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GOP Essen - "tierisch gut"
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Essen, 6. Mai 2010: Frank Rossi ist eigentlich kaum zu beschreiben. Denn wie der Bauchredner auf der Bühne arbeitet, ist schlichtweg phänomenal! Zunächst einmal verzichtet er gänzlich auf den Einsatz von Puppen, sondern bastelt sich aus Tüchern, Socken oder ähnlichem seine Gesprächspartner. So entsteht ein zunächst blindes, Ananas- süchtiges Stoffkaninchen, dann ein rachsüchtiger, impulsiver Vogel, der all zu gern den großen Manager spielen würde. Zum Abschluss der Show kehrt Rossi dann mit dem ängstlichen Jackett „Jacky“ auf die Bühne zurück, dem er mit einem poetischen Lied die Furcht nehmen möchte.

Was Frank Rossi ausmacht sind nicht nur die feinsinnigen, spaßigen Dialoge – anders als bei anderen Kollegen geht es wirklich gesittet zu -, sondern seine perfekte Technik. Ohne Zweifel und vollkommen zu Recht ist der Bauchredner der unumstrittene Star der Show „tierisch gut“, die zurzeit im GOP Essen zu sehen ist. Im Grunde lassen sowohl der Name der Show als auch die Informationen für die Presse auf einen Besuch im Zoo oder ähnlichem als Handlungsstrang schließen. Gleichwohl einige Artisten in tierischer Aufmachung agieren, so verwundert es dann schon wenn Moderator Helmut Sanftenschneider das Publikum meist auf musikalische Weise auf einen Besuch in eine Fußgängerzone einlädt und auch dorthin begleitet. Sinn macht diese Gestaltungsidee allemal, sind so die verschiedenen Auftritte einfacher und sinnvoller zu einem Ganzen zusammenzufügen. Nicht einfach ist es in diesem Fall, da sich viele Darbietungen ähneln (Hand-auf-Hand, Equilibristik, Handvoltigen, Kontorsion) und zum Teil direkt aufeinander folgen. Dennoch gelingt es insgesamt recht gut einen abwechslungsreichen Abend zu gestalten.


David Confal, Zebras,
Alexander Veligosha

Die Gruppe „Zebras“ ist unter anderem aus der Roncalli-Manege bekannt und bildet mit ihren durchgestylten Handvoltigen den Schlusspunkt. Anders als noch im Januar im großen Monte-Carlo-Rund wissen die fünf Akteure hier im intimeren Rahmen des GOP wirklich zu begeistern. Herausragend ist zum Beispiel der mehrfache Salto aus dem Drei-Mann-Hoch in den Stand auf die Schultern der Untermänner. Gleiches Urteil lässt sich auch über Alexander Veligosha fällen. Der russische Handstand-Equilibrist, der normalerweise im Pariser Lido zu Hause ist, überzeugt mit Leistung. Verschiedenste Variationen des einarmigen Handstandes werden kraftvoll und in Reihe gehalten.


Alla Klyshta

Der erst 18-jährige David Confal  wird als „die Neuentdeckung des GOP“ angekündigt – und dies ist keineswegs übertrieben. Sein Spiel mit den Diabolos ist präzise und sicher; drei Diabolos hält er spielend in der Luft. Der Versuch, vier Diabolos zu jonglieren, allerdings will an diesem Abend leider nicht gelingen. Aus dem jungen Mann, der nebenbei noch fürs Abitur büffelt, kann was Großes werden! Mit gleich zwei Darbietungen tritt Lena Gutschank in Erscheinung. Die Absolventin der Berliner Artistenschule (2002/03) kombiniert geschickt Elemente der Kontorsion mit ihrer Arbeit am Luftring. Daraus entsteht eine wunderschöne, melancholische Nummer. Daneben präsentiert sie im ersten Teil ihre Verbiegungskünste auch auf dem Bühnenboden. Mit einer eher unspektakulären Hand-auf-Hand-Arbeit eröffnet das Duo Blind Date den Abend, bevor es im zweiten Teil mit einer Rola Rola-Darbietung ein zweites Mal auf der Bühne zu sehen ist. Interessant – aber nicht wirklich lustig – ist die Umsetzung der Nummer: Er als Seelöwe agierend wird von der dominanten Partnerin/Dompteurin über die Postamente und die Rola Rola mit lautem Peitschenknallen „gejagt“. Was vielleicht als Persiflage gedacht ist, wirkt in der Umsetzung eher skurril und übertrieben. Diverse Hula Hoop-Reifen lässt die Flic-Flac-Erprobte Alla Klyshta in hohem Tempo um ihren Körper kreisen und sorgt damit für Begeisterung, nicht nur bei den männlichen Gästen.

Auch wenn die letzten Shows durchaus vielfältigere Darbietungen zu bieten hatten, so sorgt „tierisch gut“ dessen ungeachtet für einen unterhaltsamen Abend mit artistischen Spitzenleistungen (Zebras, Veligosha, Confal) und wortakrobatischer Komik (Rossi). Am Ende sitzen alle Akteure in der Szenerie einer Bar und genießen den berechtigten Applaus der Zuschauer, die wieder einmal zufrieden nach Hause gehen. Was will man mehr. Apropos: Der Name der Show stammt auch aus den Reihen des Publikums. Auf die Frage wie die Show gefalle, war die Antwort „tierisch gut“ – schon war der Name gefunden.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: GOP