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Circus Krone  - Februar 2012
www.circus-krone.de ; 53 Fotos von Stefan Gierisch

München, 4. Februar 2012: Mit dem aktuellen Februar-Programm präsentiert Circus Krone seinem Publikum eine schöne klassische Circusshow. Zu sehen sind tolle Tierdressuren, sehenswerte artistische Darbietungen und ein wirklich origineller Reprisenclown. Als Highlights gibt es einen aktuellen „Goldenen Clown“-Preisträger und einen wahren Thriller unter der Kuppel. Dazu spielt zumeist das sehr gute und stark besetzte Orchester von Oleksandr Krasyun. Was dem Programm hingegen fehlt ist eine große Truppe, idealerweise eine raumgreifende Luftnummer.

Auch bei den Tieren hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Neben der in München bestens bekannten großen Löwengruppe von Martin Lacey junior gibt es „nur“ einen Soloelefant und einen Sechserzug Pferde. Dennoch: Der Weg nach München war durchaus nicht umsonst. Bei Krone bekommt man wie gewohnt etwas geboten für sein Geld.


Familien Faltyny und Donnert

Die Familie Faltyny etwa, die das Programm mit ihrer Einradshow in tschechischer Aufmachung eröffnet. Fünf sympathische Vollblutartisten entfachen dabei einen lebhaften Wirbel auf Rädern und sorgen so für den fulminanten Auftakt. Ihre artistische Vielseitigkeit beweisen sie nicht nur in dieser Nummer, sondern ebenfalls bei den folgenden Auftritten. Noch vor der Pause sehen wir Emil junior mit seiner abwechslungsreichen Arbeit auf der freistehenden Leiter. Seine vielfältigen Tricks sind genauso kreativ wie die verschiedenen Requisiten. In voller Familienstärke lassen die Faltynys im zweiten Teil die Keulen fliegen. Zum Schluss ihrer Gruppenjonglagen fängt Emil junior Teller, die ihm von seinen Partnern immer schneller zugeworfen werden. Mit den Donnerts ist eine weitere  Vollblut-Artistenfamilie dabei. Während der Vater ruhig von der Manegenmitte aus das Pferd dirigiert, zeigen die (erwachsenen) Kinder tolle Reitertricks in flotter Präsentation, ganz so wie man es von Ungarn erwartet. Es gibt unter anderem Salti auf dem Pferderücken und einen Zwei-Mann-Hoch. Am Ende sitzen alle fünf Reiter hintereinander auf einem Pferd.


Sergej Novikov, The Gangsters, Super Silva

Der Auftritt der Gangsters als tätowierte Ganoven, die auch mal so eben mit ihren Maschinengewehren ins Publikum „ballern“, ist insbesondere in einer Nachmittagsvorstellung gewöhnungsbedürftig. Ihre artistischen Fähigkeiten allerdings sind über jeden Zweifel erhaben. Die beiden Ukrainer beherrschen ihre Hand- sowie Kopfstände perfekt. Und das genauso im Solo (Lauf im Handstand auf Stelzen) wie in gemeinsamer Partnerakrobatik (Kopfstand auf dem Fuß des Untermanns). Gewagte Sprünge auf der Rola Rola, sowie von einer Rolle auf die andere zeigt der von Flic Flac und Charles Knie bekannte Pavel Kaiser. Ebenfalls bestens bekannt sind die Garcias. Ihre Weltraumrakete haben sie diesmal allerdings gegen einen knallroten Doppeldecker eingetauscht. Statt spacig wird es bei ihrem Auftritt nostalgisch witzig. Rund um dieses eigenwillige Flugobjekt erlebt die Passagierin im Mary Poppins-Stil (Vicky Garcia) einige Turbulenzen und gemeinsam mit dem schusseligen Piloten (Pablo Garcia) zeigt sie komisch verpackte Kunststücke. Nicht unbedingt nachvollziehbar als Pausennummer platziert ist Sergej Novikov. Der 24 Jahre junge Artist aus Kiew zeigt ganz in weiß elegante, kraftvolle Tricks an den Strapaten. Immer wieder lässt er sich dabei spektakulär von oben auf die Matte fallen. Für das Gespräch zwischen den Programmteilen sorgt sein Act allerdings nicht. Diskussionsstoff liefern umso mehr die beiden an den Schluss der Vorstellung gestellten Auftritte.


Duo Garcia

Offenbar direkt von Monte Carlo nach Monaco di Bavaria gereist ist Cai Yong. Im Gepäck hat er einen Goldenen Clown, den er am Mittelmeer für seine Handstandkür sowie die Schleuderbrettnummer mit der Truppe erhielt. Der Teenager zieht die ungeteilte Aufmerksamkeit der knapp 3.000 Zuschauer im Kronebau auf sich. Mit seiner schwierigen, im Stil einer Kampfsportvorführung gestalteten Handstanddarbietung in weiß nimmt er alle Anwesenden für sich ein und erntet wahre Ovationen. Gleiches gilt für Super Silva, der direkt nach ihm die Manege betritt, um - geschmeidig wie eine Katze - am Vertikalseil zu seinem Requisit hoch unter der Kuppel zu klettern. Dort zeigt er völlig ohne Sicherung einen Deckenlauf. Spektakulärer Höhepunkt ist aber der Sprung von Trapez zu Trapez, wobei er sich mit den Füßen auffängt. Sensationell.

Die Tiernummern liegen in den Händen der Direktionsfamilie. Jana Mandana reitet auf Elefantendame Bara in die Manege. Gemeinsam erklimmen sie einen Turm aus Podesten. Ihre weitere gemeinsame Performance demonstriert harmonisch das Miteinander von Mensch und Tier.  Unterstützung erhalten die beiden Damen unterschiedlicher Gewichtsklassen wie gewohnt von James Puydebois.  


Jana Mandana

Die „da capi“ werden bei der ebenfalls von Jana Mandana präsentierten Pferderevue an den Anfang gestellt. Zunächst dürfen sich nacheinander zwei von Ringmaster Nikolai Tovarich namentlich vorgestellte Araberhengste und ein Shetlandpony in der Manege austoben. Mit einem der Araber zeigt Mandana einen Steiger. Es schließt sich eine Freiheit mit sechs Cremellos an. Der größte Teil der Vorführung läuft ruhig zu „Somewhere over the rainbow“ als musikalischer Begleitung. Die Tiere zeigen vielseitige Tricks, wie etwa einen sechsfachen Steiger. Gleich einen elffachen Steiger, hier Hochsitzer genannt, hat Martin Lacey im Repertoire. Ausgeführt wird er vom Großteil seiner insgesamt 14-köpfigen imposanten Löwengruppe. Auch sonst gibt es eindrucksvolle Tricks mit den Tieren aus verschiedenen Altersstufen zu sehen. Wie gewohnt wechselt Lacey geschickt zwischen wilden und ruhigen Momenten. Begeisterungsstürme sind ihm sicher.


Bon Bon und Tina

Sein verrücktes Badmintonspiel mit Partnerin Tina hat mich schon als Kind bei Barum begeistert. Der dänische Clown Bonbon beherrscht es noch immer in höchster Perfektion, wie er in diesem Februar-Programm beweist. Natürlich ist Tina nach wie vor seine Partnerin auf dem Center Court. Wie die beiden sich zig Federbälle zuspielen ist nach wie vor ein reines Vergnügen. Das Festhalten an solchen Klassikern heißt aber nicht, das Bonbon sich nicht weiterentwickeln würde. Auch in München hat er eine neue technische Tüftelei dabei, die er in eine wunderbare Reprise verpackt hat. Gemeinsam mit einem Zuschauer dirigiert er ein ferngesteuertes Ufo zu „Kunststücken“, bis die beiden am Ende von Bonbons Erfindung verfolgt werden. Die zugehörige Fernbedienung kommt schließlich noch einmal beim Finale zum Einsatz. Damit öffnet Bonbon ein großes Tuch, das jede Menge Luftballons zusammengehalten hat, welche nun zu „99 Luftballons“ auf die in der Manege versammelten Mitwirkenden herunterfallen. Das Finale geht über in die Erstürmung der Manege durch Hunderte von Kindern, die sich die Ballon mit nach Hause nehmen dürfen und so neben den Erinnerungen ans das Programm ein weiteres Souvenir von diesem Nachmittag im Circus Krone haben.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch