Zum
Auftakt erscheinen sie aus eckigen Säulen, auf die Bilder von ihnen
projiziert werden. Weiter geht es mit Quick Change-Illusionen und der
schwebenden Jungfrau. Ihr zweiter Auftritt ist der faszinierendste.
Timothy Trust lässt sich im Publikum Gegenstände zeigen, die die mit
verbundenen Augen auf der Bühne stehende Diamond prompt benennt. Das
geht nicht nur sehr schnell, sondern auch fehlerfrei. Selbst den
Ladestand eines Smartphone-Akkus und eine Ausweisnummer gibt sie ohne
Probleme wieder. Richtig mystisch, oder vielmehr mysteriös, wird es,
wenn Trust und seine Partnerin Herren aus dem Publikum auf die Bühne
holen. Beim Spiel mit Metallreifen werden diese in den Händen eines
Herren heiß. Einem anderen versagen die Beine. Es wirkt schon ein wenig
beängstigend, zu sehen, wie hier Varietégäste manipuliert werden.
Timothy Trust und Diamond
Einfach
nur unterhaltsam ist der Dialog von Timothy Trust mit einem Frosch.
Denn Bauchredner ist er auch. Das Zwiegespräch der beiden ist wirklich
witzig, zumal hier nicht nur die bekannten Witzmechanismen des Genres
ausgepackt werden. Nach der Pause durchbohrt der Magier einen Karton,
in dem Diamond sitzt, mit Säbeln. Gegen Ende der Show wird dann auch
die Rahmenhandlung aufgelöst. Trusts Vater besaß demnach einen Circus,
in dem er am Ende eine große indische Zaubershow zeigte. Als
Vermächtnis bekam Timothy von seinem Vater eine Kiste, die bis heute
nicht geöffnet werden konnte. Doch als eine Zuschauerin das Jahr der
Eheschließung eines daneben sitzenden Paares auf einem Zahlenschloss
einstellt, springt dieses auf. Darin ein Schriftstück in einer
Plexiglasrolle. Auf der Seite Papier finden sich dann
verblüffenderweise Informationen zur Hochzeit ebenjenes Paares. Diamond
schlägt vor, dass Timothy, jetzt wo das Rätsel gelöst ist, die indische
Zaubershow von damals zeigen könne. Diese erleben wir vor dem Finale.
Äußerst witzig dargeboten, folgt Trick auf Trick. Es sind keine allzu
spektakulären Illusionen, die Gesamtpräsentation zählt. Nahtlos folgt
die Verabschiedung durch alle Mitwirkenden, die ebenfalls indische
Gewänder tragen.
Helmut (Collins Brothers), Dmitry Chernov, Meike Silja
Nicht
ganz so begnadete Zauberkünstler sind die Collins Brothers. Bei ihrem
„zersägten Helmut“ geht so ziemlich alles schief. Das aber auf sehr
amüsante Weise. Die Brüder zeigen neben ihrem Klassiker auch die mobile
Duschkabine. Hier nimmt Helmut mitten auf der Bühne eine ausgiebige
Dusche. Natürlich verläuft das nicht ohne Komplikationen. Es ist ein
herrlicher Spaß, bei dem Helmut trotz aller Missgeschicke auch oben
ohne eine gute Figur abgibt. Als erste artistische Nummer genau richtig
platziert ist Dmitry Chernov. Der kreative Kopf, der so viele Nummern
für andere entwickelt, steht in Höchst mal wieder selbst auf der Bühne.
Als mystischer Schamane jongliert er mit weißen Bällen. Das tut er sehr
dynamisch, womit die Show bestens in Schwung kommt. Bis zu sieben Bälle
hält er gleichzeitig in der Lust. Die nächste Künstlerin wird von
Timothy Trust und Diamond herbeigezaubert. Wieder sind Projektionen im
Spiel. Meike Silja erscheint somit aus dem Nichts, um am Trapez eine
ruhige, kraftvolle Kür zu zeigen. Getaucht in wunderschönes Licht zeigt
sie anspruchsvolle Figuren, die nicht ungefährlich sind. So etwa den
Genickhang an der Trapezstange.
Selyna Bogino, Shcherbak & Popov, Julius Zier
Eine weitere attraktive junge Artistin erleben wir im zweiten
Teil. Dabei handelt es sich um Selyna Bogino mit ihren
Antipodenspielen. Sie ist Circuskünstlerin in der fünften
Generation. Vater Paolo ist mit nach Höchst gekommen, um
seiner Tochter zu assistieren. Diese jongliert gekonnt
verschiedene Requisiten mit den Füßen. Los geht es mit einer
Walze. Am Ende hält sie fünf große Bälle mit Füßen und Händen
in der Luft. Zu den Top Acts unserer Tage gehört die
Partner-Akrobatik von Shcherbak & Popov. Die Tricks der
sympathischen Ukrainer mit den Schirmmützen sind phänomenal.
Was ungeheuer schwer sein muss, wird von ihnen mit größter
Leichtigkeit präsentiert. „Singing in the rain“ bildet die
musikalische Begleitung. So begeisterten sie etwa schon im
Moulin Rouge und gewannen in Monte Carlo einen Goldenen Clown.
Der Titel wird hier natürlich live gespielt, wie sämtliche
Stücke der Show. Dafür sorgt die Tom Schlüter Band. Das
Quartett hinterlässt wieder einen glänzenden Eindruck.
Ungeheuer stimmungsvoll ist das Lichtdesign, welches, genauso
wie die Musik, den Genuss perfekt macht. Für die Beleuchtung
ist Philipp Zier verantwortlich, der zudem die Projektionen
steuert. Bruder Julius hat die gesamte Show produziert.
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