Pic, Frères Taquin
Roncalli, wie
er früher war: Hierfür steht vor allem der clowneske Teil des
Programms mit den ehemaligen Roncalli-Größen Les Frères Taquin und
vor allem Pic. Les Frères Taquin zeigen als zwei gegensätzliche
Kinobesucher - Proll und Spießer - pantomimisch-witzige Reaktionen
auf das, was sie auf einer imaginären Leinwand zu sehen vorgeben.
Und kehren später mit ihrer großen Nummer wieder: dem
Automatenmenschen, der zwischendurch defekt scheint und am Ende doch
ein Tänzchen mit einer Dame aus dem Publikum wagt. Der poetische
Clown Pic war jahrelang ein Synonym für Roncalli. Nun ist er wieder
da: Er lässt via “Rolltreppe” ganz unterschiedliche maskierte
Figuren aus einer U-Bahn-Station auftauchen, betätigt sich als
“Fotograf”, bandelt mit der Englischlehrerin auf einer
Sprachlern-Kassette an - und natürlich zaubert er die berühmten
Seifenblasen.
José Estanilo und Patricia Romera,
Alan Sulc, Trio Bellisimo, Karl Ferdinand Trunk
Roncalli von
heute: Das ist vor allem hochklassige Artistik. Aus dem
Saisonprogramm übernommen wurden das Duo Minasov mit seiner
mitreißenden Hochgeschwindigkeits-Kostümillusion und dem nicht
minder temperamentvollen Auftritt Victor Minasovs im Luftballon
sowie die drei Damen vom Trio Bellisimo mit ihrer traumhaft schönen
Akrobatik-Kür. Bestens bekannt sind auch die menschlichen “Zebras”,
die mit ihren Handvoltigen in Tigerpferd-Kostümen einst
Schlussnummer im Roncalli-Saisonprogramm waren, sowie das Duo Mak
mit seiner riskanten Fangstuhl-Darbietung. Die sechs Artisten der
Truppe Khaylafov, vor einem Jahr im Weltweihnachtscircus Stuttgart
zu Gast, sorgen mit ihrem wahnwitzigen Trick-Repertoire an hohen
Perchestangen für den spektakulären Abschluss des Programms.
Schlusstrick: Ein Artist schreitet über Perchebalken, die von den
Partnern getragen werden, legt sich auf eine Plattform, dreht darauf
eine Pirouette, steht auf, geht weiter. Klingt einfach? Nicht, wenn
man gleichzeitig mit dem Kopf eine mehrere Meter Perchestange
balanciert, auf dem ein weiterer Artist einen Kopfstand macht. Aus
der Khaylafov-Truppe stammt auch Dimitri Khaylafov, der im ersten
Programmteil an den Strapaten schwebt, hier in Form dünner
Drahtseile mit Haltegriffen. Zwei Tiernummern sind im Programm. José
Estanilo und Patricia Romera Alvaraez reiten eine doppelte Hohe
Schule mit Feuer und Temperament. Die schönste Überraschung des
Programms ist dagegen Karl Ferdinand Trunks Ponyfreiheit: eine
herzerwärmende Nummer mit bezaubernder Musik, charmant, elegant,
kompetent und mit einem Augenzwinkern vorgeführt - kleine Pferde
ganz groß! In einem zweiten Teil präsentiert Trunk die Tiere als
Bettpferd, auf einer Bank sitzend, mit einer Karussellfahrt und auf
der Wippe.
Und Roncalli
von morgen? Diesen Teil verkörpert das jugendliche Jonglierwunder
Alan Sulc. Der Bodenjongleur wird 2008 mit seinen bis zu neun Bällen
im Roncalli-Saisonprogramm zu sehen sein und wurde bereits für die
Weihnachtsproduktion mit neuer, live gespielter Musik ausgestattet -
die rasanten Klänge, unter anderem aus Riverdance, passen dann doch
besser zu Roncalli als der bisherige Techno-Sound, zumal das
Orchester bei dem komplexen Arrangement seine Fähigkeiten voll
ausspielen kann.
Keine Frage: Der Original Roncalli Weihnachtscircus bietet in
Berlin beste Unterhaltung ohne Schwächen. |
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