Die
meisten Genres werden von Spitzenkönnern ihrer jeweiligen
Disziplin dargeboten. Dafür sorgen mit Martin Lacey jun., den
Garcias sowie Les Rossyann nicht zuletzt drei aktuelle „Clown“-Preisträger,
die quasi directement von der Cote d'azur nach „Monaco di
Bavaria“ gereist sind. Sie werden genauso frenetisch gefeiert
wie Alex Giona, der im vergangenen Jahr einen „Silberner Clown“
in Empfang nehmen durfte.
Vlad Olandar, Truppe Mayorov, Alex Traisci
Ebenfalls
2009 in Monte Carlo am Start waren die Mitglieder der Truppe
Mayorov. Nach der Begrüßung durch Weißclown Yann Rossyann
erscheinen sie als Matrosen in Schwimmwesten, die sich von ihrem
leicht vertrottelten Kapitän kommandieren lassen. Dabei
überspringen sie mit Hilfe eines Trampolins mehrere
Rettungsringen und haben jede Menge Spaß, insbesondere mit einem
„Freiwilligen“ aus dem Publikum, der sich außergewöhnlich
sportlich präsentiert. Schlag auf Schlag geht es auch bei Vlad
Olandar und seinen Angorakatzen zu, die zu den jeweiligen Tricks
aus ihrer Box im Katzenhaus kommen. Derer beherrschen die
wunderschönen weißen Vierbeiner eine Vielzahl, wie etwa das
Balancieren über einen Balken oder den Sprung durch den Reifen.
Ein neues Gesicht in der Manege des Krone-Baus ist Alex Traisci.
Als Reifendressur beschreibt das Programmheft sehr treffend
seine Kür mit großen Reifen, die er nach interessanten Varianten
der Jonglage, zielgenau in ein an einer Seite geöffnetes Gatter
rollt. Ganz so, wie ein Schäfer seine Schafe in die eigene
Umzäunung treibt. Zwei Damen aus der Krone-Herde, eine Inderin
und eine Afrikanerin, hat Colonel Joe als Begleitung mit in die
Manege gebracht. Im Mittelpunkt der neuen Elefantendressur von
James Puydebois steht aber der mächtige indische Bulle höchst
selbst. Er ist nach wie vor eine imposante Erscheinung und
arbeitet sehr selbständig, wenngleich er inzwischen etwas
behäbiger agiert. Musikalisch ist dieses Dickhäuterballett eine
Hommage an Michael Jackson, dessen Musik das Orchester von
Markus Jaichner wunderbar interpretiert. Vortrefflich auf das
Musizieren verstehen sich ebenfalls Les Rossyann, die zu den
aktuellen Preisträgern eines „Bronzenen Clowns“ zählen. Die
beiden Franzosen beweisen in allen ihren vielfältigen Auftritten
ihre Virtuosität auf den verschiedensten Instrumenten. Sie sind
exzellente Spaß- sowie Musikmacher und haben dazu noch ein
perfektes Auftreten. Somit passen sie wunderbar in jedes
klassische Circusprogramm. Meines Erachtens eine perfekte
Besetzung etwa für den Zirkus Charles Knie.
Zhang Fan
Begeistert
gefeiert wird Zhang Fan mit seiner Darbietung auf dem
Schlappseil. Was der 20jährige Chinese an diesem Requisit zeigt,
ist schlichtweg phänomenal. Zusammen mit seinem äußerst
sympathischen Auftreten erobert er die Herzen des Publikums im
Sturm. Höhepunkt des Auftritts ist für mich das Laufen im
Handstand auf dem schwankenden Seil. Und das ist noch lange
nicht der Schlusstrick dieser Nummer. Vor der Pause gibt es den
großen Nervenkitzel unter der Kuppel. Dafür sorgt das Duo
Garcia, ebenfalls aktuelle Gewinner eines „Bronzenen Clowns“.
Schon die Einfahrt ihrer Weltraumrakete in die Manege wir
aufwendig zelebriert. Der spacigen Lichtshow von Celestino Munoz
sei dank. Die Arbeit des irischen Artistenpaares an dem
rotierenden Requisit ist äußerst riskant, selten zu sehen und
verfehlt auch hier ihre Wirkung nicht. Für das Pausengespräch
ist gesorgt.
Martin Lacey
Mit seinem
zweiten monegassischen „Clown“ ist Martin Lacey junior heuer aus
dem Fürstentum zurückgekehrt. Somit zeigt er derzeit in München
quasi seine „Goldkür“. Das natürlich nicht alleine, sondern
zusammen mit Mähnenlöwe Kassanga und zwölf Löwinnen. Während
Kassanga im wahrsten Sinne über der Szenerie thront, zeigen die
Damen unter der Anleitung von Martin ihr Repertoire. Die größte
Leistung dieser Darbietung besteht aktuell in der Integration
von vier jungen Tieren in die bestehende Gruppe. Bei dem
zwölffachen(!) Hochsitzer werden die vier Jungtiere nach wie vor
mit einem kleinen Gitter von den älteren Löwinnen getrennt. Das
Bild, das diese wilde „Girlsreihe“ abgibt ist allerdings
schlichtweg phantastisch. Nachdem die gesamte Gruppe ihre Tricks
im gewohnt hohen Tempo präsentiert hat, verlassen die erfahrenen
Tiere den Zentralkäfig und Martin beschäftigt sich mit den vier
Neulingen, darunter zwei weiße Exemplare. Es ist ein wunderbarer
Kontrast zu der gewollt wilden Präsentation, die eben noch die
Zuschauer mitgerissen hat. Nun kümmert sich Martin ganz ruhig
und gelassen um den Nachwuchs. Als beim Fächer ein Mitglied des
Quartetts immer wieder auf das eigene Postament zurückkehrt,
wiederholt er in aller Ruhe den Trick, ganz so als würden keine
3.000 Augenpaare im ausverkauften Rund dieser Szene folgen.
Besser kann man die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen
Mensch und Tier kaum in die Öffentlichkeit transportieren.
Bravo. Natürlich bekommt King Tonga nach dem Umbau in der Manege
und dem doch recht kitschigen Film seinen gewohnten Kurzauftritt
auf der funkelnden XXL-Diskokugel.
Truppe Mayorov,
Timulin Sisters, Les Rossyann
Nicht ganz
das Niveau des restlichen Programms erreichen die unter anderem
von Probst und Nock bekannten Timulin-Sisters mit ihren zumeist
durch eine Longe gesicherten (und unterstützen) Luftvoltigen am
ruhenden sowie schwingenden Trapez. Natürlich bekommen auch
diese beiden sympathischen Mongolinnen ihren verdienten Applaus.
Traumhaft ist die Symbiose von sieben schneeweißen
Araberhengsten und dem ganz in weiß gekleideten Alex Giona. Aus
dem Spiel der Hengste im Nebel ergibt sich eine faszinierende
Dressur, die gar nicht als solche wirkt. Vielmehr zeigen Mensch
und Tier ein perfektes Zusammen-“Spiel“. Dabei zeigt Alex gleich
am Anfang eine kurze Post auf zwei Pferden ohne Zaumzeug.
Wenngleich dies in ruhigem Tempo geschieht, ergibt sich das
perfekte Bild des freihändigen Stehendreitens auf zwei Arabern.
Kernstück der Freiheit ist der Fächer, dessen Bestandteil der
reitende Tierlehrer mit seinem Pferd ist und zu dem sich immer
mehr Hengste einreihen, bis schließlich alle sieben dabei sind.
Ein kurzes Kommando, und die Tiere wechseln gemeinsam die
Richtung. Fast zu harmonisch, um wahr zu sein. Vor dem Finale
erleben wir dann erneut die Mayorov. Diesmal springen diese
größtenteils jungen Russen, eine Dame inklusive, in
folkloristischen Kostümen über eine Trampolinbahn. Dabei bauen
sie genauso diverse Musikinstrumente ein wie das Seilspringen
mit Hilfe einer überdimensionalen, lebendigen Puppe. Lediglich
mit ihrer Auftrittsmusik, recht kitschiger Folk-Pop, kann ich
mich nach wie vor nicht anfreunden. Auf jeden Fall überträgt
sich die heiter-quirlige Stimmung auf das Finale, in welches
ihre Darbietung mündet. Die Rossyann machen danach das Licht im
Krone-Bau aus, welches kurz danach wieder erstrahlt, um einem
rundum begeisterten Publikum den Weg nach Hause zu ermöglichen.
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