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Friedrichsbau-Varieté - Sugar Blue
www.friedrichsbau.de

Stuttgart, 5. November 2009: Der Winter wird erneut heiß im Stuttgarter Friedrichsbau-Varieté: In der neuen Produktion „Sugar Blue“ entblättern sich wieder drei Damen auf kunstvolle Weise – immer mit einem Schuss Ironie und stets so, dass die letzte Hülle gerade nicht fällt. Das sind die besonderen Markenzeichen des Edel-Striptease Marke „New Burlesque“. Schon die erste Burlesque-Produktion „Miss Evi’s Company“ vor einem Jahr war ein großer Erfolg für den Friedrichsbau. Die Deutsche Entertainment AG, Betreiberin des Friedrichsbaus, wagte mit einer neuen Version der Show sogar den Sprung nach Berlin.

Sie zeigt das Programm dort unter dem Titel „Black Flamingo“ aktuell im Wintergarten-Varieté, das eigens dafür für begrenzte Zeit wiedereröffnet wurde. Das große Medien-Echo (BILD: „Stuttgart schärfste Show“) wird seinen Teil dazu beitragen, dass auch die zweite Burlesque-Produktion für volles Haus im Friedrichsbau sorgt.


Max Nix und Willi Widder Nix, Triple Espresso

Nachdem „Miss Evi’s Company“ in einem Nachtclub der 20er Jahre spielte, verlegt Regisseur Ralph Sun den Augenzwinker-Striptease nun in die 50er Jahre und kombiniert ihn neu mit Rock’n’-Roll-Rhythmus. Für diesen sorgt die siebenköpfige Stuttgarter Band Triple Espresso, die mit Rockabilly, Swing und Punk Rock ordentlich Dampf macht. Alle Darbietungen werden live begleitet – diesmal ist die Musik eine echte Hauptattraktion. Wieder an Bord sind die beiden Comedy-Genies Max Nix und Willi Widder Nix, die hier als „Toni Sugar und Willi Blue“ auf eine Art Roadmovie-Fahrt durch die USA mit mehreren Stationen gehen.  Gnadenlos komisch sind die Auftritte der „Lords of Comedy“: Egal ob beim Jodel-Blues, beim Rock’n'Roll auf Alphörnern, bei der Parodie auf eine Bola-Nummer oder beim garantiert durchschaubaren Comedyzaubern – die zwei Herren mit der herrlich schrägen Mimik und den absurden Kostümierungen sind auch beim dritten Friedrichsbau-Engagement innerhalb von drei Jahren eine Wucht, mit immer noch neuen Ideen.


Amber Ray, Beatrix von Bourbon, Vivi Valentine

Für die burlesken Striptease-Szenen wurden drei Damen verpflichtet, die völlig verschiedene Typen verkörpern. Amber Ray, üppiges Vollweib aus den USA, kreuzt Erotik und Skurrilität bei ihren Entblätterungen aus prunkvollen Kostümen – und schreckt dabei auch vor „Bunny-Elementen“ mit Puschelschwänzchen am Hintern und Plüschkarotte zwischen den Zähnen nicht zurück. Gar nicht niedlich, sondern streng, kühl, unnahbar turnt die Australierin Vivi Valentine in einem überdimensionalen Herz. Ein Wiedersehen gibt es schließlich mit Beatrix von Bourbon, die schon 2008 zum Burlesque-Ensemble gehörte. In den ersten Tagen konnte sie leider ihren neu kreierten Strip im Milkshake-Glas nicht zeigen, da das überdimensionale Requisit beim Transport nach Stuttgart zerbrochen war. So schälte die Britin, die ihren Körper durch riesige Tattoos zum Gesamtkunstwerk gestaltet hat, sich unschuldig-schamlos als Cinderella aus einem blauen Kleid. Als ob es noch eines Beweises für die ironische Komponente der Burlesque bedurft hätte, wird der praktisch unverzichtbare "Fächertanz" diesmal von Max Nix und Willi Widder Nix aufgeführt.


Strakhov Brothers, Igor Boutorine, Paul Ponce

Während wir in der Vorjahr-Burlesque-Show den Eindruck hatten, dass die Artistik ein bisschen vernachlässigt worden war, kann man dies nun gerade nicht behaupten – und das ist in ganz großem Maß ein Verdienst des Top-Jongleurs Paul Ponce. In einem ersten Auftritt lässt er einen Fußball über Kopf und Schultern tanzen und wirbelt fünf Keulen durch die Luft; später kehrt er wieder mit fünf Hüten, die er inmitten des Publikums fliegen lässt – tolle Tricks, elegant präsentiert, mit fantastischer Ausstrahlung, Bühnenpräsenz und direktem  Draht zum Publikum. Erstklassig. Ponce stammt aus einer echten Circusfamilie – seine Eltern Victor Ponce (ebenfalls Jonglage) und Silvia Silvia (Kunstschützin) sah man 2008 bei Sarrasanis „Circussternen“. Mitreißend auch Hula-Hoop-Artist Igor Boutorine, frisch und unbekümmert, der im Herbst 2007 schon einmal in einer Friedrichsbau-Show mit Rock’n’Roll- bzw. 50er-Jahre-Thematik („Lollipop“) zu sehen war. Die Strakhov Brothers, muskelbepackt und tattoo-dekoriert, anfangs noch in Nadelstreifen und später mit freiem Oberkörper, sorgen dann im Hand- und Kopfstand sowie Hand-auf-Hand dafür, dass auch die Damen sich über echte Hingucker freuen können. Freilich auch dank der artistischen Leistung! Schließlich kombiniert Annabel Lee kontorsionistische Luftringakrobatik, ausgeführt in niedriger Höhe, mit klassischem Tanz auf Spitzen.

Starke Artistik, knisternd-augenzwinkernde Erotik, erstklassige Live-Musik, allerbeste Comedy, eingebettet in eine thematisch durchkomponierte, rasante Show in einem wiederum komplett neuen, opulenten Bühnenbild – die neue Produktion ist rundum gelungen. Fünfziger Jahre, Sex und Rock’n’Roll: Wenn diese Show kein Renner wird, was dann?

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber