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Cirque Alexis Gruss 2012 - "Ellipse"
www.alexis-gruss.com

Paris, 9. Dezember 2012: Die große Tradition zu bewahren und gleichzeitig top-modern zu sein, dieser Spagat gelingt den drei Generationen Gruss mit dem neuen Programm „Ellipse“. Der Cirque Alexis Gruss reist damit in seiner 39. Kreation durch die Kulturgeschichte des Kinos. Mehr und mehr übernimmt die mittlere Gruss-Generation mit den Geschwistern Stephan, Firmin und Maud die Verantwortung und bringt ihre Vorstellungen ein. Pferdedressur, Reitkunst auf höchstem Niveau, artistisches Können, stilvolle Umsetzung und Liebe zum Detail, das bleibt. Hinzu kommen neue technische Raffinessen.

Traditionell hat der Cirque National Alexis Gruss seine schneeweißen Zeltanlagen für fünf Monate im Bois de Boulogne in Paris aufgeschlagen. Für die neue Produktion „Ellipse“ wurde der Artisteneingang komplett verändert: Das bislang fast ebenerdig platzierte, elfköpfige und erstklassige Orchester unter Sylvain Rolland thront nun weit über dem Geschehen auf einer um 360 Grad drehbaren Rotunde, die Artisteneingang und Leinwand zugleich ist. Mit moderner Projektionstechnik können Bilder und Videos sowohl auf die nach außen gewölbte Wand des verschlossenen Eingangs wie auch auf die nach innen gewölbte Rückwand der geöffneten Konstruktion geworfen werden. Wieder liegt sie Show fast ausschließlich in den Händen der vielseitig talentierten Familie Gruss. In der Manege stehen Prinzipal Alexis und seine Frau Gipsy Gruss sowie ihre Kinder mit ihren Partnern und dem eigenen Nachwuchs: Stephan und Nathalie Gruss mit ihren vier Söhnen Charles, Alexandre, Louis und Joseph Gruss, Firmin Gruss sowie Maud Florees (geb. Gruss) mit Ehemann Tony. Tony Florees’ Schwester Sarah und, nunmehr in der vierten Saison, Francesco Fratellini sowie erstmals vier professionelle Tänzerinnen und Tänzer ergänzen das Ensemble.


Filmmusik-Medley, Scream, "Kleopatra"-Ballett

Im Prolog der 39. Création Gruss seilt sich „Geheimagent“ Firmin Gruss in einer „Mission Impossible“ kopfüber aus der Zeltkuppel in eine rote Telefonzelle ab, die er von oben entert. Damit beginnt die konsequent bis zum Finale durchgehaltene Reise durch die Filmgeschichte, die zunächst nach Äpypten führt: Gipsy Gruss reitet als „Kleopatra“ die Hohe Schule auf dem Hengst Iguera, umtanzt vom Ballett. Viele Jahrhunderte vorwärts geht es dann für „Scream“: Drei Jungs schauen nichts ahnend einen Horrorfilm in einer Wohnzimmer-Szenerie mit Sofa und TV-Gerät, als plötzlich eine Schreckgestalt mit der markanten Maske erscheint – darin steckt Sarah Florees, die hier in einer Art „Mensch oder Puppe“-Variante ihre Biegsamkeit demonstriert. Ihre große Musikalität beweist die gesamte Familie Gruss – von Alexis Gruss bis zum jüngsten Enkel Joseph – im ‚Le Grand Medley des musiques de films‘. Melodien aus Filmen wie "Borsalino" und "Pulp Fiction" über "Indiana Jones" bis zu den "Blues Brothers" ertönen auf den verschiedensten Instrumenten. Das Thema des Kinderfilms „Polarexpress“ aus dem Jahr 2004 wird für die Antipodennummer von „Weihnachtsfrau“ Nathalie Gruss aufgegriffen: Eine Lok zieht zwei Eisenbahnwagen, von denen einer die Trinka und ein zweiter die Requisiten transportiert. Fröhlich umtanzt vom Ensemble, wirbelt Nathalie Gruss eine Walze und vier Bälle, aber auch ein großes Spielzeugauto, ein Stofftier, eine Spiegelkugel und ein Feuerrad mit den Füßen durch die Luft.


Francesco Fratellini, Alexis Gruss mit Tänzerin, Maud Gruss

„Butch & the kid are back“ heißt es in Anlehnung an einen Western-Klassiker bei der Nummer von Francesco Fratellini, der seine Angebetete zunächst auf der grünen Wiese in einer Filmeinspielung, dann in der Manege beeindrucken will, so dass eigens gedrehte Filmsequenzen und das live Gezeigte verschmelzen. Auf einem Fahrrad hüpft Francesco die Stufen seines Requisits hinauf. Oben stellt er das Fahrrad sogar noch auf zwei kleine Podeste, um u.a. auf dem Vorderreifen dieser fragilen Konstruktion stehend mit Ringen zu jonglieren – eine zugleich beeindruckende wie kreative Leistung. Tschaikowskys weltberühmtes Ballett „Schwanensee“ und die Filmadaption „Black Swan“ aus dem Jahr 2010 standen Pate für einen wunderschönen Moment des Programms: Zunächst tanzt eine Ballerina in weiß (Mathilde Francoise) vor ihrem „Spiegelbild“ – nämlich Videosequenzen von sich selbst auf der Leinwand –, dann zur Hohen Schule von Prinzipal Alexis Gruss, der ganz in Schwarz auf seinem dunklen Pferd reitet. In der heiteren Episode „Zorro“ streiten sich der Protagonist und sein Kontrahent in einer Fechtszene um eine schöne Frau, bis sich „Regisseur“ Firmin Gruss bei diesem „Filmdreh“ einmischt und alles anders haben möchte. An den Filmpionier Georges Méliès und seinen berühmtesten Film „Die Reise zum Mond“ erinnert Louis Gruss bei seiner kurzen Jagd nach dem Lichtstrahl. Die bezaubernd schöne Maud Florees in blauer Robe dirigiert anschließend höchst elegant sieben herrliche Friesen durch eine Freiheitsdressur, während im Hintergrund blauer Ozean und springende Delfine auf der Leinwand zu sehen sind – eine Reminiszenz an das Unterwasser-Epos „Le Grand Bleu“ von Luc Besson. „Der Herr der Ringe“ lieferte schließlich die Vorlage für die Pausennummer: Stephan Gruss zeigt zusammen mit seinen beiden Söhnen Charles und Alexandre rasante Jonglagen zu Pferd – dies alles in horrendem Tempo. Jonglagen mit fünf Keulen gleichzeitig auf drei Pferden oder Gruppenjonglagen zu dritt auf drei Pferden wie bei der Jockeyreitere sind die Höhepunkte vor der Pause.

 
Maud und Tony Florees, Nathalie Gruss, Firmin Gruss und Francesco Fratellini

Im Stil vom „Matrix“, mit effektvoller Beleuchtung und Ballett, werden nach der Pause die Jonglagen von Tony Florees mit Ringen, Bällen und Keulen aufgemacht. Auf die Spuren des Comic-Fabelwesens Marsupilami geht Louis Gruss in seiner Rola Rola Nummer, assistiert von seinem jüngeren Bruder Joseph als ‚Marsupilami‘. Joseph zeigt dabei schon einige Diabolotricks. „Der Pate“, eines der ganz großen Werke der Filmgeschichte, ist der Titel einer witzigen Szene um einen Filmdreh. Auf Anweisung des Regisseurs müssen die beiden Gangster ihre Szene, bei der sie sich gegenseitig umbringen, noch mal ganz langsam nachspielen – inklusive im Zeitlupentempo fliegender Pistolenkugel. Nach einer mystischen Einleitung, bei welcher Nathalie Gruss von Vampieren verfolgt und schließlich durch den Biss in den Hals ebenfalls zu einem wird, zeigt sie eine Luftnummer an einer Art Strapaten und nützt dabei den Raum zwischen Manege und Kuppel geschickt aus. Das kurze Glockenspiel von Louis Gruss steht unter dem Motto des US-Filmdramas „Elephant Man“ und leitet über zur doppelten Hohen Schule von Maud und Tony Florees, die hier zum Film-Thema „Havanna“ und mit entsprechendem Flair äußerst synchron über kleine Hürden reiten. Der französische Film „The Artist“, 2012 mit fünf Oscars (u.a. „Bester Film“) geehrt, war Vorlage für den großen Auftritt des „Maitre Éyucer“ Alexis Gruss im schwarzen Frack. Zunächst durchbricht ein Pferd eine Papierleinwand, dann zeigen weitere edle Hengste verschiedener Rassen diverse Steiger und in Dreierformation Elemente der Freiheitsdressur wie z.B. das Flechten.


Maud und Firmin Gruss

Ausgerechnet ein französisches Filmdrama, das im Deutschen den Titel „Der Löwe“ trägt, liefert den Titel für Firmin Gruss’ neue Dressur mit Elefantin Syndha: Der Dickhäuter ist heuer in einem außergewöhnlichen Groß und Klein mit einem Pony zu sehen, das nicht nur eine Acht zwischen den Elefantenbeinen läuft, sondern vom Elefanten auch noch auf einer Schaukel durch die Manege getragen wird. Vor dem großen Finale fährt das Ensemble nochmals sein komplettes Können auf. Ganz in schwarz-weiß gehalten geben alle Mitglieder im ‚Festival de Comédies Musicales‘ nochmals Kostproben aus ihrem großen Repertoire. Nach dem Ballett zeigt Gipsy Gruss eine kurze Hundenummer mit zwei Dalmatinern, wagt Maud Florees Panneaureiterei mit Sprüngen über die Spazierstöcke der Herren im Frack und demonstrieren eben diese Herren (Firmin, Stephan, Charles und Alexandre) im Frack alle gängigen Tricks einer Jockeyreiterei. Höhepunkt ist sicher ein traumhaftes zweifaches Pas-de-deux auf je zwei Pferden zu ‚Memories‘ aus Cats. Dazwischen entledigt sich Francesco Fratellini als Stehendreiter unzähliger Westen. Das Finale schließlich vereinigt das respektable Ensemble zu einem Ballett in schwarz auf weiß – im Zentrum Gipsy und Alexis auf den Pferden Ripado und Bakero – und entlässt nach genau drei Stunden ein zufriedenes Publikum in die nasse Nacht.

Tradition und Innovation, Können und Kreativität, Stil und Geschmack sowie natürlich Humor und Musikalität zeichnen auch dieses 39. Programm des Cirque National Alexis Gruss aus, der damit frohen Mutes auf einen besonderen und vierfachen Geburtstag in der nächsten Saison blicken kann: 160 Jahre Familie Gruss, 70 Jahre Alexis Gruss, die 40. Création des Cirque National Alexis Gruss und das 20-jährige Bestehen des Parks Alexis Gruss in Südfrankreich, wo im Sommerhalbjahr die wundervollen Programme dieser Familie entstehen.

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Text: Markus Moll und Alexander Leumann; Fotos: Cirque Alexis Gruss / Karim El Dib