Mit solchen
Veranstaltungen, weniger mit Selbstzahlern, werden die enormen
Platzkapazitäten gefüllt. Unmittelbarer Anlass für die neuen
Bouglione-Shows war offenbar, dass „Circus-Promoter“ Jean
Arnauld, der solche Galas vermittelt, und der Cirque Pinder ihre
bisherige Zusammenarbeit beendet haben. Dafür fand Arnauld nun
in Bougliones neue Geschäftspartner und lieferte ihnen die
Besucher zu. Die Hallenproduktion unter dem Motto „Le Grand
Cirque de Noel“ (Der Große Weihnachtscircus) lief zwei Wochen
lang, vom 27. November bis 12. Dezember, mit bis zu vier
ausverkauften Shows am Tag. In der Messehalle in Le Bourget
gruppierten sich um die Manege bis zu zehn ebenerdige Reihen
Logenstühle und an drei Seiten gewaltige, rechteckige Tribünen
mit Schalensitzen. An der vierten Seite wurde eine pompöse
Kulisse mit einem Artisteneingang im Stile des Cirque d’Hiver
geschaffen, über dem das große Orchester thront – auch hier
besetzt mit einer Dame an der Violine und ansonsten nur Herren,
ganz wie man es aus dem Circusbau kennt. Während sowohl für die
Eis- als auch für die Hallenshow das Bouglione-Orchester quasi
„geklont“ wurde, wechselten die Salto Dancers und Mr. Loyal
Sergio die Spielstätten. Das siebenköpfige Ballett war heuer nur
in der Halle zu sehen, Sergio ließ sich im Circusbau während der
Spielzeit der Hallenproduktion von Michel Palmer vertreten.
Schließlich wurden in der Halle um die Manege vier
Stahlgittermasten platziert, die vier im Quadrat angeordnete
Traversen mit der imposanten Lichtanlage trugen. Schöner
Artisteneingang, großes Orchester, Ballett, Mr. Loyal, ein
Lichtermeer – mit diesen Zutaten und natürlich den passenden
Circusnummern wurde eine glamouröse Show ganz im Bouglione-Stil
geschaffen. Nur leider konnte all dies die doch nüchterne
Atmosphäre der Messehalle und die enormen räumlichen
Entfernungen nicht kompensieren. Die richtige Produktion wollte
am falschen, überdimensionierten Platz keine rechte Freude
machen.
Lars und Christine Hölscher
Immerhin bot
die Hallenproduktion die Möglichkeit, anders als im Cirque
d’Hiver mit seinen beengten Freiflächen ums Gebäude, Tiernummern
in größeren Dimensionen zu verpflichten. So waren mit Tommy
Diecks Löwenschau, den drei Elefanten von Lars und Christine
Hölscher und Donald Niumans mit überschäumendem Temperament
präsentierter Freiheitsdressur mit sechs weißen Pferden alle
klassischen Großtierarten vertreten. Zudem präsentierte Manuel
Frank, der in dieser Saison mit Carl Busch auf Tournee war,
seine große Schar Ziegen und Hunde und die vier Kamele.
Alain
Alegria, Robin Valencia, Francois Borie
Im
artistischen Bereich hätte die Messehalle wohl nach einer
großen, manegenfüllenden Truppennummer verlangt, auf die jedoch
verzichtet wurde. Lediglich ein Quartett wurde präsentiert, das
Diorio-Team in der sich öffnenden Motorradkugel, und außerdem
die drei Herren des Trio Aphelion mit Kraftakrobatik in bunten
Kostümen, die an Arlette Gruss oder Soleil erinnern. Bekannte
Gesichter waren zudem Keulenjongleur Francois Borie (ehemals
Barelli, Pinder), Alain Alegria mit waghalsigen Kapriolen am
Washington-Trapez, die „lebenden Kanonenkugel“ Robin Valencia
sowie die Tücher-Kür des männlich-weiblichen Duos Madruga, die
im Vorjahr im Weihnachtscircus von Christiane Bouglione
arbeitete. Für den Humor sorgten der bekannte Reprisenclown
Francesco und die Mitchels mit ihrem bewährten
Wasser-Lachschlager.
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