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Flic-Flac-Weihnachtscircus - Dortmund 2011
www.flicflac.de

Dortmund, 26. Dezember 2011: Während es anderswo Jahre dauert, bis sich ein Weihnachtscircus fest etabliert, können sich die Flic-Flac-Weihnachtscircusse in Dortmund und Nürnberg gleich im ersten Jahr über einen wahren Besucheransturm freuen. Damit wäre vor allem eines auf das eindrucksvollste bewiesen: Mit „Flic Flac“ haben Benno und Lothar Kastein über die Jahre eine unverwechselbare Marke aufgebaut, die das Publikum auch heute noch in Massen anzieht, obwohl der Reisecircus längst eingestellt ist.

Die Leute wissen einfach, wo „Flic Flac“ draufsteht, ist eine spektakuläre Artistikshow drin. Dieser Markenwirkung war sich offenbar auch der ehemalige Roncalli-Geschäftsführer Thomas Schütte bewusst, der in Dortmund mit Benno Kastein gemeinsam als Produzent der Show „Schrille Nacht, eilige Nacht“ auftritt. Die Roncalli-Handschrift ist übrigens durchaus zu erkennen: Zwar dominieren die Hausfarben Gelb und Schwarz natürlich weiterhin und auch die Zeltanlagen kommen wie gehabt daher. Aber: Vorzelt und Programmheft sind mit weit mehr Schnörkeln gestaltet als man das von Flic Flac gewohnt ist. Und auch die Show ist auf der einen Seite typisch Flic Flac, integriert auf der anderen Seite aber auch ungewohnte Elemente.


Frank Fabry, Viacheslav Spirin und Stanislav Kotelnikov, Barrcode

Typisch Flic Flac ist zum Beispiel die Rammstein-eske Musikbegleitung durch Frank Fabry und Band, sind die Breakdancer der „Sick 7 Crew“, ist die kraftvolle Hand-auf-Hand-Arbeit von Viacheslav Spirin und Stanislav Kotelnikov sowie natürlich die Schlussnummer. Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber Kastein lässt Motorradfahrer mit ihren Maschinen durch das runde Chapiteau fliegen. Die Freestyle Jumper aus Tschechien und Belgien starten im Vorzelt, nehmen im Zuschauertunnel Geschwindigkeit auf, springen von einer Rampe ab, die im zentralen Publikumseingang installiert wird und landen nach ihrem Sprung über die noch aufgebaute Motorradkugel im Artisteneingang. Sensationell!


Angelica Bongiovanni, Duo Rose, Rigolo

Bei Flic Flac nicht erwarten würde man hingegen die esoterisch angehauchte Sanddornbalance von Rigolo sowie Artisten, die an kanadischen Circusschulen ausgebildet worden sind und daher eher dem alternativen Noveau Cirque zuzurechnen sind. Und so haben auch insbesondere die Darbietungen von Angelica Bongiovanni (Cyr Wheel) und Alexandra Royer (Luftring) – beide auf Sylt beim SolyCirco Festival ausgezeichnet – einen schweren Stand beim Publikum. Begeisterung bei Publikum und Rezensent löst hingegen der russische Barren aus, den Royer zusammen mit den US-Boys Tristan Nielsen und Eric Bates zeigt. Vor allem weil Royer ihre vielen, schwierigen Springe stets landet, ohne dabei von einem Helfer abgestützt werden zu müssen. Etwas ratlos ließ uns dagegen Robert Muraine zurück, der seine Tanzeinlagen mit Klischnigg-Elementen würzte.


Truppe Dosov, Romina Micheletty, Truppe Vavilov

Undenkbar wiederum wäre ein Flic-Flac-Programm ohne große Truppen. So auch in Dortmund: Hier fahren sieben Kolumbianer durch die Motorradkugel, begeistert die Truppe Vavilov mit ihren Handvoltigen bis zum Drei-Mann-hoch und katapultiert sich die Truppe Dosov in martialischen Kostümen vom Schleuderbrett. Komplettiert wird das Programm indes von der erotischen Hula-Hoop-Show von Romina Micheletty und dem Duo Rose am Trapez. Keine Frage, das Dortmunder Flic-Flac-Programm ist wirklich hochkarätig und üppig besetzt. Und hat mit den Freestyle Jumpern eine unglaubliche Sensation zu bieten. Dennoch gibt es zwei, drei kleinere Wermutstropfen: Zum einen wird der komische Bereich sträflich vernachlässigt: Statt dem angekündigten Georg Leiste ist nun nur noch der schrille Taschendieb Christian Lindemann witzig unterwegs. Zum anderen ließ die Beschallung gerade auf den seitlichen Tribünen zu Wünschen übrig. Und dann kommt die Show natürlich weit weniger aus einem Guss daher, wie man es von den Flic-Flac-Saisonprogrammen kannte. Dass es zum Schluss aber trotzdem Ovationen im Stehen gibt, sei Beweis genug, dass die Show beim „normalen“ Publikum bestens ankommt.

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch