Die
Rücklehnen der Gradinreihen, Logen, Piste und auch der hohe
Aufbau des Artisteneingangs sind mit orangefarbenen marmorierten
Plastiktafeln belegt und sorgen unter der blauen Kuppel für eine
eigentümlich kühle, nüchterne Atmosphäre. Schwierig gestaltet
sich der Einsatz der bescheiden dimensionierten Lichtanlage. All
zu sehr dominiert rotes Licht und fast durchgängig in der Show
ist die Beleuchtung zu dunkel, zu diffus und indifferent. Das Programm,
zusammengestellt aus Nummern der Familie Quaiser und solcher
internationaler Artisten, folgt, wie auch schon andernorts
angemerkt, einer eigentümlichen Regie, die die stärkeren
Auftritte in den ersten Teil platziert.
Chongqing Troupe
Insgesamt
dreimal sind die acht jungen Chinesinnen der Chongqing Troupe zu
sehen. Nachdem sie als Engelsballett den Weihnachtsmann zum
Opening
begleitet haben, starten sie die Nummernfolge mit ihrem
stärksten Auftritt – dem Spiel mit den Meteoren.
Ihre
Trickfolge entspricht der anderer Truppen, wird sicher und
ansprechend vorgetragen. Als Pausennummer platziert ist ihre
Arbeit am Schleuderbrett und bringt eine sehr große Anzahl
verschiedener Sprünge. Die Fängerinnen stehen dazu einige Male
auf Stelzen. Auf der anderen Seite offenbart sich auch sehr
schnell die Schwäche dieser Nummer. Die zierlichen jungen Frauen
bringen deutlich zu wenig Druck auf das Schleuderbrett, was zur
Folge hat, dass die Fliegerinnen vom Herrn an der, bei jedem
Sprung eingesetzten, Longe kräftig hochgezogen werden müssen.
Das es sich bei dieser Truppe keinesfalls um die erste Garde
chinesischer Artisten handelt, wird in der Finalnummer sehr
deutlich. Die Trickstärke ihrer Diabolojonglage ist
durchschnittlich, hat aber die schwächste Präsentation von allen
drei Nummern. Anders als sonst bei chinesischer Truppen wirken
alle drei Auftritte nicht zu Ende choreographiert. Diejenigen
Artistinnen, die gerade nicht in einen Trick involviert sind,
stehen mehr oder weniger gelangweilt wirkend am hinteren
Manegenrand.
Elvis Errani, Miss
Dorothea
Aus dem Saisonprogramm von Charles Knie ist die
Hula-Hoop-Nummer von Monika Sperlich bekannt. In diesem Rahmen
fehlt ihr nun das Ballett, und es gelingt nicht, die große
Manege zu füllen. Gleich im Anschluss dann Miss Dorothea am
Trapez. Die Artistin mit der opulenten Rubensfigur, sie war in
der Saison mit dem Circus Herkules unterwegs, tritt äußerst
schrill gestylt in Erscheinung. Extrem geschminkt, mit riesigem
Federpuschel auf dem Kopf, kokettiert sie in der Manege mit
ihrem Gewicht und spielt die Ungeschickte. Auf dem Trapez zeigt
sie longengesichert ganze zwei Tricks – Waage auf dem ruhenden
Requisit und Schwan in leichtem Schwung. Für eine „auf komisch
verkaufte Luftnummer“ ist dieser Auftritt deutlich zu schwach,
auch von einer Persiflage darf mehr an artistischer Leistung
verlangt werden und auch als Reprise – als komisches
Zwischenspiel – wirkt es nicht überzeugend. Die Topnummer im
diesjährigen Trierer Weihnachtscircus sind die Elefanten der
Errani-Familie. Schon sehr früh, Mitte der ersten Hälfte, zeigen
sie ihr Repertoire. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen,
wie die drei Dickhäuter von Elvis Errani ausschließlich mit der
Stimme schnell und sicher dirigiert werden. Auch hier verfehlt
der Schlusstrick, zu dem Elvis im Publikum sitzend die Elefantin
Baby nur mit knappen Kommandos dirigierend über die Damen Errani
schreiten lässt, seine Wirkung auf das Publikum nicht. Im
zweiten Programmteil arbeitet seine Schwester Zeudi ihre
publikumswirksame Antipodennummer, zu der die Trinka auf einem
schweren Motorrad installiert ist.
Familie Qiaiser,
Ignat Ignatov, Alex Quaiser
Für die
Clownerie zeichnet die Familie Quaiser verantwortlich. Ihre
originelle Variante eines alkoholfreien Bienchen-Entrees enthält
viele eigenständige Elemente und wird mit viel Spielfreude
vorgetragen. Dagegen finden die Reprisen, die einer der beiden
Auguste bringt, weniger Anklang im Publikum. Den zweiten Teil
eröffnet Daliah Laurant mit ihren Hunden. Eine deutsche Dogge am
langen Zügel und fünf Dalmatiner im Stil von Freiheitspferden
sind die tierischen Akteure in dieser originellen Dressur. In
der großen Romanzamanege kommen sie allerdings weniger zur
Geltung als andernorts, auch ist die Platzierung im Programm
nicht besonders glücklich gewählt. Für die beiden weiteren
Dressurnummern wurden die Barum-Tiere mit Ignat Ignatov
verpflichtet. Zunächst sehen wir ihn mit den sechs prächtigen
Steppenkamelen. Später präsentiert er fünf braune Araber, die er
vom sechsten Pferd aus vorführt. Einige Steiger und eine gut
ausgeführte Kapriole am langen Zügel runden den Auftritt ab. Die
einzige „echte“ Nummer in der Kuppel des Chapiteaus zeigt Alex
Quaiser an den Strapaten. Einige kraftvoll ausgeführte Tricks
und Flüge werden geboten, allerdings gelingt es mit diesem
Auftritt nicht, den weiten Raum zu füllen. Hier wünschte man
sich eine weitere, größere Darbietung in der Luft.
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