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Menschen. Tiere. Sensationen. 2007
www.berliner-festplatz.de

Berlin, 23. Dezember 2007: “Menschen, Tiere, Sensationen” - unter diesem Namen gastiert der Circus Berolina seit einigen Jahren stets zur Weihnachtszeit in Berlin. Dabei beruft die Familie Spindler sich auf die große Tradition von “MTS”, das von 1937 bis 1997 Jahr für Jahr in der Berliner Deutschlandhalle stattfand. Laut Programmheft hat die Messe Berlin später die Namensrechte an Berolina-Chef Bernhard Spindler übertragen - und so feiern die Spindlers im Berolina-Zelt heuer 70 Jahre “MTS”, auch wenn das Programm freilich nicht mit der großen Hallenproduktion früherer Tage vergleichbar ist. Das Zelt steht auf dem “Zentralen Festplatz”, dessen Name in die Irre führt: Der riesige Platz liegt alles andere als zentral beim Flughafen Tegel.


Patrick Spindler, Katharina Spindler und Alois Belli, Giovanni Spindler

Bei Berolina überzeugen natürlich vor allem die großen, hauseigenen Tierdarbietungen, die hier wieder in nur einer Manege (statt drei, wie bei Berolina lange üblich) gezeigt werden: Patrick Spindler bringt zu einem “Abba”-Medley jeweils acht weiße Araber und schwarze Friesen gemeinsam in die Manege, ergänzt vom Auftritt der fünf Ponys unter der Peitschenführung des Steppkes James-Benedikt; Katharina Spindler und Alois Belli lassen sieben Elefanten Pyramiden bauen. Zwar klappte in der besuchten Vorstellung nicht alles wie am Schnürchen, aber: Wo gibt es Tierdressuren in diesen Dimensionen sonst schon noch? Orientalisches Flair versprüht die Exotenshow von Giovanni Spindler. Zur Eröffnung tanzen vier Damen unter einem großen Baldachin und gibt es einen kleinen Umzug mit zehn Kamelen. Dann folgt eine anspruchsvolle Freiheitsdressur mit vier Kamelen, geschmückt mit glitzernden Decken, und vier Andalusiern. Zum Abschluss laufen zwölf Lamas zwischen Loge und Tribüne durch den Zuschauerraum und überspringt ein Pferd zwei kniende Kamele. Den Dressurreigen komplettieren der Auftritt des Nashornbullen “Tantor” und der Tigerritt zu Elefant, beide vorgeführt von Patrick Spindler, sowie ein witziges Wunderzebra - das allerdings aus zwei menschlichen Akteuren in entsprechender Kostümierung besteht.

Im artistischen Teil gefällt ganz besonders die Artistenfamilie Wolf, die jahrelang bei “Fliegenpilz” war: Die Tempojonglagen mit anspruchsvollen Keulenpassings werden mit ebensoviel Ausstrahlung präsentiert wie später die Tricks von Roman und Marcel Wolf auf der freistehenden Leiter. Ebenfalls von Fliegenpilz bekannt, allerdings nur aus einem Teil der Saison 2006, ist das Duo Skylers mit seiner ordentlichen Perche-Artistik und der weniger spektakulären Darbietung am Haltestuhl unter der Zirkuskuppel. “Hausgemacht” ist dagegen die schöne Nummer von Miss Gina am Vertikaltuch zu Livegesang. Als wirklich amüsant erwies sich im Übrigen das Clownsduo “Los Caesarios”, das drei Jungs aus dem Publikum zu wahren Ballett-Grazien machte. Auch das gute, achtköpfige Orchester trug viel zum positiven Eindruck bei.

Entgegen der Ankündigung war jedoch die Schleuderbretttruppe Alexander nicht dabei - die Gruppe habe nach einer Verletzung kurzfristig abgesagt, sagte Zirkus-Sprecherin Melanie Köllner. Dass die Ungarische Post mit zehn Pferden ausfallen musste, war dagegen selbsterklärend: Giovanni Spindler trug den linken Arm eingegipst in einer Schlinge - wie Melanie Köllner mit Bedauern sagte, das traurige Ergebnis eines Unfalls während dieser Darbietung bei der “MTS”-Premiere. Mit den beiden fehlenden Darbietungen wäre “Menschen - Tiere - Sensationen” ein wirklich beeindruckendes Programm, aber auch in der tatsächlich gezeigten Fassung ist die Show einen Besuch wert - wir fühlten uns gut unterhalten.

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Text: Markus Moll, Fotos: Tobias Erber