Auch bei den Tieren hätte ich mir etwas mehr
gewünscht. Neben der in München bestens bekannten großen
Löwengruppe von Martin Lacey junior gibt es „nur“ einen
Soloelefant und einen Sechserzug Pferde. Dennoch: Der Weg nach
München war durchaus nicht umsonst. Bei Krone bekommt man wie
gewohnt etwas geboten für sein Geld.
Familien Faltyny
und Donnert
Die
Familie Faltyny etwa, die das Programm mit ihrer
Einradshow in tschechischer Aufmachung eröffnet. Fünf sympathische
Vollblutartisten entfachen dabei einen lebhaften Wirbel auf
Rädern und sorgen so für den fulminanten Auftakt. Ihre
artistische Vielseitigkeit beweisen sie nicht nur in dieser
Nummer, sondern ebenfalls bei den folgenden Auftritten. Noch vor
der Pause sehen wir Emil junior mit seiner abwechslungsreichen
Arbeit auf der freistehenden Leiter. Seine vielfältigen Tricks
sind genauso kreativ wie die verschiedenen Requisiten. In voller
Familienstärke lassen die Faltynys im zweiten Teil die Keulen
fliegen. Zum Schluss ihrer Gruppenjonglagen fängt Emil junior
Teller, die ihm von seinen Partnern immer schneller zugeworfen
werden. Mit den Donnerts ist eine weitere
Vollblut-Artistenfamilie dabei. Während der Vater ruhig von der
Manegenmitte aus das Pferd dirigiert, zeigen die (erwachsenen)
Kinder tolle Reitertricks in flotter Präsentation, ganz so wie
man es von Ungarn erwartet. Es gibt unter anderem Salti auf dem
Pferderücken und einen Zwei-Mann-Hoch. Am Ende sitzen alle fünf
Reiter hintereinander auf einem Pferd.
Sergej Novikov, The Gangsters, Super Silva
Der Auftritt
der Gangsters als tätowierte Ganoven, die auch mal so eben mit
ihren Maschinengewehren ins Publikum „ballern“, ist insbesondere
in einer Nachmittagsvorstellung gewöhnungsbedürftig. Ihre
artistischen Fähigkeiten allerdings sind über jeden Zweifel
erhaben. Die beiden Ukrainer beherrschen ihre Hand- sowie
Kopfstände perfekt. Und das genauso im Solo (Lauf im Handstand
auf Stelzen) wie in gemeinsamer Partnerakrobatik (Kopfstand auf
dem Fuß des Untermanns). Gewagte Sprünge auf der Rola Rola,
sowie von einer Rolle auf die andere zeigt der von Flic Flac und
Charles Knie bekannte Pavel Kaiser. Ebenfalls bestens bekannt
sind die Garcias. Ihre Weltraumrakete haben sie diesmal
allerdings gegen einen knallroten Doppeldecker eingetauscht.
Statt spacig wird es bei ihrem Auftritt nostalgisch witzig. Rund
um dieses eigenwillige Flugobjekt erlebt die Passagierin im Mary
Poppins-Stil (Vicky Garcia) einige Turbulenzen und gemeinsam mit
dem schusseligen Piloten (Pablo Garcia) zeigt sie komisch
verpackte Kunststücke. Nicht unbedingt nachvollziehbar als
Pausennummer platziert ist Sergej Novikov. Der 24 Jahre junge
Artist aus Kiew zeigt ganz in weiß elegante, kraftvolle Tricks
an den Strapaten. Immer wieder lässt er sich dabei spektakulär
von oben auf die Matte fallen. Für das Gespräch zwischen den
Programmteilen sorgt sein Act allerdings nicht. Diskussionsstoff
liefern umso mehr die beiden an den Schluss der Vorstellung
gestellten Auftritte.
Duo Garcia |
Offenbar
direkt von Monte Carlo nach Monaco di Bavaria gereist ist
Cai Yong. Im Gepäck hat er einen Goldenen Clown, den er am
Mittelmeer für seine Handstandkür sowie die
Schleuderbrettnummer mit der Truppe erhielt. Der Teenager
zieht die ungeteilte Aufmerksamkeit der knapp 3.000
Zuschauer im Kronebau auf sich. Mit seiner schwierigen, im
Stil einer Kampfsportvorführung gestalteten
Handstanddarbietung in weiß nimmt er alle Anwesenden für
sich ein und erntet wahre Ovationen. Gleiches gilt für Super
Silva, der direkt nach ihm die Manege betritt, um -
geschmeidig wie eine Katze - am Vertikalseil zu seinem
Requisit hoch unter der Kuppel zu klettern. Dort zeigt er
völlig ohne Sicherung einen Deckenlauf. Spektakulärer
Höhepunkt ist aber der Sprung von Trapez zu Trapez, wobei er
sich mit den Füßen auffängt. Sensationell. |
Die
Tiernummern liegen in den Händen der Direktionsfamilie. Jana
Mandana reitet auf Elefantendame Bara in die Manege. Gemeinsam
erklimmen sie einen Turm aus Podesten. Ihre weitere gemeinsame
Performance demonstriert harmonisch das Miteinander von Mensch
und Tier. Unterstützung erhalten die beiden Damen
unterschiedlicher Gewichtsklassen wie gewohnt von James
Puydebois.
Jana Mandana
Die „da capi“ werden bei der ebenfalls von Jana
Mandana präsentierten Pferderevue an den Anfang gestellt.
Zunächst dürfen sich nacheinander zwei von Ringmaster Nikolai
Tovarich namentlich vorgestellte Araberhengste und ein
Shetlandpony in der Manege austoben. Mit einem der Araber zeigt
Mandana einen Steiger. Es schließt sich eine Freiheit mit sechs
Cremellos an. Der größte Teil der Vorführung läuft ruhig zu „Somewhere
over the rainbow“ als musikalischer Begleitung. Die Tiere zeigen
vielseitige Tricks, wie etwa einen sechsfachen Steiger. Gleich
einen elffachen Steiger, hier Hochsitzer genannt, hat Martin
Lacey im Repertoire. Ausgeführt wird er vom Großteil seiner
insgesamt 14-köpfigen imposanten Löwengruppe. Auch sonst gibt es
eindrucksvolle Tricks mit den Tieren aus verschiedenen
Altersstufen zu sehen. Wie gewohnt wechselt Lacey geschickt
zwischen wilden und ruhigen Momenten. Begeisterungsstürme sind
ihm sicher.
Bon Bon und Tina
Sein
verrücktes Badmintonspiel mit Partnerin Tina hat mich schon als
Kind bei Barum begeistert. Der dänische Clown Bonbon beherrscht
es noch immer in höchster Perfektion, wie er in diesem
Februar-Programm beweist. Natürlich ist Tina nach wie vor seine
Partnerin auf dem Center Court. Wie die beiden sich zig
Federbälle zuspielen ist nach wie vor ein reines Vergnügen. Das
Festhalten an solchen Klassikern heißt aber nicht, das Bonbon
sich nicht weiterentwickeln würde. Auch in München hat er eine
neue technische Tüftelei dabei, die er in eine wunderbare
Reprise verpackt hat. Gemeinsam mit einem Zuschauer dirigiert er
ein ferngesteuertes Ufo zu „Kunststücken“, bis die beiden am
Ende von Bonbons Erfindung verfolgt werden. Die zugehörige
Fernbedienung kommt schließlich noch einmal beim Finale zum
Einsatz. Damit öffnet Bonbon ein großes Tuch, das jede Menge
Luftballons zusammengehalten hat, welche nun zu „99 Luftballons“
auf die in der Manege versammelten Mitwirkenden herunterfallen.
Das Finale geht über in die Erstürmung der Manege durch Hunderte
von Kindern, die sich die Ballon mit nach Hause nehmen dürfen
und so neben den Erinnerungen ans das Programm ein weiteres
Souvenir von diesem Nachmittag im Circus Krone haben. |