Los
Marinos, Chico Marinos und Partner, Infernal Varanne Team
Auch in
dieser Show sind die großen Flic Flac-Klassiker vertreten:
Todesrad, Hochseil, Motorradkugel. Auf dem effektvoll mit
LED-Schläuchen beleuchteten Todesrad arbeitet der Kolumbianer
Chico Marinos mit Partnerin – selten sieht man Frauen auf diesem
Requisit, schon gar nicht auf dem Außenrad. Zum Repertoire
gehören Blindlauf, Seilspringen und hohe Sprünge, dargeboten
unter ohrenbetäubendem Jubel von den Rängen. Auf dem Hochseil
balanciert Chico Marinos dann, nach spektakulärem Aufgang übers
Schrägseil, mit Partner Ernesto Marin. Chico Marinos ist der
eindeutige Hauptakteur. Zwischen den Tricks ekstatisch tanzend,
in Strömen rinnt sein Schweiß und tropft zehn Meter hinunter auf
den Bühnenboden, springt er über den knienden Partner, steht auf
der Brust des liegenden Partners, überspringt ihn der Länge
nach. Seilspringen, Bocksprung und statisches Zwei-Mann-Hoch,
ohne Fortbewegung, komplettieren das ohne jede Sicherung
gezeigte Repertoire. Durch die Motorradkugel rast das „Infernal
Varanne Team“ kreuz und quer nur in kleiner Formation, dann geht
es in der sehr kurzen Trickfolge hintereinander durch den sich
öffnenden „Globe“.
Hubertus Wawra, Justin Case, Duo Pisarev
Während die
Flic Flac-Saisonproduktionen kunstvoll durchgestylt waren, wird
in der begrenzten Spielzeit in Nürnberg ein Nummernprogramm
geboten, in dem der Flic-Flic-bekannte „Master of Hellfire“ (und
sympathische „Ossi“) Hubertus Wawra mit seinen Pyrotechnik-Gags
die Umbaupausen überbrückt: das Gitarrenspiel in flammender
Lederjacke, das „Beinahe-Wegpusten“ einer Zuschauerin mit dem
Flammenwerfer, das Feuerschlucken, die Dynamitstangenjonglage
und den effektvollen Funkenflug beim Schweißen an sich selbst
kennt man aus früheren Flic Flac-Produktionen. Mit dem Feuer
spielt auch der äußerst witzige australische Comedian Justin
Case, wenn er auf einem Miniatur-Fahrrädchen durch den Feuerreif
fährt. Case kämpft mit der Tücke des Objekts, wenn sein normal
großes Fahrrad in Einzelteile zerfällt und auf immer neue Weise
zusammengesetzt wird, und er überspringt die Beine eines
liegenden Zuschauers mit dem Einrad. „It’s your future!“, wird
das Opfer zum Stillhalten gemahnt. Neben Wawra und Case hätte es
in Nürnberg freilich keiner weiteren Sprechrolle mehr bedurft,
und so wurde Taschendieb Christian Lindemann während der
laufenden Spielzeit auch nach Dortmund versetzt, um Georg Leiste
zu vertreten. Lindemanns Ablenkungstaktik – als „Zauberer“ sucht
er in den Taschen des Opfers den „gelben Ball“ – ist originell,
sein Auftreten für unseren Geschmack zu laut und übertrieben.
Vorzeitig ausscheiden musste in Nürnberg leider auch das
Trapez-Duo Pisarev, nachdem Artistin Maria Syulgina bei der
risikoreichen und leistungsstarken Nummer aus vier Metern Höhe
abgestürzt war und einen Knöchelbruch erlitten hatte. Als
Ersatznummer wurde inzwischen Jon Young mit Comedy am
Chinesischen Masten (Bronze beim European Youth Circus 2010)
verpflichtet. Nachdem Adans Peres zu Gastspielbeginn verletzt
war, sahen wir in der besuchte Vorstellung seinen Bruder Ivan
ersatzweise mit einer klassischen Handstandnummer, die sich in
Trickfolge und Gestaltung an Encho Keryazov anlehnt, ohne
natürlich zum Original aufschließen zu können. Inzwischen sind
beide „Peres Brothers“ mit ihrer preisgekrönten
Hand-auf-Hand-Arbeit der Sonderklasse im Programm.
Stand
Flights, Alexander Xelo, Zorigt Truppe
Das
Opening der Show, mit Salti und Flic Flacs auf und unter einem
gelben Tuch, geht über in den Auftritt der fünfköpfigen
Breakdance-Formation „Enterbreakers“ (u.a. Headspin). „Stand
Flights“ nennt sich eine weitere vierköpfige Truppe mit
Akrobatik und Handvoltigen im Stile von „Crazy Flight“ & Co. Wie
alle Nummern dieser Machart, kommt auch dieses Quartett bestens
an. Das junge Trio "Double Dutch" aus Russland überzeugt mit einer sehr originellen
Seilspringnummer, bei der die zwei Jungs und das Mädchen sich
permanent beim Seildrehen und Springen abwechseln, ohne dass das
Seil aufhört sich zu drehen. Schwierige Kontorsionsübungen, zum
Teil auch aufeinander und letztlich im dreifachen Mundstand,
präsentieren die vier Chinesinnen der „Zorigt Truppe“. Von einer
Russischen Schaukel zur anderen, später auch zur einer
Bodenmatte, springen die Mitglieder der „Alexander Skokov
Truppe“, und kombinieren dies mit Salti und Pirouetten. Eine Art
doppeltes Heimspiel hat schließlich Alexander Xelo mit seinen
Diabolos. Er ist nicht nur ein bewährter Flic-Flac-Artist,
sondern auch im nahe bei Nürnberg gelegenen Bamberg zu Hause.
Riesiger Jubel brandet auf, als seine zwei leuchtenden Diabolos
in fast völliger Dunkelheit unter das hohe Zeltdach fliegen –
gemessen an den Publikumsreaktionen ist bei Flic Flac, auch nach
der Einstellung des Reisebetriebs, „alles beim Alten“. |