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Circus Krone - Februar 2010
www.circus-krone.de ; 55 Showfotos

München, 13. Februar 2010: Mit geballter „Man“-Power kommt uns der Circus Krone in seinem diesjährigen Februar-Programm. Neben vier Artistinnen, wird das Programm ausschließlich von Männern bestritten. Hinzu kommen die tierischen Stars „King Tonga“ und „Colonel Joe“. Mithin also zwei weitere gestandene Mannsbilder. Was hinsichtlich dieses Kriteriums etwas einseitig klingt, ist insgesamt eine wunderbar ausgewogene Mischung circensischer Kunst. Es ist alles dabei, was zu einem runden Programm gehört.

Die meisten Genres werden von Spitzenkönnern ihrer jeweiligen Disziplin dargeboten. Dafür sorgen mit Martin Lacey jun., den Garcias sowie Les Rossyann nicht zuletzt drei aktuelle „Clown“-Preisträger, die quasi directement von der Cote d'azur nach „Monaco di Bavaria“ gereist sind. Sie werden genauso frenetisch gefeiert wie Alex Giona, der im vergangenen Jahr einen „Silberner Clown“ in Empfang nehmen durfte.


Vlad Olandar, Truppe Mayorov, Alex Traisci

Ebenfalls 2009 in Monte Carlo am Start waren die Mitglieder der Truppe Mayorov. Nach der Begrüßung durch Weißclown Yann Rossyann erscheinen sie als Matrosen in Schwimmwesten, die sich von ihrem leicht vertrottelten Kapitän kommandieren lassen. Dabei überspringen sie mit Hilfe eines Trampolins mehrere Rettungsringen und haben jede Menge Spaß, insbesondere mit einem „Freiwilligen“ aus dem Publikum, der sich außergewöhnlich sportlich präsentiert. Schlag auf Schlag geht es auch bei Vlad Olandar und seinen Angorakatzen zu, die zu den jeweiligen Tricks aus ihrer Box im Katzenhaus kommen. Derer beherrschen die wunderschönen weißen Vierbeiner eine Vielzahl, wie etwa das Balancieren über einen Balken oder den Sprung durch den Reifen. Ein neues Gesicht in der Manege des Krone-Baus ist Alex Traisci. Als Reifendressur beschreibt das Programmheft sehr treffend seine Kür mit großen Reifen, die er nach interessanten Varianten der Jonglage, zielgenau in ein an einer Seite geöffnetes Gatter rollt. Ganz so, wie ein Schäfer seine Schafe in die eigene Umzäunung treibt. Zwei Damen aus der Krone-Herde, eine Inderin und eine Afrikanerin, hat Colonel Joe als Begleitung mit in die Manege gebracht. Im Mittelpunkt der neuen Elefantendressur von James Puydebois steht aber der mächtige indische Bulle höchst selbst. Er ist nach wie vor eine imposante Erscheinung und arbeitet sehr selbständig, wenngleich er inzwischen etwas behäbiger agiert. Musikalisch ist dieses Dickhäuterballett eine Hommage an Michael Jackson, dessen Musik das Orchester von Markus Jaichner wunderbar interpretiert. Vortrefflich auf das Musizieren verstehen sich ebenfalls Les Rossyann, die zu den aktuellen Preisträgern eines „Bronzenen Clowns“ zählen. Die beiden Franzosen beweisen in allen ihren vielfältigen Auftritten ihre Virtuosität auf den verschiedensten Instrumenten. Sie sind exzellente Spaß- sowie Musikmacher und haben dazu noch ein perfektes Auftreten. Somit passen sie wunderbar in jedes klassische Circusprogramm. Meines Erachtens eine perfekte Besetzung etwa für den Zirkus Charles Knie.


Zhang Fan

Begeistert gefeiert wird Zhang Fan mit seiner Darbietung auf dem Schlappseil. Was der 20jährige Chinese an diesem Requisit zeigt, ist schlichtweg phänomenal. Zusammen mit seinem äußerst sympathischen Auftreten erobert er die Herzen des Publikums im Sturm. Höhepunkt des Auftritts ist für mich das Laufen im Handstand auf dem schwankenden Seil. Und das ist noch lange nicht der Schlusstrick dieser Nummer. Vor der Pause gibt es den großen Nervenkitzel unter der Kuppel. Dafür sorgt das Duo Garcia, ebenfalls aktuelle Gewinner eines „Bronzenen Clowns“. Schon die Einfahrt ihrer Weltraumrakete in die Manege wir aufwendig zelebriert. Der spacigen Lichtshow von Celestino Munoz sei dank. Die Arbeit des irischen Artistenpaares an dem rotierenden Requisit ist äußerst riskant, selten zu sehen und verfehlt auch hier ihre Wirkung nicht. Für das Pausengespräch ist gesorgt.


Martin Lacey

Mit seinem zweiten monegassischen „Clown“ ist Martin Lacey junior heuer aus dem Fürstentum zurückgekehrt. Somit zeigt er derzeit in München quasi seine „Goldkür“. Das natürlich nicht alleine, sondern zusammen mit Mähnenlöwe Kassanga und zwölf Löwinnen. Während Kassanga im wahrsten Sinne über der Szenerie thront, zeigen die Damen unter der Anleitung von Martin ihr Repertoire. Die größte Leistung dieser Darbietung besteht aktuell in der Integration von vier jungen Tieren in die bestehende Gruppe. Bei dem zwölffachen(!) Hochsitzer werden die vier Jungtiere nach wie vor mit einem kleinen Gitter von den älteren Löwinnen getrennt. Das Bild, das diese wilde „Girlsreihe“ abgibt ist allerdings schlichtweg phantastisch. Nachdem die gesamte Gruppe ihre Tricks im gewohnt hohen Tempo präsentiert hat, verlassen die erfahrenen Tiere den Zentralkäfig und Martin beschäftigt sich mit den vier Neulingen, darunter zwei weiße Exemplare. Es ist ein wunderbarer Kontrast zu der gewollt wilden Präsentation, die eben noch die Zuschauer mitgerissen hat. Nun kümmert sich Martin ganz ruhig und gelassen um den Nachwuchs. Als beim Fächer ein Mitglied des Quartetts immer wieder auf das eigene Postament zurückkehrt, wiederholt er in aller Ruhe den Trick, ganz so als würden keine 3.000 Augenpaare im ausverkauften Rund dieser Szene folgen. Besser kann man die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier kaum in die Öffentlichkeit transportieren. Bravo. Natürlich bekommt King Tonga nach dem Umbau in der Manege und dem doch recht kitschigen Film seinen gewohnten Kurzauftritt auf der funkelnden XXL-Diskokugel.


Truppe Mayorov, Timulin Sisters, Les Rossyann

Nicht ganz das Niveau des restlichen Programms erreichen die unter anderem von Probst und Nock bekannten Timulin-Sisters mit ihren zumeist durch eine Longe gesicherten (und unterstützen) Luftvoltigen am ruhenden sowie schwingenden Trapez. Natürlich bekommen auch diese beiden sympathischen Mongolinnen ihren verdienten Applaus. Traumhaft ist die Symbiose von sieben schneeweißen Araberhengsten und dem ganz in weiß gekleideten Alex Giona. Aus dem Spiel der Hengste im Nebel ergibt sich eine faszinierende Dressur, die gar nicht als solche wirkt. Vielmehr zeigen Mensch und Tier ein perfektes Zusammen-“Spiel“. Dabei zeigt Alex gleich am Anfang eine kurze Post auf zwei Pferden ohne Zaumzeug. Wenngleich dies in ruhigem Tempo geschieht, ergibt sich das perfekte Bild des freihändigen Stehendreitens auf zwei Arabern. Kernstück der Freiheit ist der Fächer, dessen Bestandteil der reitende Tierlehrer mit seinem Pferd ist und zu dem sich immer mehr Hengste einreihen, bis schließlich alle sieben dabei sind. Ein kurzes Kommando, und die Tiere wechseln gemeinsam die Richtung. Fast zu harmonisch, um wahr zu sein. Vor dem Finale erleben wir dann erneut die Mayorov. Diesmal springen diese größtenteils jungen Russen, eine Dame inklusive, in folkloristischen Kostümen über eine Trampolinbahn. Dabei bauen sie genauso diverse Musikinstrumente ein wie das Seilspringen mit Hilfe einer überdimensionalen, lebendigen Puppe. Lediglich mit ihrer Auftrittsmusik, recht kitschiger Folk-Pop, kann ich mich nach wie vor nicht anfreunden. Auf jeden Fall überträgt sich die heiter-quirlige Stimmung auf das Finale, in welches ihre Darbietung mündet. Die Rossyann machen danach das Licht im Krone-Bau aus, welches kurz danach wieder erstrahlt, um einem rundum begeisterten Publikum den Weg nach Hause zu ermöglichen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch