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Ravensburg, 29. Dezember 2010:
Kaum
sind die vier Biker der Diorio Truppe durch den Splitting Globe
of Death gejagt, bittet Circusdirektor Elmar Kretz um Standing
Ovations für diese Leistung. Und was machen die Zuschauer der
bestens besuchten Abendvorstellung? Sie stehen spontan
vollzählig auf und feiern die Akteure der Pausennummer, ganz so
wie es Kretz mal eben vorgeschlagen hat. Mit seiner charmanten,
lockeren Art sorgt der junge Produzent des nunmehr dritten
Ravensburger Weihnachtscircus für die ganz besondere Atmosphäre
dieser Produktion. Eigentlich war, wie
bereits im Premierenjahr, der von Arlette Gruss bekannte Michel
Palmer für Regie und Moderation vorgesehen. Da der Franzose
kurzfristig ausfiel, übernahm der Chef selbst. |
Die Zuschauer merken,
dass er „einer von hier“ ist und sie spüren, dass er mit Herzblut
bei der Sache ist. Seine enthusiastische Art steckt an. Auch wenn
das Ganze teilweise etwas hemdsärmlig wirkt – oder vielleicht gerade
deswegen. Am
Artisteneingang hängt der Vorhang, hinter dem die Motorradkugel
platziert ist, etwas durch. Das Ensemble insgesamt ist dadurch nicht
wirklich symmetrisch. Gespielt wird in einem ehemaligen Chapiteau des
Pferdepalast. Ohne Abtrennung geht es vom Restaurationsbereich in
die somit vom Gradin markierte Arena. Livemusik gibt es, abgesehen
von der Sängerin zum Finale, leider nicht. Aber dafür echten,
traditionellen Circus. |
Maike und Jörg Probst,
Billy Wilson-Smart
Bei den Tiernummern
hat sich Kretz Gäste aus Dänemark und Thüringen eingeladen. Vom
dänischen Cirkus Arena kommen Exoten, Elefanten und Pferde. Zu
Beginn des Programms zeigt der Brite Billy Wilson-Smart jeweils vier
Dromedare und Zebras in gemeinsamer Laufarbeit. Nachdem sich die
Dromedare im Viereck abgelegt haben, werden sie von einem weißen
Araber umrundet. Wilson-Smart führt des weiteren die drei schönen
afrikanischen Elefanten von Arena vor. Die Tricks werden dabei in
flottem Tempo absolviert. Gerne hätten wir noch länger zugesehen.
Die Präsentation des Achterzugs weißer Araber behält sich der
Direktor selbst vor. Wie schon in den Vorjahren ist die
Pferdefreiheit Chefsache. Im eleganten Frack lässt Kretz die
Vierbeiner ihr erlerntes Repertoire absolvieren. Garanten für
außergewöhnliche, leistungsstarke und äußerst sympathisch
präsentierte Dressuren sind Maike und Jörg Probst. Im ersten Teil
zeigen sie ihre fünf Paviane, die sehr eigenständig agieren und
dabei umfangreichen Tricks spielerisch absolvieren. Voll ist die
Manege, wenn die beiden ihren „mobilen Bauernhof“ auspacken. Esel,
Ziegen, Schweine, Hahn und Affe sorgen für ausgelassene Stimmung.
Natürlich ist auch die Probst'sche Variante der Bremer
Stadtmusikanten dabei.
Nistorov/Triberti-Truppe
Aus Italien und Ungarn
kommen – neben den Diorios - die weiteren Artisten. Die
Kraftakrobatik von Carlino Tribertis wird im großen Stile mit
Figurantinnen, Feuer und einer Säulenkulisse zelebriert. Dabei zieht
der muskelbepackte Italiener u.a. einen Nagel mit dem Mund aus einem
Brett und misst sich mit 14 Herren aus dem Publikum beim Tauziehen.
Von Carl Busch und Charles Knie kennen wir die Nistorovs. Im ersten
Teil zeigt Ofelia ihre Hula Hoop-Show. Die Schlussnummer gestalten
die Tribertis (zwei Personen) und Nistorovs (drei) gemeinsam. Auf
Rollschuhen jagen sie zu viert über eine oder jeweils im Duo
synchron über zwei runden Plattformen im Kreis. So entstehen
originelle Bilder voller rasanter Bewegung.
Evy Nereus, Finale,
Filu
Ruhig geht es hingegen
bei der Handstandakrobatik von Evy Nereus zu, die durch „In the air
tonight“ von Phil Collins begleitet wird. Ebenfalls zurückhaltend
agieren die beiden Herren des Duo Kis Faludy, die mit ihrem
Schleuderbrett tolle Sprungkombinationen zeigen. Direkt von seinem
eigenen Weihnachtscircus in Göttingen ist David Paschke, alias Filu,
nach Ravensburg gereist. Auch in Oberschwaben erreicht der
aufgeweckte Komiker sein Publikum, welches er mitunter in seine
Späße einbezieht. Natürlich streut er in die Auftritte seine
„magischen Fähigkeiten“ ein, die wir bereits zu Barum-Zeiten erleben
durften.
Das Finale
eröffnet eine Sängerin mit einem live gesungenen
Weihnachtslied, welches abrupt von der Musik des ehemaligen
Knie-Finales (jenes bis 2008 verwendete) abgelöst wird. Dazu
erscheinen alle Mitwirkenden, um sich ausführlich für den
Applaus zu bedanken und von den Gästen zu verabschieden. Die
Abschiedsworte übernimmt selbstverständlich wieder Elmar Kretz.
Erneut gibt es Standing Ovations; diesmal ohne Aufforderung. |
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Text:
Stefan Gierisch; Fotos:
Stefan Gierisch, Sven
Rindfleisch
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