Ein großzügiges
Gradin, ein weiter Abstand zu den Logen und die sichtbare
Deckenkonstruktion lassen kaum das heimelige Gefühl eines Zeltes
aufkommen.
Bereits seit Jahren
treten in Rotterdam zur Weihnachtszeit bekannte Namen der Circuswelt
auf, so auch in diesem Jahr. Ein Grund dafür ist wohl, dass hinter
dem Projekt mit Fernand Banning ein erfahrener und bekannter
„Circus-Promoter“ steht, der bereits die Tourneen von Louis Knie
sr., Krone und Arena durch die Niederlande betreut hat. Allerdings
muss man ihm vorhalten, dass die Programmzusammenstellung zumindest
in diesem Jahr mehr als unglücklich verlaufen ist. Gleich drei
Clown-Darbietungen wurden engagiert, die zu allem Überfluss
teilweise auch noch hintereinander arbeiten.
Francesco, Les Goty,
Olga & Pierino
Bereits im Vorjahr
dabei waren Olga & Pierino, die mit viel Requisitenaufwand kleine
poetische Intermezzi zeigen, die zwar zum Teil perfekt auf das
vierzigste Bestehen der Show abgestimmt sind, zum anderen aber nicht
immer Sinn ergeben oder diesen zumindest nicht erkennen lassen.
Lustiger ist dann schon Francesco mit seinen Reprisen. Für die
Entrees sind die Goty´s verantwortlich, die im ersten Teil Herr und
Frau Nachtigall zum besten geben. Nach der Pause kehren sie dann mit dem klassischen
Spiegelentree und deutlich mehr Lacherfolg zurück.
Duo Kostylev, Clara
Ruiz, Beijing Acrobatic Troupe
Artistisch gesehen
fehlen dem Programm hingegen ein oder zwei weitere akrobatische
Highlights. Für dieses sorgt eigentlich nur die Beijing Acrobatic
Troupe mit ihrer sensationellen Arbeit an den Masten, völlig zu
Recht als Schlussnummer platziert. Mit gewagten Sprüngen von einem
Mast zu anderen, aber auch von Trampolinen an den Mast begeistern
die jungen Chinesen. In ihrem Zweit-Auftritt sind sie gleich zu
Beginn auch als quirlige Reifenspringer zu erleben. Das Duo Kostylev
war mit ihrer durch schnelle Wechsel der Haltepositionen geprägten
Darbietung am Haltestuhl im vergangenen Winter beim Gelsenkirchener
Weihnachtscircus zu sehen. Für Verwunderung beim Publikum sorgt
Clara Ruiz mit ihrem selten zu sehenden Deckenlauf. Ebenfalls im
Programm vertreten, allerdings ohne eigene Nummer, ist der
Papierkünstler Mr. Lo alias Lorenzo Torres. Der von Roncalli
bekannte Künstler muss sich hier mit seinen originellen Künsten
unverständlicherweise auf die Unterhaltung der Zuschauer vor der
Vorstellung und in der Pause beschränken.
Florian-Richter-Truppe |
Kaum Wünsche offen
lässt hingegen das tierische Lineup. Suzanne Berdino präsentiert
zusammen mit ihren Töchtern eine Heerschar nach Getränken
benannter Ponys, denen sie via Mikrofon in deutscher Sprache
Anweisungen gibt. Die Hohe Schule wird von der Familie Saabel im
spanischen Outfit samt passendem Tanz präsentiert. In einer
lebendigen Aufführung zeigen sie im zweiten Teil ihre
Husky-Meute samt Rutschpartie der Vierbeiner. Beide Auftritte
sind durch wunderbar gepflegte Tiere sowie wunderschöne Kostüme
und Requisiten gekennzeichnet. Bereits zum zweiten Mal in
Rotterdam zu sehen ist Elvis Errani mit seiner umfangreichen
Arbeit mit den drei Elefanten. Zur Pause begeistert die
weiterhin mitreißende Jockey-Reiterei aus dem Hause Richter, die
nun allerdings ohne Truppenchef Florian auskommen muss. Für ihn
springt dem Aussehen nach zu urteilen ein jüngerer Bruder ein,
der sich anscheinend schnell in seine neue Rolle eingelebt hat,
aber auf den offensiven Auftritt des Bruders verzichtet. Unter
der Leitung von Ingrid Schwarz, die zudem einige Nummern mit
Live-Gesang untermalt, begleitet das „Joe Schwarz Orchester“
(fast) die gesamte Vorstellung. Mit ihrer bedachten und ruhigen
Art im Stile einer Abschlussball-Bigband verpassen sie es
allerdings, den Nummern weiteren Antrieb zu geben. Dies schafft
dann ausgerechnet hier die Bandmusik, welche die Mast-Akrobatik
der Chinesen begleitet. Überdies führt Sprechstallmeister
Maurice Veldkamp informativ durchs Programm. |
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