Eine Gastspielbewilligung wird
in Brüssel für maximal drei Monate gewährt. Das Hauptproblem
stellt allerdings die Platzfrage dar, da das
Gelände am Atomium wegen anderer Großveranstaltungen spätestens am 10.
Dezember geräumt sein muss. Die Bougliones sind vor einigen
Jahren von dem traditionsreichen Circusplatz Brüssels, der Place
Flagey, in den Park von Laeken umgezogen, weil es an alter
Stelle
mittlerweile nicht mehr genügend Raum und für die Besucher
keinerlei Parkmöglichkeit gibt. Dort im weiten Park, in
unmittelbarer Nachbarschaft zum Atomium bieten sie ganz großen
Circus. Das Äußere des Circus, genauso wie das Programm
unterscheiden sich erheblich von dem, was während der übrigen
Tournee gezeigt wird. Die Spitzenstellung in der belgischen Circuslandschaft wird nachhaltig und eindrucksvoll untermauert.
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Einladend
der Anblick des Circus auf der weiten Rasenfläche in der
milden Herbstsonne. Die neue, prunkvolle illuminierte
Fassade mit dem bunt bemalten Oberlichtwagen dahinter
ergibt einen dekorativen Blickfang. Der nostalgische
Kassenwagen hat seinen Platz unter einem Zeltdach gefunden
und das Chapiteau, dass ansonsten auf der Tournee genutzt
wird, fungiert hier als Vorzelt und beherbergt ein
Karussell sowie die Restauration, außerdem einen weiteren
Oberlichtwagen, der als Empfangssalon der Direktion dient.
Gespielt wird in einem größeren Viermaster, dessen Inneres
mit viel Atmosphäre versehen wurde.
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Kompakt
fügen sich Gradin und Logen um die Manege, lassen die Besucher
unmittelbar am Geschehen teilhaben, und viel dunkelroter Stoff,
mit goldenen Borden versetzt, strahlt Wärme aus. Exzellent und
die Darbietungen wunderbar unterstützend, ohne dabei zum
verspielten Selbstzweck zu mutieren, wird die mit zahlreichen
Scannern bestückte Lichtanlage eingesetzt. Ein Wermutstropfen
trübt leicht das große Glück und steht der Perfektion der
Präsentation im Wege - die Musik, sehr gut passend zum Geschehen
in der Manege gewählt, kommt aus der Konserve.
Im Gespräch
berichtet uns Nicolas Bouglione, dass in letzter Zeit viele
Besucher nach mehr Tierdarbietungen verlangt hätten. Um diesem
Verlangen nach zu kommen, hat der Circus im Laufe des Jahres
seinen Tierbestand stark erweitert. Die hauseigene
Raubtiernummer pausiert zur Zeit, da sie nach einigen Jahren
gleicher Präsentation umgestaltet und neue Tricks eingearbeitet
werden.
Ensemble,
Anouschka Bouglione, Riccardo Canestrelli
Wortgewaltig wie stets, das
Publikum einbindend und für Stimmung sorgend, kündigt Monsieur
Loyal Pierre Paillé den “Cirque des Cirques - Alexandre
Bouglione” an. Die ersten Nummern sind zu einem fulminanten
Showblock zusammengefasst und werden unter dem Motto "die siebte
Generation Bouglione" in aufwändig gestaltetem Zigeunerlook
präsentiert. Zehn, zwölf Personen sind daran beteiligt,
wechselweise in ihren Nummern oder im Ballett. Flott, dicht und
lückenlos inszeniert, rollt die Show ab, es gibt immer etwas zu
sehen und das Publikum geht begeistert mit. Nach der
Balletteinleitung bringt Nicolas Bouglione die vier Hinterwälder
Ochsen in die Manege, die vom Schweizer Circus Medrano gekauft
wurden - Die Tiere waren verschiedentlich auch Deutschland,
zuletzt im Landauer Weihnachtscircus, zu sehen. Mit Begeisterung
werden sie vom Publikum aufgenommen, wirken sie auf die
Großstädter wahrscheinlich genauso exotisch wie Tiger oder
Giraffen. Sue Ellen Sforzi-Bouglione folgt mit der Hohen Schule,
bevor Reprisenclown Ronnie mit einem komisch präsentierten Pony
für die ersten Lacher sorgt. Ebenfalls vom Circus Medrano
stammen die beiden Esel und Lamas, die Angela Milla-Canestrelli
anleitet. Ihre Trickfolge gipfelt im Sprung der Lamas über einen
Esel. Die Saison in Skandinavien ist beendet und so ist
Anouschka Bouglione mit ihrem Mann wieder im elterlichen Circus
zu sehen. Ihre gut verkaufte Hula Hoop-Show, Spitzentrick ist
das drehen von drei Feuerreifen, kommt sehr gut an und wird vom
Publikum gefeiert. Vom Circus Amar wurden die vier
Schecken-Pferde gekauft, die unter der Peitschenführung von
Riccardo Canestrelli ihre Figuren laufen. Mit einer Ballettszene
aller Beteiligten im Stil eines Finals endet dieser sehr schön
gestaltete Showblock.
Mimi,
Katie Moreno-Borman
Für das Hauptstadtgastspiel wird
in jedem Jahr eine besondere Attraktion verpflichtet, so dieses
Mal Clown Mimi, der bisher in Belgien noch nicht zu sehen war.
Unnachahmlich und absolut überzeugend, wie er den hektischen,
den Ablauf störenden Circushandwerker gibt und in Pierre Paillé
den idealen ‘autoritären’ Gegenspieler findet, der lange die
artistischen Ambitionen des Störers unterbinden kann. Seine
Wandlung zum ‘Handstandequilibristen’ wird an diesem Abend, mehr
oder weniger freiwillig, von einem ‘Pascal’ unterstützt und
begeistert auch dieses Mal wieder das Auditorium. Mit
schwebender Leichtigkeit tanzt Katie Moreno-Borman auf dem Seil.
Die junge, grazile Frau kommt vom gleichnamigen Pariser Circus
und begeistert mit charmant vorgetragenen, trickreichen
Evolutionen. Sie startet mit Spitzentanz, nutzt Hula Hoops und
Einrad und glänzt mit vielfältigen Tanzschritten, Sprung und
Spagat.
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