CHPITEAU.DE

Cirque Christiane Bouglione 2009
http://lecirquedenoel-paris.com/

Paris, 5. Dezember 2008: Als informierter Circusfan im Internetzeitalter kennt man das Programm meist schon lange vor dem Besuch im Chapiteau, weiß welche Nummern einen erwarten. Noch bevor sich der Vorhang öffnet ist klar, wer dahinter steht und gleich in der Manege auftreten wird. Doch dann gibt es zum Glück immer mal wieder die Situation, dass man einen Circus besucht bei dem das nicht so ist. Jeder einzelne Auftritt eine neue Überraschung. Und das macht dann zur Abwechslung mal richtig Spaß. Der Cirque Christiane Bouglione in Paris ist so ein Circus.

Auf der Homepage gibt es keine Informationen zur aktuellen Show, auch auf diversen anderen Circusseiten wenige bis keine Hinweise. Im letzten Jahr wurden wir u.a. mit Clown Francesco, Diabolostar Pierre Marchand und Einradjongleur Angelo Ballan überrascht. Und auch 2009 (gespielt wurde vom 21. November bis 20. Dezember) hat uns dieser „Cirque de Noel“ wieder ausgesprochen gut gefallen.


Gregory Bellini, Rosi Hochegger

Einen großen Beitrag zu dieser Zufriedenheit leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Rande der Manege, welche unter der Kuppel eines eher gemütlichen, weihnachtlich dekorierten, Viermasters steht. An Kasse und Einlass wird der Besucher so zuvorkommend behandelt, dass er sich wirklich als gern gesehener Gast fühlt. Teil des Begrüßungsteams ist Xavier Fagnon, welcher als sympathischer Monsieur Loyal später durch das Programm führt. Nachdem sich die Gardine für die ersten Artisten geöffnet hat, wird die Manege zum Marktplatz. Marketenderin Rosi Hochegger baut ihren Marktstand mit allerlei Obst und Gemüse auf. Für ihre Waren findet sie in Roger Mettin einen zuverlässigen Abnehmer. Dieser jongliert zu Pferd mit Äpfeln, Melonen und Ananas. Zudem sind ein paar Hunde in diese schöne Szene integriert, die natürlich ebenfalls allerlei Tricks auf Lager haben, welche sie unter Anleitung von Rosi Hochegger zeigen. Natürlich hat Hochegger auch ihr Bettpferd „Scout“ mit nach Paris gebracht. Statt sich wie gewünscht als Springpferd zu präsentieren, legt sich der Doppelgänger vom „kleinen Onkel“ aus Pippi Langstrumpf lieber zum Schlafen ins Bett. Ganz besonders begeistert hat uns aber Rosi Hocheggers dritte Darbietung. Hier zeigt das Pferd Elemente der Hohen Schule, während die Vorführerin nicht im Sattel sitzt, sondern von der Manege aus lenkt. Wir haben in letzter Zeit selten eine solch präzise Schule gesehen. Für den Humor im Programm sorgt Gregory Bellini, der auch schon als Partner von Toto Chabri u.a. im Kronebau zu sehen war. In erster Linie „verzaubert“ der sympathische Spaßmacher mit dem Schnauzbart das Publikum mit originellen Tricks, wie der Wanderung eines Hühnereis von einem Hut unter den anderen. Auch noch nach der vermeintlichen Sabotage durch den Monsieur Loyal funktioniert dieser Trick (mehr oder weniger) perfekt. Richtig daneben geht hingegen die Fluchtsackillusion. Bellini steht am Ende verkohlt und in zerrissenem Outfit in der Manege.


Duo Madrugada, Pavel Voladas, Finale

Im artistischen Bereich erleben wir zwei Paare sowie Odette Bouglione. Die Vertreterin der weit verzweigten Direktionsfamilie zeigt zusammen mit Emilie eine weihnachtlich verpackte Hula Hoop-Show. Als Weihnachtsfrauen starten sie ihre Arbeit, welche von Odette Bouglione mit Feuerreifen beschlossen wird. Anastasia Voladas verzaubert im ersten Teil mit ein eleganten Equilibristik-Darbietung. Nach der Pause ist in der Manege ein Quadratreck aufgebaut. Anastasia und Pavel Voladas legen gemeinsam einen feurigen Tango hin. Während seine Partnerin am Boden bleibt, fliegt Pavel zwischen den Stangen in akrobatischen Sprüngen hin und her. Was sonst mehrköpfige Truppen leisten, wird hier von einer Person gezeigt. Eine große Kraftleistung, welche von den Voladas auch noch elegant verpackt wird. Das Duo Madrugada beschließt das Programm mit verträumten Flugsequenzen an zwei weißen Tüchern. Die beiden attraktiven Artisten sorgen so, quasi als Weihnachtsengel, für eine schöne Überleitung zum weihnachtlichen Finale, welches vom Weihnachtsmann mit zwei ebenfalls rot-weiß gekleideten Damen eingeleitet wird.

Damit geht eine sympathische, eher kleine, aber höchst ansprechende Show mit guten Artisten zu Ende. Die Akteure in der Manege machen – zusammen mit dem gemütlichen Ambiente und dem freundlichen Personal - dieses Circuserlebnis zu einer perfekten Einstimmung auf die Festtage. Wir freuen uns schon darauf, uns auch 2010 wieder überraschen zu lassen.

__________________________________________________________________________
Text: Stefan Gierisch; Fotos:
Stefan Gierisch, Sven Rindfleisch