Bei
Da Capo gibt es eben eine komplett eigenständige Auseinandersetzung mit
diesem Thema. Und die ist absolut gelungen. Dafür, dass es auf dem
Darmstädter Karolinenplatz burlesque zugeht, sorgen neben dem
Produzenten eine wunderbare Band inklusive Sängerin, ein tolles
Lichtdesign, das Ballett und zwei selbstbewusst auftretende Damen, die
man durchaus liebevoll als „mollig“ bezeichnen darf.
Ballett, Sängerin
Die
Chicago Music Band sitzt über einem schicken, von Glühbirnen
eingefassten Artisteneingang und begleitet die Vorstellung sehr
professionell und stimmungsfördernd. Die Beleuchtung ist so
akzentuiert, dass sie das Motto der Show wunderbar umsetzt. Fünf Damen
und drei Herren bilden das Da Capo Tanz-Ballett. In immer wieder neuen
Kostümen erscheinen sie auf der als Rundmanege gestalteten Spielfläche
oder im Publikum. Sie erfüllen mit ihren zahlreichen Auftritten nicht
nur genial das burlesque, leicht verruchte Motiv mit Leben, sondern
überbrücken zudem geschickt Umbaupausen. Eine der beiden resoluten
Damen glänzt als Sängerin, überrascht mit einer Hula Hoop-Einlage –
Spagat inklusive – und mischt bei den Tanzeinlagen mit. Die andere
tanzt ebenfalls. Dies zumeist als Marilyn Monroe. Dabei darf natürlich
die Szene mit dem wehenden weißen Rock nicht fehlen. Beide Frauen
drücken dieser Produktion dank des charismatischen Auftretens ihren
Stempel auf.
Alan Sulc, Ekaterina und Andrey, Rich
Bei
der Artistik bieten sich natürlich kleine, intime Nummern an. Da das
Chapiteau aber über eine beachtliche Höhe verfügt, sind ebenso „große“
Darbietungen möglich. „Diva Burlesque“ macht davon Gebrauch und bietet
beides. Gleich zu Beginn „spielt“ Alan Sulc mit kleinen weißen Bällen.
Der unter anderem beim European Youth Circus in Wiesbaden
ausgezeichnete Künstler wirft seine Requisiten sowohl zu Boden als
auch in die Luft. Bis zu neun davon hält er gleichzeitig unter
Kontrolle. Den nach meiner Wahrnehmung schwächsten Auftritt steuern Ekaterina und Andrey (Katkov) mit ihrer Quick Change-Nummer bei. Das
Umziehen dauert vergleichsweise lange. Nach jeder Verwandlung sind sie
im zugegebenermaßen aufwendigen Kostüm eines anderen Popstars zu sehen,
den sie dann imitieren. Die Idee ist sicher gut, die Umsetzung spricht
mich eher weniger an. Es wirkt einfach recht künstlich. Eine tolle
Präsenz hat wiederum Schlangenfrau Rich. Im burlesquen Outfit zeigt sie
unglaubliche Verrenkungen, die Tricks beinhalten, welche über das von
Kontorsionistinnen bekannte Repertoire hinausgehen. Während sich Rich
verrenkt, sind ihre Augen immer im direkten Kontakt mit dem Publikum.
Fratelli Curatola, Andrey Katkov, Navas
Die
Augen des Publikums wandern nach einer Einlage des Balletts Richtung
Decke, wo die Gebrüder Navas gemeinsam mit zwei Partnern über das
Hochseil tanzen. Den Schluss- und Höhepunkt ihres Auftritts, der unter
anderem das Seilspringen und das Balancieren auf einem Stuhl
beinhaltet, bildet die Dreier-Pyramide. Pausennummer ist die
temperamentvolle Partner-Equilibristik der Fratelli Curatola. Die
italienischen Brüder zeigen kraftvolle Figuren und lassen dabei ihrem
italienischen Charme freien Lauf. Der zweite Teil wird von der Truppe
Zhukov eröffnet. Zu sechst springen sie von zwei gegenüber voneinander
aufgestellten Russischen Schaukeln. Gelandet wird dabei auf der jeweils
anderen Schaukel. Natürlich sind auch zwei Flieger gleichzeitig in der
Luft, die sich quasi überspringen. Eingesperrt in einen Käfig drückt
Andrey Katkov seine Handstände. Kraft, Gelenkigkeit und
Gleichgewichtssinn werden hier zu einer sehr flüssigen Darbietung
vereint. Südamerikanisches Temperament legen noch einmal die Navas an
den Tag. Im Duo tanzen sie regelrecht über das Todesrad. Als besondere
Attraktion springt einer der Brüder einen Salto auf dem rotierenden
Rad.
Fumagalli und Partner
Für
die Komik wurden, neben den beiden oben beschriebenen Damen, Fumagalli
und Daris Huesca verpflichtet. Während das Darmstädter Echo in seinem
Premierenbericht wenig charmant schreibt, dass sich ihr Humor
„überlebt“ habe, geht das Publikum in der von uns besuchte Vorstellung
bei ihren Auftritte gut mit. Natürlich spielen sie ihr Bienchen, wobei
einer der Söhne Fumagallis das Trio komplettiert. Die in Darmstadt
gezeigte Version erschien mir gekürzter und damit straffer als die
bislang von ihnen gesehenen. Vor Beginn der Show übernehmen die beiden
Brüder Huesca das warm up, und Fumagalli bringt als komischer Dirigent
die Band in Schwung. Ebenfalls dabei ist ihre komische Akrobatik als
Fumaboys, bei dem ein Zuschauer das Schleuderbrett zum Zerbrechen
bringt und somit Fumagalli den Sprung zum Drei-Mann-Hoch erspart.
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