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Dresdner Weihnachtscircus 2009
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Dresden, 21. Dezember 2009: Die Hauptattraktion sitzt nicht in, sondern hinter der Manege. Nicht weniger als 15 Köpfe zählt das Orchester, von dem das 14. Programm des Dresdner Weihnachtscircus von Busch-Roland fulminant getragen wird. Dazu wurde die ohnehin grandiose Tour-Besetzung um fünf Musiker und eine Streicherin, die Tochter von Kapellmeister Oleksandr Krasyun aufgestockt. Ferner wurden für alle Nummern neue Arrangements geschrieben. Und damit diese geballte musikalische Power auch optisch voll zur Geltung kommt, wurde gleich ein neuer Artisteneingang angeschafft.

Bei dem das Orchester prominent ebenerdig zwischen den beiden Vorhängen sitzt.  Die Musiker kommen so wunderbar zur Geltung, die Circusatmosphäre kommt bei dieser eher kühlen Konstruktion aus Gitterelementen aber ein wenig zu kurz. Was die Akteure in der Manege angeht, hat Filip Geier-Busch viele Darbietungen engagiert, die bislang noch nicht in Deutschland zu sehen waren. Herausgekommen ist eine ausgewogene Mischung aus Tierdressuren, Artistik und Clownerie, die insbesondere das Familienpublikum anspricht.


Vilem Bernes, Maria Wolf, Yulia Chernova

Was die Akteure in der Manege angeht, hat Filip Geier-Busch viele Darbietungen engagiert, die bislang noch nicht in Deutschland zu sehen waren. Herausgekommen ist eine ausgewogene Mischung aus Tierdressuren, Artistik und Clownerie, die insbesondere das Familienpublikum anspricht. Die Show wird von einer Weihnachtsfrau eröffnet, die aus dem mitgebrachten Nikolaussack jede Menge Diabolos befördert, um mit ihnen eine fetzige Darbietung zu zeigen. Bis zu vier Diabolos hält Maria Wolf, die vor einigen Jahren bereits mit ihrer Familie bei Busch-Roland engagiert war, in der Luft. Wie Wolf kommt auch Vilem Bernes aus der Tschechischen Republik. Drei aufgeweckte Rhesusaffen sind seine Begleiter. Alle vier Akteure tragen schicke Matrosenoutfits. Die Tricks scheinen den Tieren genauso viel Spaß zu machen wie den Zuschauern. Ganz egal, ob sie über ein Seil balancieren, Roller fahren oder auf einem Schaukelpferd reiten. Eine originelle Kombination von Hula Hoop-Reifen und Luftring gelingt Yulia Chernova. Während sie am Luftring die gängigen Tricks zeigt, hält sie zusätzlich, zumeist mit den Füßen, den Hula Hoop-Reifen in Schwung.
 


Mikhail Ivanov

Vorzüglich gelungen ist die kleine Geschichte, die Mikhail Ivanov und seine Partnerin Sosina rund um eine Einrad-Darbietung erzählen. Es ist eine Liebesgeschichte, die unter einer Laterne beginnt, deren Leuchtkörper als Jonglierbälle für Ivanov dienen. Bis zu sieben davon hält er, auf dem „Nur-Rad“ fahrend, in der Luft. Verpackung und Leistung stimmen hier hundertprozentig. Es würde mich nicht wundern, wenn wir diese Nummer zukünftig in anderen großen Manegen sehen würden. Eine typisch russische Handschrift trägt die Hauskatzenrevue von Alfiya Maslyanova. Dies schlägt sich in Kostümen und Requisiten nieder, aber auch in den Tricks. Zu sehen sind unter anderem der Sprung durch einen Feuerreifen sowie von einer Perchestange in ein Kissen. Jede Menge Perchestangen hat die Truppe Sarach dabei. Sie zeigen höchst originelle Tricks, die zumeist mit interessanten technischen Apparaturen verbunden sind. Höhepunkt ist ein Vier-Mann-Hoch, wobei die einzelnen Etagen durch Perchestangen miteinander verbunden sind. Dieser Turm endet direkt unter der Kuppel, sodass Maria Sarach an der Spitze auf ihren Handstand verzichten muss. Jan Ales bittet nach der Pause seine rund anderthalb Jahre alten Raubkatzen in den Zentralkäfig.

Der Juniorchef des tschechischen Circus Andres präsentiert fünf Tiger und zwei Löwinnen in einer Dressur, die dem Alter seiner Schützlinge entspricht. Die Tricks laufen bereits recht flüssig und geordnet ab, das Repertoire wird sicher zukünftig weiter ausgebaut. Als machohafter Zigeuner zeigt der u.a. von Roncalli bekannte Yuri Voldchenkov seine schneidige Hohe Schule. Die weibliche tänzerische Begleitung übernimmt hier Sosina. Fantastisch anzusehen ist die Equilibristik-/Kontorsionistik-Darbietung von Maria Sarach, welche wir vom letzten Nachwuchsfestival in Wiesbaden kennen. Die junge Frau verkauft sich und ihre starke Leistung so elegant, dass man stundenlang zusehen könnte.


Maria Sarach, David und Vladislav

Doch auch ihre Darbietung ist endlich, denn hinter dem Vorhang warten bereits Patrick und Roger in ihrem Auto. Patrick, das ist der 23-jährige Sohn von John Burke und wie sein Vater, Seelöwentrainer. Roger ist sein unwesentlich jüngerer Partner, ein ausgewachsener kalifornischer Seelöwe. Die beiden sind unwahrscheinlich charmant und dürften insbesondere beim weiblichen Publikum ordentlich punkten. Sie spielen sich die Bälle zu, singen im Duett und haben weitere originelle Tricks auf Lager, wie die von John Burke bekannte Balance auf der Schnauze des Seelöwen. Schön zu sehen, wie hier ein junger Tierlehrer agiert, der ebenfalls mit Entertainer-Qualitäten punktet. Musik aus „Fluch der Karibik“ hören wir hier nicht zum ersten mal als Begleitung zu einer Flugtrapezshow. Hier wird die Wirkung aber durch die hervorragende Livemusik enorm gesteigert. Die Akteure, fünf junge Weißrussen der Truppe Shykavets, tragen passend dazu Piratenoutfits. Die meisten ihrer Sprünge gelingen sicher und elegant, der Dreifache landet aber an diesem Abend bei beiden Versuchen ein gutes Stück entfernt vom Fänger. Für den komischen Part wurden David und Vladislav engagiert. Sympathische Zeitgenossen russischer Prägung, die originelle Ideen im Gepäck haben. Sie machen ihre Sache nett, hinterlassen aber keinen bleibenden Eindruck.

Zum Finale, wie auch zur Ouvertüre, weihnachtliche Musik und die Verabschiedung durch alle Mitwirkenden vom dankbar applaudierenden Publikum. Filip Geier-Busch verabschiedet sich von seinem Dresdner Publikum und freut sich auf ein Wiedersehen zur Jubiläumsausgabe 2010/11. Bleibt am Rande noch die Frage nach den weiteren Plänen von Busch-Roland. Neben dem Weihnachtscircus in Dresden soll es im kommenden Winter auch eine Weihnachtsshow in Hannover geben, wo die Stadt großes Interesse an einem solchen Projekt habe. Eine Tournee ist 2010 nicht geplant. Allerdings sollen einzelne Projekte realisiert werden, eventuell wird es auch Einzelgastspiele in verschiedenen Städte geben, so Filip Geier-Busch.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch