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Offenburger Weihnachtscircus 2008
www.offenburger-weihnachtscircus.de ; 30 Showfotos

Offenburg, 27. Dezember 2008: Die meisten der hiesigen Weihnachtscircusse tragen den Namen der Stadt, in der sie alljährlich spielen, in ihrem Titel. Bei keiner Winterproduktion dürfte die Bindung an den Veranstaltungsort so stark sein wie in Offenburg. Von einem „Kultcircus“ war schon des öfteren die Rede. Zwei Köpfe sind es, die diese Bindung ganz besonders personifizieren. Da ist zum Einen Conferencier Klaus Kaulis, der hier nur „Herr Kaulis“ genannt wird und in Offenburg wahrscheinlich einen Bekanntheitsgrad genießt, wie sonst nur die Oberbürgermeisterin.

Und da ist natürlich Anja Oschkinat, die Directrice, die jedes Jahr den ganzen Circus auf die Beine stellt. Wenn sie beim Finale ihrem Publikum vom Zuschauereingang aus Handküsse zuwirft, fliegen ihr die Sympathien des Publikums sicht-, vor allem aber hörbar entgegen. Mit viel Liebe hat sie auch 2008/09 wieder – zum 13. Mal – das Programm zusammengestellt. Dieses hat eher Varieté- als Circuscharakter. Die Darbietungen, mit Ausnahme der Elefanten, könnten problemlos auf einer Varietébühne arbeiten bzw. tun dies ohnehin. Außerdem können alle Auftritte mit dem Attribut „klassisch“ versehen werden. Klassische Kostüme, klassische Musikauswahl (dieses Jahr leider vom Band) und klassische Präsentation. Dies hat letztendlich den Effekt, dass die ganze Show wie aus einem Guss daherkommt.


Totti Alexis und Klaus Kaulis

Reprisenclown Totti Alexis eröffnet sie, wenn er auf der Piste sitzend Trompete spielt, während eine junge Dame in der Manege ihre Handstandakrobatik zeigt. Klaus Kaulis begrüßt das Publikum standesgemäß im feinen Livree. Im weiteren Verlauf der Show ist er stets präsent und stellt im Plauderton die auftretenden Artisten vor. Clown Totti gibt er immer wieder Tipps, wie er denn nun das Herz einer Frau erobern kann. Eine nette Geschichte, die sich durch das Programm spinnt.


Erwin Frankello, Davide Roberts, Shirley Dean

Rola-Rola-Artist Davide Roberts balanciert auf wackeligen Türmen aus Walzen und stapelt Bretter etagenweise auf einer Rolle. Unterstützt wird er vom Idealbild einer Assistentin: Charmante Blondine im Abendkleid, die den Akteur dezent unterstützt. In Nadelstreifen tanzt Massimiliano Sblattero über das Drahtseil. Er tut dies zu Musik aus „Lord of the dance“, welche die Wirkung seines Auftritts ungemein steigert. Zusätzlich beweist der Italiener seine Sprungkraft bei Sätzen über Reifen und eine Feuerbarriere. Die Wappentiere des Offenburger Weihnachtscircus sind seit jeher die Elefanten. Zwei afrikanische Elefantendamen bringen Nadja und Erwin Frankello in die Manege. Sie sind sowohl geistig als auch körperlich auf der Höhe. Das beweisen sie beim Tauziehen und Ballspielen mit dem Publikum genauso wie beim Kopfrechnen. Eine nicht alltägliche Dressurleistung. Leider bleibt es bei dieser einen Tierdarbietung. Für eine Show unter dem Titel „Circus“ hätte ich diesbezüglich mehr erwartet. Als einzige Frau im Genre der Gentlemanjonglage wird Shirley Dean angekündigt. Sie zeigt ihre bekannte Kür mit Melone, Bällen, Zylindern und Zigarrenkästchen. Im Nu gewinnt sie mit ihrer quirligen Art die Herzen der Offenburger. Vier Frauenträume aus Italien zelebrieren direkt vor der Pause ihre mehrfach preisgekrönte Partnerequlibristik. Die Pelligrini Brothers gehören nach wie vor zu den Topstars der Szene, haben sie doch erst Anfang 2008 einen Goldenen Clown in Monte Carlo gewonnen.


Haddy's jr. jr., Clio Togni, Svetlana und Marina

Nachdem das Publikum in der Pause die Gelegenheit zum Elefantenreiten oder der Erfrischung im liebevoll gestalteten Restaurationszelt wahrgenommen hat, geht es weiter mit Darbietung Nummer vier aus Italien. Der Luftring , an dem Clio Togni auftritt, hat einen ungewöhnlich großen Durchmesser. Darin arbeitet sie in niedriger Höhe ihre Akrobatik zu Tangomusik. Vom Cirkus Dannebrog kommen die Haddy's, bestehend aus Edward und Jimmy Enoch. Rasant fegen die beiden Dänen auf ihren Fahrrädern durch die Manege. Es macht einfach Spaß, den beiden jungen Artisten bei den Touren Einzel und Duo zuzuschauen. War die Pausennummer der Hingucker für die Damenwelt, kommen vor dem Finale die Männer zu ihrem Recht. Die bildhübschen Weißrussinnen Sevtlana und Marina verstehen sich zudem auch noch vortrefflich in der Kunst der Antipodenspiele. Das Publikum tobt und bereitet somit stimmungsmässig bestens das Finale vor. Doch bevor es soweit ist, holt sich Totti frauentechnisch letzte Tipps bei Klaus Kaulis, damit es dann wenigstens bei der letztendlich Gelegenheit in dieser Vorstellung mit den Damen klappt. In seinen Reprisen erleben wir den Clown als Musiker, Sänger und Elektriker. Seine Auftritte zeugen von großer Kreativität. Den „schon mal gesehen“-Effekt gibt es bei ihm, wenn überhaupt, nur sehr selten. Sein komisches Talent, sowie sein musikalisches Können garantieren beste Unterhaltung.

 

Beste Unterhaltung auf hohem Niveau, das gilt für das gesamte Programm des 13. Offenburger Weihnachtscircus. Zudem punkten Anja Oschkinat und Team mit einer besonders angenehmen Atmosphäre im Chapiteau sowie im liebevoll dekorierten großen Vorzelt. Wenn ich nach Weihnachten noch zwei Wünsche loswerden darf dann die nach mehr Tierdarbietungen und einem Liveorchester. Ansonsten bin ich, was den Offenburger Weihnachtscircus angeht, wunschlos glücklich.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch