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Circus Krone - Januar 2009
www.circus-krone.de

München, 23. Januar 2009: Pferde, Elefanten und Raubtiere, drei Truppen inklusive Flugtrapez-Nummer, ein großes Clown-Entree, tolle Live-Musik, gutes Licht – der Circus Krone bietet im Januar wieder einmal alles, was man von einem klassischen Großcircus-Programm erwarten darf. Seit nunmehr 90 Jahren hat der Renommierbetrieb sein Stammhaus in der Landeshauptstadt, im nunmehr dritten Gebäude, und hat dort nach offiziellen Angaben rund 50 Millionen Besucher in 270 Programmen unterhalten – in der Tat: Der Circus Krone gehört zu München wie das Oktoberfest und das Hofbräuhaus.


Johnny Fischer, Jana Mandana

Rustikal geht es im Dezember/Januar-Programm los: Circus-Urgestein Johnny Fischer präsentiert mit seiner Partnerin ein Kleintier-Potpourri mit reifenspringender Katze, einer Ziege im Motorrad-Beiwagen, der Darstellung der „Bremer Stadtmusikanten“ mit Esel, Hund, Katze und Huhn und vielen weiteren Tricks und Gags. Als „Lucky Luke“ im Cowboy-Kostüm und mit großem Einsatz reißt er das Publikum mit und lässt Kinder vor Vergnügen kreischen. In einem zweiten Auftritt präsentiert Fischer drei große Elefantenfiguren, die alle Tricks einer echten Dickhäuter-Dressur zeigen – wir hätten diese Einlage allerdings etwas gekürzt und als humorvollen Auftakt für den Auftritt der lebenden Krone-Elefanten eingesetzt anstatt als eigenständige Nummer. Für die besonders heitere Note dieses Januarprogramms sorgt dann neben Fischer und dem portugiesischen Reprisenclown Cesar Dias („Duell“ mit einem Zuschauer, Klatschspiel, Saxofon-Auftritt im Finale) vor allem auch das José-Mitchels-Trio mit seinem berühmten Wasser-Entree, über das man sich auch beim wiederholten Ansehen ausschütten kann vor Lachen. Einfach herrlich. Jana Mandana präsentiert die Pferdefreiheit aus dem Sommerprogramm, zunächst zwölf weiße Araber, dann das Karussell mit zehn Arabern und sieben Friesen. Wir haben die Nummer im Frühjahr und zum Saisonschluss 2008 gesehen und nun wieder im Kronebau – und von Mal zu Mal eine deutliche Weiterentwicklung festgestellt. Ein erweitertes Repertoire gegenüber dem Sommer und die weitgehend sichere Vorführung stimmen optimistisch. Schade nur, dass es nun keinerlei Steiger zu sehen gibt und außer der Nummer als solcher auch die Band-Musik dem Sommerprogramm entnommen wurde. Später führt Jana Mandana, unterstützt von James Puydebois, auch die indischen Elefantendamen Bara, Mala und Delhi vor.


White Birds, Veronika Teslenko

Vor der Pause die sechs „White Birds“ am Flugtrapez mit dramatisch inszeniertem Auftakt. Interessant die Gestaltung des Requisits mit einem zweite Fänger über der Trapez-Schaukel und Truppenchefin Jekaterina Alieva in einem drehbaren, heb- und senkbaren Reif unter der Circuskuppel – sie kann ihre Partner greifen, emporziehen und dann für bestimmte Tricks zum Fänger oder zur Trapezschaukel fallen lassen. Den zweiten Programmteil eröffnet der junge, vielleicht etwas zu zurückhaltend auftretende Christian Walliser mit einer ruhigen, gefälligen Präsentation von sechs Tigern. Einen besonders guten Griff hat man bei Krone mit den beiden Nummern der Familie Teslenko gemacht: Trickreich und mit viel Ausstrahlung präsentieren Viktor, Dimitri, Anatoli und Elena Teslenko ihre Gruppenjonglage, deren wohl einmaliger Höhepunkt die Keulenjonglage zum Partner beim gleichzeitigen Lauf von Kopf zu Kopf zweier Untermänner ist.


Veronika Teslenko, Truppe Fu Zhou, Azzario Sisters

Eine wahre Augenweide, rockig-rasant präsentiert, ist die Mischung aus Kraft, Eleganz und kontorsionistischen Elementen, die Veronika Teslenko an den Strapaten präsentiert. Ein guter Griff, eine Augenweide – damit lassen sich im Übrigen auch die Kopf-auf-Kopf-Künste der von Roncalli bekannten Azzario Sisters beschreiben. Zwei Auftritte hat die zwölfköpfige Chinesen-Truppe Fu Zhou: zunächst mit Meteoren-Jonglage, als Schlussnummer dann mit Lasso-Spielen. „Lasso-Chinesen“ – dieses neue Genre hat wohl die „Fujian Lasso Group“ geprägt, die 2007/2008 beim Weltweihnachtscircus Stuttgart, auf Saison dann bei Knie und nun – leider silber-gekrönt – auch in Monte Carlo zu sehen war. Während wir bisher weder den artistischen, noch den künstlerischen Reiz der Original-Darbietung erkannt haben (und die hohe Publikumswirkung nicht verstanden), sind nun bereits die ersten Nachahmer auf dem Markt. Wobei uns hier die Kopie wesentlich besser gefällt! Anders als die gefrierschrankkalt dreinblickenden Fujian-„Mönche“ arbeitet die Truppe Fu Zhou bei Krone zu mitreißender Rockmusik, live vom wunderbaren Orchester gespielt, und beherrscht auch die hohe Kunst des freundlich Lachens… - gleiches gilt auch für die Meteore-Darbietung.

 Was wir uns für den Kronebau generell wünschen würden, wäre eine Rundum-Beschallung, die das hervorragende Orchester noch besser zur Geltung bringen könnte. Freilich fühlten wir uns dennoch bestens unterhalten – die durchweg gute Stimmung im Publikum und viel Beifall im Finale zeugen davon, dass wir diese Meinung gewiss nicht exklusiv haben.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber