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Darmstadt,
5. Dezember 2007: Zum 15. Mal hat das “Da Capo”-Varieté von
James Jungeli in der Weihnachtszeit seine prachtvollen
Zeltanlagen auf dem Karolinenplatz in Darmstadt aufgeschlagen.
“Emotion” heißt das Jubiläumsprogramm, dessen lose
Rahmenhandlung sich um einen träumenden Jungen dreht. Nachdem
Varieté-Chef James Jungeli drei Jahre lang Comedy-Größen wie
Housch ma Housch oder Andrej Jigalov verpflichtet hatte, ist er
in der aktuellen Saison wieder selbst als Clown zu sehen.
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James "Jungeli"
Sperlich
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Zum Beginn
der Show, nach jeder einzelnen artistischen Nummer und zum
Abschluss des Programms tritt James Jungeli auf, zum Teil mit
recht langen Nummern: Da könnte man manches sicher weglassen
oder straffen - zum Beispiel die sattsam bekannten Reprisen um
die fehlende Eintrittskarte und das Fangen eines imaginären
Balls mit einer Brottüte. Am witzigsten ist Jungelis garantiert
durchschaubare Zauberei im zweiten Programmteil, wenn er sich
scheinbar per Motorsäge ein paar Köpfe kürzer macht und die nun
überzähligen Knochen über die Bühne wirft. Man muss hinzufügen,
dass in den Vorjahren auch Jigalov und Kollegen ihre liebe Not
damit hatten, die Darmstädter wirklich zu begeistern. Vielleicht
liegt’s ja auch am humorlosen Publikum, dass bei “Da Capo” seit
Jahren so wenig gelacht wird... |
Dezhou Shang, Sorella, Shirley
Dean
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Das
artistische Programm lässt keine Wünsche offen. Den Auftakt
macht Luftsfera mit Kontorsion in einer Plexiglaskugel in
luftiger Höhe. Weiter geht es am Boden mit der variantenreichen,
schnellen und eleganten Gentleman-Jonglage von Shirley Dean.
Hier wirbelt sie ihre Bälle, Zylinder und Zigarrenkisten zu
irisch angehauchter Musik der famosen Band Farfarello durch die
Luft. Gleich drei Wünsche auf einmal erfüllen die chinesischen
Artisten “Dezhou Shang”: Sie zeigen Akrobatik mit Bannern, also
mit etwa vier Metern hohen, zehn Zentimeter dicken und reich
verzierten Bambusstangen - erstens eine Sparte der Artistik,
die man ganz selten sieht. Sie zaubern zweitens ein wirbelndes,
buntes Bild, das die ganze Bühne ausfüllt. Und sie überzeugen
drittens durch spektakuläre Leistungen: wenn die Stangen von
einem zum nächsten Partner “geköpft” werden. Wenn ein Artist
eine Stange in der Luft hält, während er vom Zwei-Mann-Hoch per
Salto auf den Bühnenboden zurückkehrt. Und vor der Pause tun die
Sorellas am Trapez, was sie bei jedem Auftritt tun: mit viel
Ausstrahlung und fantastischer Leistung das Publikum zum Jubeln
bringen. Christoph Gobet und Rodrigue Funke rocken einfach jedes
Zirkuszelt und jeden Varietésaal.
Egorov und Hoy,
Zaho Min, Duo Artemiev, Dezhou Shang
Nach der
Pause überzeugen die beiden jungen Artisten Egorov und Hoy am
doppelten Schlappseil. Die beiden Seile hängen überkreuz in
unterschiedlicher Höhe. Beide Artisten arbeiten die komplette
Nummer mit verbundenen Augen: So steht der eine Artist im
Handstand auf dem oberen Seil, während der andere auf dem
unteren Seil unter ihm durchschaukelt - mit Augenbinde und bei
voller “Zusammenstoßgefahr”. Es folgen die Kontorsion von Zaho
Min, die bei ihrer Arbeit auf Händen, Füßen und Kopf brennende
Kerzen balanciert, und dann die Salti und Schrauben des Duos
Artemiev am Fangstuhl. Für den spektakulären Schlusspunkt sorgt
die Truppe aus China mit einer ganz klassischen
Reifenspringnummer.
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Ausgesuchte Artistik, edles Ambiente, tolles Licht, seit
vergangenem Jahr auch Live-Musik: James Jungeli hat in 15 Jahren
eine Varieté-Tradition in Darmstadt geschaffen, auf die er stolz
sein kann. Und so gehört der “Da Capo”-Besuch fest zur
Weihnachtszeit. |
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Text: Markus Moll; Fotos: Sven Rindfleisch,
Thomas Rohel
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