Auch sonst ist
Platz rar im und um den Cirque d’hiver. Das hat Auswirkungen auf
das Programm. Tiere sind ob der eingeschränkten
Unterbringungsmöglichkeiten nicht in großer Anzahl zu erleben.
Nichtsdestotrotz sind sie fester Bestandteil der Programme. Das
aktuelle heißt „Vertige“. Es legt, wie schon die Vorgänger, den
Schwerpunkt auf ausgesuchte Artistik, Stars der Clownerie und
eine üppige „Garnitur“ bestehend aus Ballett, großem Orchester
und dem wohl populärsten „Monsieur Loyal“ unserer Tage.
Uronov, Duo
Passion, Robin Valencia
Die Urunovs
präsentieren ihre Kombination aus Reitkunst und Dressur von
Windhunden, nachdem Komiker Housch-Ma-Housch Licht und Ton
aktiviert hat, sowie die feierliche Ouvertüre über den
Manegenboden gegangen ist. Die Verbindung von Hoher Schule zu
Pferd und vom Dogcart aus mit der Vorführung von vier Windhunden
ist originell, ihr Auftreten äußerst stilvoll. Kleine
Schweinchen, Ziegen, Hund sowie Pony sind die diesjährigen
Manegenpartner von Regina Bouglione. Die Vierbeiner beweisen ihr
Talent als Hürdenspringer, Balancekünstler und wagen zum Schluss
gar eine Rutschpartie. Komplettiert werden die Tierdressuren vom
afrikanischen Elefanten Micki, der seine Tricks unter Anleitung
von Diana Rhodin zeigt.
Kraftvoll,
spritzig, elegant – diese Attribute charakterisieren die
Hand-auf-Hand- bzw. Hand-auf-Kopf-Akrobatik der Curatolas. Die
Artisten in Nadelstreifen wirbeln nach ihrem Intermezzo beim
Zirkus Charles Knie nun durch die Manege des Cirque d’hiver. Die
steilen, weit nach oben reichenden Sitzreihen des Baus geben dem
Besucher die Möglichkeit, Luftnummern „auf Augenhöhe“ zu
erleben. So ist es ein ganz besonderes Erlebnis, das Duo Passion
mit ihrer Kür an Tüchern zu „Nothing else matters“ aus dieser
neuen Perspektive zu erleben. Mit einem großen Knall geht es in
die Pause. Robin Valencia lässt sich bei ihrem zweiten
Engagement im Bouglione-Bau mit Hilfe einer Kanone über die
volle Länge der Manege schießen, um sicher auf einem Luftkissen
zu landen.
Truppe Dalian,
Mikael und Venko, Irina Bouglione
Nach der Pause
geht es spektakulär weiter. Das Todesrad ist aufgebaut und wird
von Duo Mikael & Venko in Schwung gehalten. In klassischen
Kostümen zeigen sie u.a. den Lauf mit verbundenen Augen sowie
das Seilspringen auf dem Außenrad. Die Kombination aus Luftreif
und Wasserbassin kennen wir bereits. Irina Bouglione aber zeigt
ihre eigene Version. Das beginnt bereits beim Requisit in der
Form eines mit Wasser gefüllten aufgeschnittenen Diamanten,
welches aus dem Bühnenboden erscheint und in immer wieder neuen
Farben erleuchtet wird. Der Schwerpunkt ihrer Kür liegt im
Wasser, der Luftring ist eher Nebensache. Es ist in erster Linie
eine Schaunummer. Wenn sie von einer solch schönen Frau wie
Irina Bouglione dargeboten wird, schaut man gerne zu. Leistung
steht dann wieder beim Hochgeschwindigkeits-Jongleur Mario
Berousek im Vordergrund, wenngleich auch er sich und die
aberwitzigen Touren mit seinen Keulen glänzend zu verkaufen
weiß. Das Publikum tobt. Sieben Chinesinnen tun das, wofür diese
Nation weltweit bekannt ist – Radfahren. Ihre Choreographie
beinhaltet Sprünge von Rad zu Rad und Fahrten in reizvollen
Formationen.
Housch-Ma-Housch,
Toto Chabri
Kommen wir zur
dritten Säule der Show, der Clownerie. Diese ist doppelt
besetzt. Zum einen ist da der bereits erwähnte Comedian
Housch-Ma-Housch, der sich auf deutsch, englisch und französisch
durchs Programm spielt. Mal präsentiert er sein flauschiges
Haustier, mal kämpft er gegen mysteriöse Hände, dann wieder
versucht er zu musizieren und veranstaltet dabei ein großes
Chaos mit Hilfe einer Rolle Klebeband. Immer ist dabei
irgendetwas „kaputt“. Sehr zur Freude des Publikums, denn
Housch-Ma-Housch „räumt ab“. Für mich persönlich waren die
beiden Auftritte von Toto Chabri und seinen Partnern die
komischen Highlights des Programms. Im ersten davon wird auf-
und abgeladen, musiziert und es werden allerlei Albernheiten mit
Teller und Ei angestellt. Im zweiten begeistert der ausgebildete
Musiker und Tänzer als komische Ballerina. Wenn man ihn
quicklebendig und höchst beweglich durch die Manege toben sieht
glaubt man kaum, dass Toto Chabri bereits 75 Jahre als ist. Erst
aus nächster Nähe bei der Autogrammstunde in der Pause erkennt
man, dass dieser Mensch schon ein paar Jahrzehnte auf dieser
Welt unterwegs ist. |