Gemietet: Zeltanlagen des dänischen
Circus Arena
Eine
Handvoll Transportfahrzeuge, zwei Mannschaftswohnwagen, drei bis
vier Artistencampings – die meisten Akteure scheinen im Hotel
untergebracht –, zwei Garderobencontainer – mehr braucht es
nicht, um einen großen Circus reisen zu lassen. Kein Frontzaun,
keine Lichterketten, weder Fassade noch Durchgangswagen,
vollkommen schmucklos zeigt sich der Außenbereich an diesem
regnerischen Wintertag, und nur die schwache
Parkplatzbeleuchtung erhellt ein wenig den Weg im Außenbereich.
Auch einen Kassenwagen sucht man vergebens. Dieser Circus ist
nicht darauf eingerichtet, Karten einzeln an Besucher abzugeben,
und so ist es nur logisch, dass es auch keinerlei Werbung in der
Stadt zu sehen gibt. Verkauft werden die Vorstellungen im
Vorfeld an Firmen und Organisationen.
Wir hatten
Gelegenheit, der dritten Show des Tages beizuwohnen. Das
Chapiteauinnere präsentiert sich im typischen „Arena-Look“.
Logen und Schalensitzgradin bieten wohl zweitausend Personen
Platz, eine umfangreiche moderne Lichtanlage setzt das Geschehen
ins rechte Licht, nur das Musikerpodium über dem Artisteneingang
bleibt leer. An Stelle einer Manege ist eine geringfügig erhöhte
„Eisfläche“ von zirka zehn mal zehn Metern installiert. Diese
setzt sich aus passgenauen Kunststoffelementen zusammen, die
offensichtlich in ihren Gleiteigenschaften richtigem Eis gleich
kommen – mit Sicherheit aber wesentliche Vorteile im Handling
haben, da keinerlei aufwendige Kühlanlage und
Oberflächenaufbereitung von Nöten ist.
Eisballett, Paar
aus der Selnikhin-Truppe
Nach den
üblichen Durchsagen vor Beginn eines Circusprogramms zaubern
drei Ballettmitglieder den Weihnachtsmann auf seinem Thron unter
einem Tuch hervor, dann heißt Monsieur Loyal Mickael Allan das
Publikum willkommen. Die Show beginnt romantisch verträumt, so
wie es wohl allgemein von einer Eisrevue erwartet wird. Ein Paar
aus der Selnikhin-Truppe spielt, dabei eine kleine Geschichte
erzählend, variantenreich und gekonnt mit Seifenblasen. Das
achtköpfige, sechs Tänzerinnen und zwei Tänzer umfassende,
Eisballett kommt zu seinem ersten von drei Auftritten pro
Showteil. Ihre Kostüme – gleichwohl ob Pinguin, Eisbär,
folkloristisch angelehnt oder elegant und glamourös – sind
aufwendig und gekonnt gestaltet. Die Choreographien wurden
ansprechend und effektvoll aufgebaut, allein die ziemlich
begrenzte „Eisfläche“ setzt den Aktivitäten Grenzen.
Oxana, Christian Folco,
Duo Cardinali
Ihre
Geschicklichkeit mit den Hula-Hoop Ringen zeigt Oxana, die
diesem Genre durch die Präsentation auf Schlittschuhen eine
eigene Note gibt. Sie nutzt die gesamte Spielfläche geschickt
aus und weicht auch in ihrer Trickfolge von den oftmals
stereotypen Mustern anderer Nummern ab. Sie ist denn auch die
einzige Artistin die, getreu dem Motto der Veranstaltung, auf
dem „Eis“ arbeitet. Für alle anderen Darbietungen wird zunächst
eine Kunststoffplane und darauf ein roter Teppich auf dem
glatten Untergrund ausgebreitet, sodass wir ein ganz normal
ablaufendes Circusprogramm in Verbindung mit einem Eisballett
erleben. Weiter geht es mit der einzigen tierischen Darbietung
des Abends. Die beiden Seelöwen des Duo Cardinali, vor einigen
Jahren waren sie bei Charles Knie zu sehen, sorgen mit ihrem
Können für Begeisterung im Rund. Geschickte Balancen, mimisches
Talent und kraftvolle Flossenstände sind die markanten Eckpunkte
dieser routiniert und flott ablaufenden Dressur. Clown Christian
Folco ist mehrmals präsent. Zunächst erscheint er als Koch,
bekleidet mit einer Weste in den Farben der italienischen
Flagge, und jongliert mit zwei Tellern und dann mit Gabeln und
Kartoffel. Diese Reprise weist einige Parallelen zu der von
Jimmy Folco auf. Klatschwettbewerb und Glockenspiele mit
Zuschauern sind weitere Reprisen. Im zweiten Teil sehen wir
seine Variante der Orchesterszene unter Mitwirkung von fünf
Freiwilligen. |