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European Circus Festival Lüttich 2007
www.europeancircus.com

Lüttich, 22. Dezember 2007: “25 Jahre Karriere Stefan Agnessen - 17. European Circus Festival in Lüttich” lautet das Motto in dieser Spielzeit. Dem entsprechend würdigt das Programmheft auf fünf Seiten mit vielen Fotos und Infos die Arbeit des ehemaligen Luftartisten und heutigen Impressarios. Auch heuer sind die gelb/blauen Zelte und Wagen wieder im Park d’ Avroy im Zentrum von Lüttich installiert. Der Besucherandrang an diesem Samstagabend war enorm und so dauerte es gut 30 Minuten über die angesetzte Zeit, bis auch die letzten Gäste endlich im Gradin und auf zusätzlich bereitgestellten Stühlen Platz gefunden haben und Orchesterleiter Eduard Tyburski den ersten Einsatz geben kann.


Gino Serri Ballett

Das Ballett von Gino Serri aus Frankreich, 5 Tänzerinnen und 2 Tänzer, ist seit mehreren Jahren fester Bestandteil des Festivals und zaubert mit Können und Glamour gleich im Opening einen Hauch von Lido de Paris und Las Vegas in die Manege. Die  sechs Auftritte geraten nicht zu lang, sind prägnant, gut choreographiert und werden in immer wieder wechselnden  phantasievollen und opulenten Kostüme geboten. Direktor Agnessen bringt gleich zu Beginn sechs Irisch-Tinker vom schwedischen Circus Olympia in die Manege. Die apart schwarz/weiß gescheckten Pferde zeigen fehlerfrei ihr ansprechendes Repertoire.


Freddy Kenton, Yvonne Kludsky, Beatrice Esterlee

Eine außergewöhnliche Leistung am Vertikalseil, ausdrucks- und trickstark, zeigt Beatrice Esterlee. Seit Jahrzehnten gehört Freddy Kenton zur Gilde der Spitzenjongleure. Hier ist er mit seiner Tellerjonglage zu erleben. Einmalig und aus einer längst vergangenen Ära sein Schlusstrick, zu dem er auf einem im Mund gehaltenen Geigenbogen einen Ball balanciert und darauf eine hohe Gläserpyramide türmt und mit am Bogen entlang geführten Geige die Melodie des Orchesters mitspielt. Auch die nachfolgende Elefantendressur von Yvonne und George Kludsky erscheint ob ihres  Outfits aus einer anderen Zeit zu stammen. Die Pailettenkostüme beider Vorführer und auch der Elefantenkopfputz sowie die Schleife, die den Schwanz der großen Inderin ziert, glitzern um die Wette. Charmant nostalgisch präsentiert werden Tricks geboten, die heute rar geworden sind, wie z. B. der Balkenlauf.


Mitchell Clowns, Flying Gomez

Die Moderation des Programms liegt auch in dieser Saison wieder in den bewährten Händen von Christophe Ivanes. Ein eloquenter, gegnadeter Rhetoriker, der selbst die längsten Umbaupausen in die Knie zwingt. Seine Ausstrahlung und Eleganz wird durch den Wechsel des Fracks zu jedem Auftritt zusätzlich betont. Er ist denn auch der souveräne Partner im Wasserentree der Mitchell Clowns. Die Truppe der Flying Milla wurde erweitert und wird nun als Flying Gomez annonciert. Drei junge Frauen und zwei Flieger zeigen ihr Können, dass in einer doppelten Passage gipfelt. Die gemischte Raubtiergruppe, 4 Tiger und 2 Löwen, von Kid Bauer eröffnet den zweiten Programmteil. Absolut ruhig und souverän dirigiert er seine Katzen zu Pyramiden, Tigerbar, Sprüngen, Hochsitzern und Balkenlauf.

Das französisch-chinesische Duo Glassman brilliert mit Antipodenspielen. Willy Glassman balanciert dabei seine Partnerin Jie Zhang auf seinen Füßen bzw. Händen, während sie Schirme und Tücher rotieren lässt. Als dritte Attraktion unter der Circuskuppel wurde Mihail Dimitrov mit seinen Evolutionen am Röhrenkubus verpflichtet. Maskenhaft schwarzweiß geschminktes Gesicht, Lacklederhose und zerrissenes weißes Shirt sowie dramatische Musikbegleitung von der CD kontrastieren auffallend zu den anderen Darbietungen dieser Show. Erstklassige Hand-auf-Hand-Akrobatik zeigen die Azzario Sisters. Gegenüber dem Engagement bei Roncalli haben die Töchter von Jose Mitchell sichtlich an Routine und Sicherheit gewonnen. Showtime - das Ballett zieht alle Register und leitet das große Finale aller Mitwirkenden ein. Christophe Ivanes stellt jeden Artisten vor und Stefan Agnessen verabschiedet sich vom begeisterten Publikum.


Mihail Dimitrov

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Text: Friedrich Klawiter; Fotos: Friedrich Klawiter, Sven Rindfleisch