Das
Vorzelt ist weihnachtlich dekoriert und mit zahlreichen
Verkaufsständen ausgestattet, in den Logen befinden sich Tische
zwischen den Stühlen, nur das Gradin entspricht nicht mehr so
ganz heutigen Gepflogenheiten. Dann die Überraschung – über der
schlichten roten Samtgardine ist ein Musikerpodium auszumachen.
In diesem Jahr hat man mit der vierköpfigen Stanislav Kasprzak
Band auch gute Livemusik zur Verfügung – so man sie denn spielen
lässt. Es ist ein ansprechendes Programm, dass dieser zweite
Bonner Weihnachtscircus zu bieten hat.
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Zeltanlagen |
Internationale Artisten, vielfältige interessante Dressuren und
natürlich auch Clownerie sind die klassischen und bewährten
Zutaten. Einzig die Programmgestaltung erfolgt, sagen wir mal –
unkonventionell. Die stärksten Nummern arbeiten alle im ersten
Programmteil oder direkt nach der Pause und alle Artisten mit
mehreren Auftritten bringen zunächst ihre „Erstnummer“.
Hierdurch ergibt sich ein im Programmverlauf abfallender
Spannungsbogen, wodurch diese Show unter Wert verkauft wird und
im Finale nicht ganz den Applaus erhält, der ihr gebühren würde.
Familie Andreas
Quaiser, Familie Fontner, Irina und Severyn Szeibe
Ein wenig
unvermittelt startet die Show – zunächst wird es dunkel im Zelt,
dann setzt die Musik ein, eine kurze Parade der Artisten, und
Astrid Fontner begrüßt als Sprechstallmeisterin das Publikum.
Gekonnt und charmant füllt sie ihre Rolle während der gesamten
Show aus. Die Familie Andreas Quaiser eröffnet die Spielfolge
mit ihrer Dressurkomposition eines großen indischen Elefanten
und zweier Kamele. Die Tiere beherrschen ihre ansprechenden
Tricks sicher, der Präsentationsstil ist allerdings recht
ungewöhnlich. Martialische Musik – vom Band – und ebensolches
Gehabe sowie Kostüme, die einem Sciencefiction-Film zu
entstammen scheinen, sind die Zutaten. Ronny und Manuel Fontner
sind die Komiker in diesem Programm, die im Zusammenspiel mit
ihrer Mutter Astrid zahlreiche Reprisen bringen. Sie kommen
recht gut an, könnten allerdings teilweise durch zeitliche
Straffung und schnelleren Ablauf mehr Wirkung erzeugen. Mit drei
Darbietungen sind Irina und Severyn Szeibe zu sehen. Zuerst
arbeiten sie am Haltestuhl. Trickstark und ungesichert agieren
sie unter der Kuppel. Im zweiten Teil präsentiert Irina zunächst
eine ansprechende Kür an den Strapatentüchern. Severyn wirbelt
in seinem Solo einen großen Röhrenkubus umher.
Herbert de Larott, Henry Fröchte,
Alessandro Gillert
Für die
weiteren Dressuren ist Meikel Fischer, ein Bruder des Direktors,
zuständig. Vier Tinkerhengste hören genauso auf sein Kommando
wie die Kombination zweier Dromedare mit zwei Pferden. Beide
Nummern laufen flüssig, routiniert und zeigen eine gefällige
Abfolge von Figuren. Als Pausennummer präsentiert der Bonner
Weihnachtscircus seine Topdarbietung – Herbert de Larott mit
seiner Illusionsshow. Außer einigen „normalen“ Tricks mit
Zauberstab und Schnüren gibt es auch die Großillusionen mit
schwarzem Panther und Leoparden. Deren Ausführung stellt die
Akteure vor einige Schwierigkeiten, da sich die Kisten bedingt
durch den fehlenden Holzboden kaum rollen und drehen lassen und
umzustürzen drohen. Die Besucher direkt hinter uns zeigen sich
allerdings wesentlich beeindruckter von dem Trick, zu dem der
Magier eine größere Anzahl Rasierklingen „verschluckt“, um sie
anschließend auf einer Schnur aufgereiht wieder aus dem Mund zu
ziehen. Die Regie folgt konsequent ihrer Linie, und so kommt
Henry Fröchte im ersten Teil als Winntou mit seiner
Antipodenarbeit zum Zuge und bringt die Tellerjonglage gegen
Ende der Vorstellung. Souverän und in hohem Tempo werden die
Tricks in gewohnter Weise aneinander gereiht. Direkt nach der
Pause sehen wir Alessandro Gillert auf dem Schlappseil.
Attraktive Tricks, ruhig und sicher in flotter Abfolge
gearbeitet, werden dem Publikum in klassischer Verpackung
präsentiert. In ihrer Zweitnummer zeigen Christina und
Alessandro Gillert eine klassische Varietédarbietung. Im „Old
fashioned-Style“ verpacken sie ihre Komik mit Hupen in eine
nette kleine Geschichte und setzen damit einen Kontrapunkt zur
modernen Clownerie der Fontners.
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