irgendetwas schief und doch staunt der Zuschauer, weil trotzdem etwas „Magisches“ passiert. Die gespielte Disharmonie des Paares basiert letztendlich auf einem perfekten Zusammenspiel.


Jemile Martinez, Augustin Viglione, Three G

Am Ende des nächsten Auftritts des Balletts kommt Jemile Martinez in edler Kombination und mit Fliege zu den Damen. Diese haben sogar ein Geschenk für den Jongleur. Es ist ein silberner Fußball, mithin eines seiner Requisiten. Mit bis zu fünf davon entfacht er einen wahren Wirbel. Er lässt sie auf seinen Fingern rotieren, hält sie mit Fuß und Kopf in Bewegung oder jongliert sie klassisch mit den Händen. Faszinierend ebenfalls, wie Jemile Martinez einen Ball von einem Ohr auf das andere wandern lässt. Galina stellt uns mit Hilfe von Kärtchen die bereits aufgetretenen Künstler vor und kündigt den folgenden an. Dazu verwendet sie ein Beatles-Poster. Denn Augustin Viglione arbeitet in einer Sergeant-Pepper-Uniform. Der Argentinier ist wirklich ein wahrer Seifenblasenkünstler. Er erzeugt filigrane Gebilde, die nur für wenige Augenblicke bewundert werden können. Danach lösen sie sich quasi in Luft auf. Seine Kunstwerke entstehen in der Mehrzahl auf einem Tisch. Für zusätzliche Effekte setzt er Rauch ein. Ergänzend lässt er große Seifenblasen entstehen. Beim Schlusstrick beweist er zudem seine magischen Fähigkeiten. Das Ballett leitet in langen blauen Kleidern über zu Three G. Zuletzt sah ich das Trio bei Flic Flac, wo die Akrobatinnen in bunten Sportoutfits zu sehen waren. Für die Weihnachtsshow im Apollo Varieté haben sich die Ukrainerinnen schick herausgeputzt. Auch hier überzeugen sie mit höchst anspruchsvoller Partnerakrobatik. Sie bauen wunderschöne menschliche Türme, die ein hohes Maß an Kraft und Gleichgewichtssinn erfordern. Doch die Anstrengungen, die der Zuschauer darin sieht, lassen sich Three G nicht anmerken. Sie lächeln charmant dazu. Zudem wirbeln zwei der Damen die dritte in die Luft, wo diese Flugsequenzen zeigt.


Sonny und Galina Hayes, Inna Yeremenko

Mit Kartenzauberei „verblüfft“ Galina den sichtlich genervten Sonny Hayes. Auch mit Konfetti und einer Papiertröte schafft sie es nur sehr begrenzt, seine Laune zu heben. Unbegrenzten Spaß hat dagegen das Publikum. Die beiden spielen ihre Szenen wirklich begnadet komisch. Herrlich ebenfalls das „Hütchenspiel“ von Sonny, bei dem sich Galina unter den weißen Eimern befindet und schonmal ungeplant auftaucht. Mit großen Geschenken, auf denen jeweils ein Buchstabe klebt, verabschiedet uns das Ballett in die Pause. Und da das Wort „Pause“ fünf Lettern hat, hilft Professor Wacko aus. Zu Beginn des zweiten Teils sitzt er wieder auf dem Sofa. Nach dem Auftakt mit den Tänzerinnen gesellt sich Corinna de Pooter zu ihm, um die nächste Nummer gesanglich zu begleiten. Diese gehört Inna Yeremenko. Wenngleich sie mit Reifen arbeitet, zeigt sie keine klassische Hula-Hoop-Darbietung. Vielmehr jongliert sie auf vielfältige Weise mit ihren Ringen verschiedener Größen. Dies sogar im Handstand. Eine höchst eigenständige Performance, die neuartige Bilder erzeugt. Die britische Tradition des Aufhängens von „Christmas Socks“ nutzt Galina Hayes für ihre nächste Zauberei. Dabei dürfen Corinna de Pooter und Professor Wacko die Leine halten. Natürlich kommt auch Sonny nicht ungeschoren davon. Er findet sich kurzerhand im BH mitten auf der Bühne wieder. Immerhin unter dem kurzzeitig geöffneten Hemd.


Bob Gvozdetskyi, Professor Wacko

Wunderbar winterliche Kostüme tragen die Tänzerinnen bei ihrem folgenden Einsatz. Währenddessen wird das Requisit für Bob Gvozdetskyi vorbereitet. Der Absolvent der Circusschule in Kiew hat sich der Handstandakrobatik verschrieben. In immer neuen Varianten hält er sich auf einer sowie zwei Händen im Gleichgewicht. Höhepunkt ist der Klötzchentrick mit fünf Etagen. Der Versuch von Sonny Hayes, sich vor dem Vorhang eine Zigarette anzuzünden, endet damit, dass seine Gattin ihn mit einem Feuerlöscher „rettet“. Die edle Hose ist mit weißem Pulver „verziert“. Kurzerhand verpasst Galina ihm eine Servierschürze, um das Malheur zu überdecken. Wenn der Blick auf die Bühne wieder freigegeben wird, erleben wir einen wahren Rausch in rot. Professor Wacko hat sich in den Weihnachtsmann verwandelt, Corinna de Pooter ist in rot gekleidet und rot ist auch die vorherrschende Farbe bei den weihnachtlichen Outfits des Balletts. Ein wunderbares, höchst dynamisches Bild, das Augen und Ohren verwöhnt. Der Weihnachtsmann sorgt für einen Schuss Frivolität. Der vermeintlich ältere Herr mit dem Rauschebart darf sogleich beweisen, dass er sehr beweglich ist. Das Trampolin mit Sprungturm wurde für ihn aufgebaut. Darauf wagt Professor Wacko turbulente Eskapaden. Hier werden Comedy und Akrobatik zu einem überzeugenden Ganzen zusammengefügt. Galina Hayes zaubert mit einem weißen Luftballon und dann startet das ausschweifende Finale. Ballett und Artisten sind dabei, Corinna de Pooter begeistert noch einmal mit ihrer wunderbaren Stimme. „Santa Baby“ und „Let It Snow“ sind die beiden abschließenden Songs des Abends. An dieser Stelle ein großes Lob an Licht- und Tonregie. Die Verantwortlichen dort machen den Genuss perfekt. Nach diesem opulent gestalteten Abschied öffnet sich der Vorhang ein letztes Mal. Im Epilog sehen wir die Artisten beim Auspacken der Geschenke. Ein Last-Minute-Präsent kommt in Form eines Lichtpunkts hinzu, der den letzten Effekt setzt.

„Let It Snow“ sorgt für eine geballte Ladung Weihnachtsstimmung. Hier wird das bevorstehende Fest für alle Sinne groß inszeniert. Insbesondere Tänzerinnen und Sängerin sowie die wunderbaren Kostüme schaffen eine faszinierende Atmosphäre. Die Artisten sorgen für Staunen. Die kulinarischen Genüsse runden das Erlebnis ab. Und auch wenn die Feiertage gefühlt noch fern sind, macht diese Show großen Spaß. Dieser wird mit jedem weiteren Tag in Richtung 24. Dezember steigen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch