Das
beginnt beim traumhaften Ambiente auf kleinstem Raum. Das Bauschänzli,
eine kleine Insel an der Mündung der Limmat in den Zürichsee, ist der perfekte Circusplatz. Er liegt
mitten in der Innenstadt und gibt ein herrlich romantisches
Bild ab. Aber der Platz dort ist sehr begrenzt, das Chapiteau wurde
eigens für die speziellen Gegebenheiten konstruiert. Scheinbar jeder
Zentimeter wird perfekt genutzt. Im Inneren wird die Knappheit aufs
Genialste in Gemütlichkeit umgewandelt. Es entsteht eine ungeheuere
Dichte. Man würde sich vielleicht etwas mehr Sitzfreiheit wünschen,
diese aber ganz bestimmt nicht gegen die wunderbar kompakte Atmosphäre
eintauschen wollen. Trotz des begrenzten Raums sitzt eine große Big
Band über dem Artisteneingang und sorgt für eine einzigartige
musikalische Begleitung. Im Einlassbereich gibt es sogar einen Flügel,
an dem ein Pianist für die musikalische Begrüßung sorgt. Nur eben, dass
Musiker und Instrument auf einer gläsernen Plattform über den Gästen
thronen.
Kris
Kremo, Yelena Larkina, Iurie Basiul
Für
das Jubiläumsprogramm "Celebration" hat die Familie Gasser noch einmal
einige der beliebtesten Nummern der vergangenen Jahre engagiert. Dazu
gibt es Newcomer, die ihr erstes Engagement bei Conelli haben. Ganz
egal ob Altmeister oder Debütanten - alle Programmpunkte bewegen sich
auf höchstem Niveau. Ein Weltstar in den Circusmanegen und auf den
Varietébühnen ist Kris Kremo. Nach wie vor weiß dieser Entertainer und
Meisterjongleur sein Publikum mit jeweils drei Hüten, Bällen sowie
Zigarrenkisten zu begeistern. Wo Kris Kremo ist, ist zumeist auch seine
Gattin Yelena Larkina zu finden. Mit ihrer Hula Hoop-Kür zu "Fata
Morgana" ist sie in diesem Winter wiederum in Zürich zu erleben. Besonders
originell ist immer wieder der mit dem Gesäß in Schwung gehaltene
Reifen. Ein Jahr jünger als Conelli ist Handstandvirtuose Iurie Basiul,
der seine Tricks in weißem Outfit und mit fließenden Bewegungen
ausführt. Trotz seines jungen Alters konnten wir ihn schon in vielen
Circussen erleben. Gleiches gilt für die vier Ukrainer von Seaworld,
die Handvoltigen und mit Handständen gespickte Menschentürme in einer
ausgefeilten Choreographie präsentieren.
Farellos, Darkan, Domic Lacasse
Zwei
jugendliche Duos setzen mit stimmungsmäßig sehr unterschiedlich
angelegten Nummern Akzente in jeweils einem der beiden Programmteile.
Die Farellos aus Deutschland bringen das Publikum immer wieder mit
ihren rasanten, mit viel Witz präsentierten Touren auf Einrädern zum
Toben - so auch in Zürich. Zum Träumen laden hingegen die Amerikanerin
Shenea Booth und der Franzose Nicolas Bresnard ein. Als Duo MainTenanT
führen sie eine wunderbar sinnliche Hand-auf-Hand-Kür auf. Die
artistische Eröffnung des Programms liegt bei Darkan und seinem
kraftvollen, aber trotzdem eleganten, Strapaten-Act. Höhepunkt ist der
"Abstieg" aus der Kuppel im Handstand. Viel Kraft muss ebenfalls
Dominic Lacasse aufwenden, der mit seiner Arbeit am Masten den
umjubelten Schlusspunkt setzt. Diese "menschliche Fahne" aus Kanada
macht ihren Auftritt dank fließender Bewegungen und schier
unglaublicher Figuren zu einem wirklichen Ereignis. Mit einer
interessanten Variante der Handstandartistik erleben wir die "China
National Acrobatic Troupe". Ein Artist drückt Handstände auf einem Turm
von zwei Stelzen, den er im Verlauf der Nummer weiter erhöht. Je
höher der Turm wird, desto wackeliger gerät die ganze Angelegenheit.
Eine weitere Darbietung aus China - Meteorjonglagen in Kombination mit
ikarischen Spielen - wurde in der von uns besuchten Vorstellung aus
technischen Gründen nicht gezeigt, ist aber inzwischen fester
Bestandteil der Show.
Gaston und Roli
"Gaston
& Roli und der Circus Conelli gehören genauso zusammen wie der
Buckel zum Kamel", heißt es im aufwendig gestalteten Programmheft. In
der Tat, die beiden Schweizer Clowns sind quasi Teil der Stammbesetzung
dieses Weihnachtscircus. Umso erstaunlicher ist es, wie sie jedes Jahr
neue Ideen entwickeln sowie umsetzen. Einzig der bereits bei Nock
gezeigte "Protest der Artisten", mit dem die Pause "erstreikt" wird,
war so schon zu sehen. Neu ist - zumindest für uns - die Geschichte um
die schlafwandelnde Frau des Sprechstallmeisters, die bei ihren
nächtlichen Diebestouren auf keinen Fall geweckt werden darf. Herrlich
auch die Szene um die geplante Anschaffung eines Hundes durch Gaston,
welche Roli ihm ausreden will. Es ist zwar mehr oder weniger ein
"gespielter Witz", der aber mit solch einer perfekten Mimik und Gestik
dargeboten wird, dass man aus vollem Halse lachen muss. Es sind einfach
zwei Clowns im besten Sinne, die ihr Handwerk perfekt beherrschen
und mit ganzer Seele darbieten.
Roby Gasser, Ballett mit Jeremy Gasser,
Pino Gasparini
Soweit
die Nummern von "Celebration". Damit daraus aber eine echte
Conelli-Produktion wird, ist noch mehr notwendig. Zunächst ist da
das sechsköpfige Ballett, welches jedes Jahr neue Choreographien in
prächtigen Kostümen zeigt. Für die Choreographien der Conelli-Dancers
zeichnet Cindy Gasser-Lee verantwortlich, für die Kostüme Betty Mc
Hardy. Die glanzvollen Auftritte, welche nie zu lange geraten, zeigen,
dass hier wirkliche Profis am Werk sind. Dies gilt ebenfalls für die
perfekt aufspielende Big Band von Alex Maliszewski. Die 13-köpfige
Besetzung beinhaltet unter anderem Bläser und Streicher. Nahezu alle
Auftritte - nur die Farellos arbeiten zur Konserve - werden live
begleitet. Der Sound ist einfach grandios; da verzeiht man auch das
verjazzte "Stille Nacht" im Weihnachtslieder-Medley nach der Pause.
Aufwendig und geschmackvoll ist zudem das stimmige Lichtdesign. Mit
Pino Gasparini schließlich wurde ein Begleiter durch die Show gefunden,
der diese Rolle vortrefflich ausfüllt. Gasparini singt, moderiert und
ist Partner der Clowns. Er tut dies mit Eleganz, perfekter Stimme und
großer Präsenz. Somit passt er perfekt in den Rahmen. Die
Verabschiedung des Publikums übernimmt Direktor Roby Gasser persönlich.
Seinen Sohn Jeremy erleben wir als Bassist.
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