Natürlich ist auch
diese Show wieder „typisch Alexis Gruss“. Er selbst hat es
erdacht und sein ältester Sohn Stephan ist für die Umsetzung,
sprich Inszenierung, verantwortlich. Im Mittelpunkt stehen die
herausragenden Pferdedressuren und die akrobatischen Fähigkeiten
der Familie Gruss. Drei Generationen sind in der Manege zu
erleben. Die artistischen Leistungen selbst sind in der Regel
nicht übermäßig spektakulär, gewinnen aber immens durch Kostüme,
Ausstrahlung der Akteure, Inszenierung und eben die perfekt
abgestimmte Musik.
Amelie
Greth-Vallet & Louis Gruss, Ensemble
Damit sind wir
mittendrin in der Manege des französischen Nationalcircus. Zur
Eröffnung versammeln sich alle Artisten in der Manege,
musizieren gemeinsam mit Mitgliedern des Orchesters und machen
sich weich für die kommenden Auftritte. Ein überdimensionales
Metronom gibt den Takt vor und der Kleinste – Louis Gruss –
schwingt den Dirigentenstab. Es folgt gleich ein equestrischer
Augenschmaus. Alexis Gruss dirigiert zunächst fünf Lusitanos und
vereint diese anschließend mit fünf Friesen zu exakt laufenden
Formationen. Dabei geht er auf jedes Tier individuell ein, lenkt
seine Gruppe ruhig und souverän. Als Begleitung erklingt
Klaviermusik von Bach. Mit Jazz geht es
weiter. Amelie Greth-Vallet zeigt gemeinsam mit Louis Gruss
kindgerechte Tricks der Partnerakrobatik und dann im Solo eine
kurze Equilibristik-Arbeit. Auf dem hinteren Teil der in der
Manege errichteten Bühne swingt ein Jazzorchester. Das Publikum
swingt mit.
Eine Hohe Schule von Alexis sowie Gipsy und Maud
Gruss schließt sich an, bevor wir Stephan Gruss beim Komponieren
zusehen dürfen. Mit seiner Trompete sitzt er am Schreibtisch und
hat offensichtlich einen „Kreativitätsstau“. Dies ändert sich
schlagartig, als sein „Engel der Muse“ lebendig wird. Als
solcher gewandet zeigt seine Frau Nathalie eine anmutige Kür an
Tüchern, während Stephan dazu Trompete spielt. Keine schwierigen
Tricks sind zu sehen, sondern eine kleine harmonische
Komposition. Die Hohe Schule am
langen Zügel verliert an diesem Nachmittag durch einen etwas
nervösen Hauptdarsteller an Wirkung. Seine volle lebensfrohe
Wirkung hingegen entfaltet die große Nummer vor der Pause unter
dem Titel „Les jockeys du Roy David“. Zunächst gibt es einen
Umzug mit Pferden, Esel und Lama. Danach Tanz und Reiterei. Zu
sehen sind Tricks aus der Jockey- und Kosakenreiterei sowie
Jonglagen zu Pferd. Begleitet von Klezmer-Musik entfacht das
Ensemble ein wahres Feuerwerk.
Ensemble, Alexis
Gruss & Söhne, Firmin Gruss
Von großer
Kreativität zeugt ebenfalls die Guppenjonglage zu Beginn des
zweiten Teils mit Stephan Gruss als Mittelpunkt. Die
Familienmitglieder werfen ihre Keulen und Fackeln in
faszinierenden Kombinationen. Angetrieben werden sie dabei vom
Rhythmus der Trommeln. Selbstverständlich ist die Clownerie hier
Familiensache. Im 34. „Spectacle“ dürfen wir Alexis Gruss wieder
einmal als Weißclown erleben. Zusammen mit seinen Söhne bringt
er – wie sollte es bei einem Programm mit diesem Titel anders
sein – „Das Musizieren ist hier verboten“. Trotz aller Verbote
wird hier natürlich viel musiziert. Was gut ist, denn die Herren
Gruss sind nicht nur vielseitige Artisten sondern ebenfalls
hervorragende Musiker. Bei den Frauen der Familie sieht dies
nicht anders aus, wie Gipsy Gruss mit ihrer Akkordeon-Einleitung
zum gemeinsamen Auftritt mit Tochter Maud am Washington-Trapez
beweist. Mal synchron, mal im Solo zeigen Sie Tricks wie Hand-
und Kopfstand. |