Gensi, David Larible, Patrick Philadelphia, Alain Allegria
Das Programm folgt der
gleichen Choreographie wie während der Saison – Patrick Philadelphia
und Gensi finden in dem 'Mitarbeiter' David Larible den
'Ersatz-dummen-August'. Nachdem er in einen Clown verwandelt wurde,
führt Gensi zwei 'Flusspferde' vor. Dann gleich die erste
sensationelle Nummer in der Kuppel - Alain Allegria auf dem
Washington-Trapez. In extremer Höhe und ohne jedwede Sicherung zeigt
er beinahe alle die spektakulären Tricks, die sein Onkel Sabu vor
Jahren bei Knie in der Schweiz oder in Deutschland zuletzt 2000 bei
Louis Knie vorführte. Ein Tuch nimmt er, auf der Stange kniend,
sowohl vom ruhenden Trapez als auch in vollem Schwung mit den Zähnen
auf. Die meisten Besucher halten gebannt den Atem an, wenn er auf
einem Klappstuhl sitzend, diesen auf dem Trapez ausbalanciert.
Gegenüber den beiden letzten Saisons ist hier ein Ballett in den
Ablauf der Show integriert und leitet den Auftritt des nächsten
Ausnahmekönners ein. Der junge Chinese Wei Liang Lin jongliert mit
Diabolos. In hohem Tempo und traumwandlerischer Sicherheit wird eine
Vielzahl außergewöhnlicher, verblüffender, das Auge verwirrender
Figuren gezeigt. Noch nie sahen wir einen Diabolojongleur derart
lange, gewandt, sicher und variantenreich mit drei Diabolos agieren.
Shirley Larible, David
Larible, Robin Valencia
Nun wird es ein wenig
ruhiger, träumerischer im weiten Rund. Gensi mit seiner Geige und
David Larible auf der Concertina, beide singen live dazu, begleiten
die Strapatendarbietung von David' s Tochter Shirley. Elegant und
kraftvoll zeigt die junge Artistin ihr Können, dass in einem
vollkommen freihändig ausgeführten Spagat an den Bändern seinen
Höhepunkt findet.
Vom schweizerischen Nouveau
Cirque Rigolo kommt Mädir Eugster mit seiner ungewöhnlichen und
absolut circusuntypischen Balance von Palmblattrippen. Wird sein
Auftritt zunächst noch von Saxophonklängen begleitet, legt sich
alsbald spannungsgeladene Stille über die Halle, in der nur sein
Atem zu hören ist. Aus vierzehn, jede weitere immer größer als die
vorherige, dieser Blattrippen gestaltet er ein fragiles Mobile, das
auf einer weiteren seine Position hat, bevor der Artist durch
Wegnahme des ersten, kleinsten Teils sein Werk nach gut
zehnminütiger bedeutungsschwangerer Aktion wieder zerstört. Die
sphärische Stimmung kehrt rasch in circustypische Bahnen zurück beim
folgenden Entree von David Larible. Mit drei Mitstreitern aus dem
Publikum zelebriert er sein Spiel mit den Tellern. Die eigentliche
Nummer, der Trick dauert nur Sekunden - die Einleitung, der Verkauf
nimmt ein vielfaches an Zeit in Anspruch. Die Rede ist vom
Kanonenschuss von Robin Valencia. Glänzend vorbereitet mit Ballett
Licht und Musik erfolgt schlussendlich der Flug durch die Halle, der
sicher im Fangkissen gelandet wird.
Trio Mystere |
Roncalli - dazu gehören
natürlich auch die clownesken Zwischenspiele, auf die auch in
diesem Programm nicht verzichtet wurde. David Larible und
Gensi spielen die aus dem Saisonprogramm bekannten Reprisen.
Nach der Pause sehen wir drei junge Frauen mit erstklassiger
Partnerakrobatik. Ihre Trickfolge und auch die Art der
Präsentation ähnelt stark derjenigen des Trio Bellissimo.
Sein Fitnessprogramm zur Traumfigur durch Sport auf dem
Rhönrad stellt Konstantin Mouraviev auch dem Berliner Publikum
vor. Dann ist es soweit – der Höhepunkt der Show – die
Hochseilsensation aus den USA, als einzige Nummer in diesem
Programm mit Ankündigung durch Patrick Philadelphia. Die
Wallendas auf dem Hochseil. Genau vier Tricks sind es, die
gezeigt werden und die mit Abstand meiste Zeit nimmt die
Ausführung der Siebener-Pyramide in Anspruch.
Mucksmäuschenstill ward es im Gradin, als der Aufbau der
Pyramide begann. |
Nur das klappern der Stangen und die Kommandos der sieben Artisten
sind zu hören, bis der letzte Ausführende dieses, ohne Sicherung und
Vorteils gearbeiteten, einmaligen Spitzentricks der Hochseilartistik
die gegenüberliegende Plattform erreicht hat. Die Anspannung, die
viele Zuschauer empfanden, löst sich schnell - David Larible bittet
zur 'Opera'. Zum Abschluss noch einmal eindrucksvolle, raumfüllende
Spitzenartistik. Die Truppe Gvozdetskys brilliert mit einer
effektvoll choreographierten Show auf dem russischen Barren.
Das
Finale folgt der bei Roncalli Zeltgastspielen bewährten und
gewohnten Regie. Im anhaltenden Applaus zeigt sich die
Zufriedenheit des Publikums, dass ausharrt bis David Larible
sich abgeschminkt hat. Man hat bei Roncalli auf den größeren
Rahmen reagiert, hat 'größere', senationellere Nummern
engagiert und sucht so die Distanz zum Publikum zu
überbrücken. Dies ist gut gelungen, ohne anderseits für
Roncalli Typisches, das ganz besondere Flair, zu
vernachlässigen. Der Spagat zwischen intimer
Roncalli-Atmosphäre und 'großer Hallenshow' wurde elegant
geschafft, allerdings zeigen sich die Publikumsreaktionen im
Finale verhaltener als im Chapiteau. |
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