Tücher-Opening, Gino Edwards, Duo Slobodeniuk
Schließlich
geleitet die Flügelgestalt fünf Artistinnen in weißen Kostümen
in die Manege, die nun an fünf nebeneinander hängenden weißen
Seidentuchpaaren Artistik unter der Circuskuppel zeigen. Catia
Conceiçao Silva Torralvo, Annamaria Toth, Bernadett Stock, Roos
Hermanides und Bianca Renz arbeiten in der Tüchernummer zum Teil
synchron, zum Teil im Wechsel, während immer nur die
gerade aktive Artistin vom Spot erfasst wird. Ein Höhepunkt ist
der fünffache Spagat. Eine zarte Ballade zu Klavierklängen,
später Klassik im Pop-Gewand begleitet die Darbietung. Auf die
fünf Artistinnen folgen fünf weiße Pferde, vorgeführt in einer
Freiheitsdressur von Gino Edwards, die mit einem Da-Capo-Pony
schließt. Viel Mühe
steckt nicht nur in dem kreativen und durchdachten Opening,
sondern auch in der aufwendigen Dekoration dieses
Weihnachtscircus. Das Saison-Vorzelt des Circus Henry Renz
Manege dient hier nur eine als eine Art Durchgangszelt, an das
sich ein zusätzlicher Viermaster mit gemütlicher Einrichtung im
Weihnachtsmarkt-Stil anschließt. Zur schönen Atmosphäre trägt
auch das moderne, farbenfrohe und aufwendige Licht, unter
anderem mit vier Beleuchtern an den Masten, bei. Dagegen klingt
die Tonanlage leider weiterhin recht dumpf und ist die
Musikauswahl zum Teil eigenwillig. Das Schweigegelübde des Circus Henry Renz Manege wird auch
beim Heidelberger Weihnachtscircus mit Konsequenz
betrieben, nicht einmal Hinweise zu einem Rauchverbot und
ähnlichem werden durchgesagt. Dabei würde das gesprochene Wort,
das nun wirklich nicht altmodisch ist, der Show eine
persönlichere und herzlichere Note geben können. Gerade dem
komischen Bereich täte eine Sprechrolle gut. Stattdessen agieren
zwei Clownsduos, beide männlich-weiblich besetzt und in durchaus
ähnlichem Stil, rein pantomimisch. Von den verschiedenen
Reprisen des Duos Slobodeniuk, die alle kleine Geschichten
erzählen, gefällt jene am besten, in der Vladimir seiner Olga
auf das Kleid tritt und sie plötzlich in Unterwäsche dasteht.
Aus seinem Gürtel wird nun ein neues Kleid für die Partnerin
gewickelt. Das Clownsduo „Red and Blue“ setzt zunächst auf
Publikumsbeteiligung, wenn ein Zuschauer auf einem Stofftier
Rodeo reiten muss, und präsentiert später eine komische
Illusion. Aus dem Saisonprogramm übernommen wurde die
Hundenummer von Beatrix Spindler, deren vierbeinige Freunde
springen, Pony reiten und geöffnete Koffer als Postamente
nutzen. Den Reigen der Tiernummern komplettiert Gino Edwards mit
seinem lachenden Esel, als Pausennummer etwas unglücklich
platziert.
Annamaria Toth, Duo Pashenko,
Bianca Renz
Am
stärksten besetzt ist indes der artistische Part. Die Highlights
in den beiden Programmteilen setzt das Duo Pashenko mit seinen
kraftstrotzenden Nummern, zunächst an den Strapaten und später
„Hand auf Hand“. Für das dritte Highlight sorgt, wie bereits im
Saisonprogramm, Direktionstochter Bianca Renz selbst mit ihrer
Kombination von Vertikalseil sowie zwei längeren und zwei
kürzeren Strapaten mit Handschlaufen. Verschiedene Wirbel, der
freihändige Spagat und schließlich eine große Zahl kraftvoller
Überschläge an den hängenden und schwingenden Schlaufen gehören
zum Repertoire dieser Darbietung. Annamaria Toth hält sie sich
bei ihrem „Pole Dance“ zum Teil nur mit den Beinen an der
Stange.
Tseng Hai und
Bilinda Sun, Duo Musa, Catia Torralvo
Catia Torralvo jongliert bei ihrer Antipodenarbeit unter
anderem vier Bälle und einen Feuerkranz mit Händen und Füßen.
Ein wassergefüllter, gläserner Trichter mit Springbrunnen- und
Feuereffekten wird zum Ausgangspunkt zunächst einer
Strapatenarbeit, dann des selten gezeigten Zopfhanges von Tseng
Hai und Bilinda Sun. Ganz wie in der Neuauflage des
„Pferdepalastes“ 2010 umkreisen dabei Gino Edwards’
Freiheitspferde das Requisit, was einen schönen optischen Akzent
zur Eröffnung des zweiten Programmteils setzt. Das Duo Musa –
sie Niederländerin, er Kenianer – zeigt am
Trapez schwierige Haltetricks, zum Teil mit der Partnerin als Porteur. Konstantin Bessogonovs Rola Rola-Arbeit auf dem
Motorrad, hier assistiert von Bianca Renz, war vor einigen
Jahren auch im Circus Busch-Roland zu bestaunen. Nach dem
Riverdance-Finale versammeln sich die Artisten links und rechts
des Zuschauereingangs, um die Gäste zu verabschieden und Hände
zu schütteln.
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