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Heidelberger Weihnachtscircus 2011
www.heidelberger-weihnachtscircus.de

Heidelberg, 29. Dezember 2011. Mit einer wundervollen, hauseigenen Eröffnungsnummer startete das Programm des Heidelberger Weihnachtscircus. Auf der Bühnentreppe erscheint eine weiße Gestalt mit Flügelfiguren. Auf die ausgebreiteten und schwingenden Flügel werden bunte Weihnachtsmotive und Willkommensworte projiziert, während „White Christmas“ in einer ruhigen Instrumentalversion zu hören ist.


Tücher-Opening, Gino Edwards, Duo Slobodeniuk

Schließlich geleitet die Flügelgestalt fünf Artistinnen in weißen Kostümen in die Manege, die nun an fünf nebeneinander hängenden weißen Seidentuchpaaren Artistik unter der Circuskuppel zeigen. Catia Conceiçao Silva Torralvo, Annamaria Toth, Bernadett Stock, Roos Hermanides und Bianca Renz arbeiten in der Tüchernummer zum Teil synchron, zum Teil im Wechsel, während immer nur die gerade aktive Artistin vom Spot erfasst wird. Ein Höhepunkt ist der fünffache Spagat. Eine zarte Ballade zu Klavierklängen, später Klassik im Pop-Gewand begleitet die Darbietung. Auf die fünf Artistinnen folgen fünf weiße Pferde, vorgeführt in einer Freiheitsdressur von Gino Edwards, die mit einem Da-Capo-Pony schließt. Viel Mühe steckt nicht nur in dem kreativen und durchdachten Opening, sondern auch in der aufwendigen Dekoration dieses Weihnachtscircus. Das Saison-Vorzelt des Circus Henry Renz Manege dient hier nur eine als eine Art Durchgangszelt, an das sich ein zusätzlicher Viermaster mit gemütlicher Einrichtung im Weihnachtsmarkt-Stil anschließt. Zur schönen Atmosphäre trägt auch das moderne, farbenfrohe und aufwendige Licht, unter anderem mit vier Beleuchtern an den Masten, bei. Dagegen klingt die Tonanlage leider weiterhin recht dumpf und ist die Musikauswahl zum Teil eigenwillig. Das Schweigegelübde des Circus Henry Renz Manege wird auch beim Heidelberger Weihnachtscircus mit Konsequenz betrieben, nicht einmal Hinweise zu einem Rauchverbot und ähnlichem werden durchgesagt. Dabei würde das gesprochene Wort, das nun wirklich nicht altmodisch ist, der Show eine persönlichere und herzlichere Note geben können. Gerade dem komischen Bereich täte eine Sprechrolle gut. Stattdessen agieren zwei Clownsduos, beide männlich-weiblich besetzt und in durchaus ähnlichem Stil, rein pantomimisch. Von den verschiedenen Reprisen des Duos Slobodeniuk, die alle kleine Geschichten erzählen, gefällt jene am besten, in der Vladimir seiner Olga auf das Kleid tritt und sie plötzlich in Unterwäsche dasteht. Aus seinem Gürtel wird nun ein neues Kleid für die Partnerin gewickelt. Das Clownsduo „Red and Blue“ setzt zunächst auf Publikumsbeteiligung, wenn ein Zuschauer auf einem Stofftier Rodeo reiten muss, und präsentiert später eine komische Illusion. Aus dem Saisonprogramm übernommen wurde die Hundenummer von Beatrix Spindler, deren vierbeinige Freunde springen, Pony reiten und geöffnete Koffer als Postamente nutzen. Den Reigen der Tiernummern komplettiert Gino Edwards mit seinem lachenden Esel, als Pausennummer etwas unglücklich platziert.


Annamaria Toth, Duo Pashenko, Bianca Renz

Am stärksten besetzt ist indes der artistische Part. Die Highlights in den beiden Programmteilen setzt das Duo Pashenko mit seinen kraftstrotzenden Nummern, zunächst an den Strapaten und später „Hand auf Hand“. Für das dritte Highlight sorgt, wie bereits im Saisonprogramm, Direktionstochter Bianca Renz selbst mit ihrer Kombination von Vertikalseil sowie zwei längeren und zwei kürzeren Strapaten mit Handschlaufen. Verschiedene Wirbel, der freihändige Spagat und schließlich eine große Zahl kraftvoller Überschläge an den hängenden und schwingenden Schlaufen gehören zum Repertoire dieser Darbietung. Annamaria Toth hält sie sich bei ihrem „Pole Dance“ zum Teil nur mit den Beinen an der Stange.


Tseng Hai und Bilinda Sun, Duo Musa, Catia Torralvo

Catia Torralvo jongliert bei ihrer Antipodenarbeit unter anderem vier Bälle und einen Feuerkranz mit Händen und Füßen. Ein wassergefüllter, gläserner Trichter mit Springbrunnen- und Feuereffekten wird zum Ausgangspunkt zunächst einer Strapatenarbeit, dann des selten gezeigten Zopfhanges von Tseng Hai und Bilinda Sun. Ganz wie in der Neuauflage des „Pferdepalastes“ 2010 umkreisen dabei Gino Edwards’ Freiheitspferde das Requisit, was einen schönen optischen Akzent zur Eröffnung des zweiten Programmteils setzt. Das Duo Musa – sie Niederländerin, er Kenianer – zeigt am Trapez schwierige Haltetricks, zum Teil mit der Partnerin als Porteur. Konstantin Bessogonovs Rola Rola-Arbeit auf dem Motorrad, hier assistiert von Bianca Renz, war vor einigen Jahren auch im Circus Busch-Roland zu bestaunen. Nach dem Riverdance-Finale versammeln sich die Artisten links und rechts des Zuschauereingangs, um die Gäste zu verabschieden und Hände zu schütteln.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber