Salima Folco, Rolina Barelli, Timmy
Die
Weihnachtsdekoration beschränkt sich auf einige Tannenbäumchen
am Zaun sowie einen Adventskranz im Tunnel zum Chapiteau. Dieses
ist auch ohne zusätzliche Dekoration prächtig ausstaffiert.
Immer wieder findet man Möglichkeiten, das Erscheinungsbild im
Innern zu verbessern. Zuerst wurden die „Logen-Bankreihen“ des
Gradins mit roten Samthussen überzogen, im Laufe des Sommers der
Teppichbelag von Bühne und Aufgängen erneuert. Auch die Piste
wurde renoviert. Nun zeigen sich die Sitzbretter des Gradins mit
neuem textilem Belag versehen. Am augenfälligsten sind aber die
neuen, beleuchteten Notenpulte des Orchesters. Genau wie die
Hintergrundbeleuchtung der Orchesterbühne wechseln sie permanent
die Farbe. Im gut besetzten Rund startet das Programm in
gewohnter Weise. Timmy sorgt mit seiner Applaus-Animation und
Glockenspiel gleich für die notwendige Stimmung. Immer wieder
faszinierend zu beobachten ist die Reaktion des
unvoreingenommenen Publikums, wenn der Vorhang sich hebt und den
Blick auf den überaus prachtvollen und so fast nirgendwo
anzutreffenden Artisteneingang freigibt. Das hervorragende
Orchester, inklusive Sänger sind zehn Musiker zu zählen, setzt
voll ein, Franz Spindler-Barelli betritt die Bühne und heißt das
Publikum „in unserem Zuhause, im Circus Barelli“ willkommen.
Dass dies nicht nur eine leere, gut klingende Worthülse ist,
verdeutlicht die Familie in gut sechzig Minuten, in denen sie
die Spielfolge ohne Beteiligung fremder Artisten erstklassig
gestalten. Mit großem orientalischem Umzug wird die
Dressurkombination von vier Friesen mit vier Kamelen
eingeleitet. Prachtvolle Schabracken auf den Trampeltieren,
üppige Federpuschel der Pferde und das farblich perfekt
harmonierende Kostüm des Vorführers Franz Barelli, an diesem
Abend hatte man sich für die schwarz-gelbe Variante entschieden,
ergeben ein überaus gelungenes Bild.
Gleich im Anschluss, und
genauso perfekt eingeleitet und verkauft, die schwungvolle
Dressur von sechs Dromedaren. Im Zusammenspiel mit dem
Oberrequisiteur folgt die erste Reprise von Timmy Barelli als
„störender Zuschauer“. Seine Lebensgefährtin Salima Folco zeigt
ihre Kür an den Strapatentüchern. Dann gehört die Manege Rolina
Spindler-Barelli. Sie präsentiert acht Araber – vier braune und
vier weiße – mit großem Charme und selten zu sehender Eleganz.
Die Pferde zeigen mannigfaltige interessante Lauffiguren und
einige Da-Capo-Steiger sind der krönende Abschuss dieser famosen
Leistung. Hohe Schule reitet Ramona Spindler auf zwei
verschiedenen Pferden. Mit großer Aufmachung sowie perfekter
Unterstützung von Licht und Musik, nicht zu vergessen die
Erhöhung des Showwertes durch eine Tänzerin, wird dieser
Auftritt zu einem echten Highlight. Das folgende große Entree
von Timmy und Franz Barelli sowie Romeo und dem Oberrequisiteur
wird mit viel Musik und einigen Kalauern verkauft und findet im
Publikum immer wieder großen Anklang. Dass gute Livemusik einen
jeden Auftritt aufwertet, ist zur Genüge bekannt. So kann man
die hervorragende Leistung von Orchester und Sänger sowie die
außerordentlich geschickte Musikauswahl in Verbindung mit einer
stimmungsvollen Lichtregie kaum genügend betonen. Eine feine
Leistung zeigt das Trio Stoian auf dem Schleuderbrett. Hoch und
elegant ausgeführte Flüge werden sehr sicher auf Händen und
Schultern der Partner gefangen. Ein Klassiker, nicht nur in der
Barelli-Manege, sind die „Alten Kameraden“. Mit viel
Spielfreude, artistischem Können und einer gehörigen Portion
Klamauk sorgen Timmy Barelli und seine vier Partner vor der
Pause noch einmal für großen Schwung.
Harry Barelli, Duo
Romanoff, Gina Giovannis
Standen im
ersten Programmteil die Auftritte der Familie Spindler im Fokus,
wird der zweite mehr von den engagierten Artisten gestaltet.
Zunächst arbeitet Gina Giovannis auf dem Drahtseil. Ihr Requisit
wird auf der Bühne errichtet, und so findet ihr Auftritt in
beachtlicher Höhe statt. Gleich im Anschluss das Duo Romanoff an
der Ring-Stirn-Perche. Es ist faszinierend zu sehen, wie Bodo
Wünsch und seine Tochter allein durch eine veränderte Art des
Verkaufs während der rund zwölf Monate, die sie nun bei Barelli
auftreten, an Publikumswirksamkeit dazu gewonnen haben. In der
besuchten Vorstellung war auch Timmy auf dem Musikerpodium zu
finden und begleitete mit dem Sänger im Duett den Auftritt der
beiden. „Der Chef des Hauses, Herr Direktor Harry Barelli“, wie
er angekündigt wird, zeigt derzeit einen Achterzug Friesen, die
neue üppige blaue und weiße Federpuschel tragen. Es folgen ein
Groß-und-Klein sowie diverse Da-Capo-Pferde. Elegant im Smoking
und mit unnachahmlicher Nonchalance präsentiert der Chef die
perfekt laufenden und publikumswirksame Figuren zeigenden
Pferde.
Gina Giovannis,
Trio Stoian, Finale
Timmy
jongliert kurz mit drei Regenschirmen, und dann kommt Gina
Giovannis zu ihrer zweiten Darbietung. Wieder einmal hat die
erfahrene Artistin ihre Handstandequilibristik komplett neu
gestaltet. Nach der Präsentation auf einem überdimensionalen Hut
ist sie nun wieder, ganz klassisch, auf einen hohen Piedestal
zurückgekehrt. Elegant wie immer, kraftvoll und sehr sicher
werden mannigfaltige Handstände, Waagen und Kopfstände gezeigt.
Auch der Klötzchen-Sturz ist im Repertoire, und abschließend
zeigt sie einen einarmigen Handstand auf einer hoch aus dem
Requisit ausfahrenden Stange, ganz im Stil von Encho Keryazov.
Ein weiteres großes, neues Entree von Timmy folgt. Opera – die
Anleihe an David Larible ist unverkennbar, wobei der Verkauf
viel eigenständige Komik erkennen lässt. Abschließend füllt die
Stangenwurfnummer des Trio Stoian noch einmal den weiten Raum
des Barelli-Palastes mit elegant ausgeführten Flügen.
|