Vilem Bernes, Maria Wolf, Yulia
Chernova
Was die Akteure in
der Manege angeht, hat Filip Geier-Busch viele Darbietungen
engagiert, die bislang noch nicht in Deutschland zu sehen waren.
Herausgekommen ist eine ausgewogene Mischung aus Tierdressuren,
Artistik und Clownerie, die insbesondere das Familienpublikum
anspricht. Die Show wird von einer Weihnachtsfrau eröffnet, die
aus dem mitgebrachten Nikolaussack jede Menge Diabolos
befördert, um mit ihnen eine fetzige Darbietung zu zeigen. Bis
zu vier Diabolos hält Maria Wolf, die vor einigen Jahren bereits
mit ihrer Familie bei Busch-Roland engagiert war, in der Luft.
Wie Wolf kommt auch Vilem Bernes aus der Tschechischen Republik.
Drei aufgeweckte Rhesusaffen sind seine Begleiter. Alle vier
Akteure tragen schicke Matrosenoutfits. Die Tricks scheinen den
Tieren genauso viel Spaß zu machen wie den Zuschauern. Ganz
egal, ob sie über ein Seil balancieren, Roller fahren oder auf
einem Schaukelpferd reiten. Eine originelle Kombination von Hula
Hoop-Reifen und Luftring gelingt Yulia Chernova. Während sie am
Luftring die gängigen Tricks zeigt, hält sie zusätzlich, zumeist
mit den Füßen, den Hula Hoop-Reifen in Schwung.
Mikhail Ivanov |
Vorzüglich
gelungen ist die kleine Geschichte, die Mikhail Ivanov und seine
Partnerin Sosina rund um eine Einrad-Darbietung erzählen. Es ist
eine Liebesgeschichte, die unter einer Laterne beginnt, deren
Leuchtkörper als Jonglierbälle für Ivanov dienen. Bis zu sieben
davon hält er, auf dem „Nur-Rad“ fahrend, in der Luft.
Verpackung und Leistung stimmen hier hundertprozentig. Es würde mich nicht
wundern, wenn wir diese Nummer zukünftig in anderen großen
Manegen sehen würden. Eine typisch russische Handschrift trägt
die Hauskatzenrevue von Alfiya Maslyanova. Dies schlägt sich in
Kostümen und Requisiten nieder, aber auch in den Tricks. Zu
sehen sind unter anderem der Sprung durch einen Feuerreifen sowie von
einer Perchestange in ein Kissen. Jede Menge Perchestangen hat
die Truppe Sarach dabei. Sie zeigen höchst originelle Tricks,
die zumeist mit interessanten technischen Apparaturen verbunden
sind. Höhepunkt ist ein Vier-Mann-Hoch, wobei die einzelnen
Etagen durch Perchestangen miteinander verbunden sind. Dieser
Turm endet direkt unter der Kuppel, sodass Maria Sarach an der
Spitze auf ihren Handstand verzichten muss. Jan Ales bittet nach
der Pause seine rund anderthalb Jahre alten Raubkatzen in
den Zentralkäfig. |
Der Juniorchef des
tschechischen Circus Andres präsentiert fünf Tiger und zwei
Löwinnen in einer Dressur, die dem Alter seiner Schützlinge
entspricht. Die Tricks laufen bereits recht flüssig und geordnet
ab, das Repertoire wird sicher zukünftig weiter ausgebaut. Als
machohafter Zigeuner zeigt der u.a. von Roncalli bekannte Yuri
Voldchenkov seine schneidige Hohe Schule. Die weibliche
tänzerische Begleitung übernimmt hier Sosina. Fantastisch
anzusehen ist die Equilibristik-/Kontorsionistik-Darbietung von
Maria Sarach, welche wir vom letzten Nachwuchsfestival in
Wiesbaden kennen. Die junge Frau verkauft sich und ihre starke
Leistung so elegant, dass man stundenlang zusehen könnte.
Maria Sarach, David und Vladislav
Doch auch ihre
Darbietung ist endlich, denn hinter dem Vorhang warten bereits Patrick
und Roger in ihrem Auto. Patrick, das ist der 23-jährige Sohn von John
Burke und wie sein Vater, Seelöwentrainer. Roger ist sein unwesentlich
jüngerer Partner, ein ausgewachsener kalifornischer Seelöwe. Die
beiden sind unwahrscheinlich charmant und dürften insbesondere beim
weiblichen Publikum ordentlich punkten. Sie spielen sich die Bälle zu,
singen im Duett und haben weitere originelle Tricks auf Lager, wie die
von John Burke bekannte Balance auf der Schnauze des Seelöwen. Schön
zu sehen, wie hier ein junger Tierlehrer agiert, der ebenfalls mit
Entertainer-Qualitäten punktet. Musik aus „Fluch der Karibik“ hören
wir hier nicht zum ersten mal als Begleitung zu einer Flugtrapezshow.
Hier wird die Wirkung aber durch die hervorragende Livemusik enorm
gesteigert. Die Akteure, fünf junge Weißrussen der Truppe Shykavets,
tragen passend dazu Piratenoutfits. Die meisten ihrer Sprünge gelingen
sicher und elegant, der Dreifache landet aber an diesem Abend bei
beiden Versuchen ein gutes Stück entfernt vom Fänger. Für den
komischen Part wurden David und Vladislav engagiert. Sympathische
Zeitgenossen russischer Prägung, die originelle Ideen im Gepäck haben.
Sie machen ihre Sache nett, hinterlassen aber keinen bleibenden
Eindruck.
|