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Gelsenkirchener Weihnachtscircus 2012
www.weihnachtscircus-gelsenkirchen.de

Gelsenkirchen, 4. Januar 2013: „Fernost trifft Wildwest“ hat die Familie Probst ihren traditionsreichen Gelsenkirchener Weihnachtscircus, der heuer bereits in der 16. Auflage stattfand, überschrieben. Die Herkunft der engagierten Artisten und/oder die Gestaltung ihrer jeweiligen Nummern haben zu diesem interessanten Ansatz geführt, der Show heuer jenes gerade für ein Weihnachtsprogramm ungewöhnliche Grundmotiv zu geben. Dieses wird vom Opening mit chinesischen Drachen bis zum Finale, in dem alle Mitwirkenden mit Cowboyhüten tanzen, umgesetzt, ohne dabei im Verlauf allzu starr daran festzuhalten.

Insgesamt entsteht so eine starke, rundum gelungene Show, die das Publikum in der besuchten Vorstellung sogar zu Standing Ovations animiert. Als Vertreter aus „Fernost“ wurde die Wuqiao Acrobatic Troupe verpflichtet, die vier hochwertige Darbietungen zum Programm beisteuert. Sie war in der vergangenen Saison im Schweizer Circus Harlekin zu sehen.


Wang Li, He Yuan, Ren Yanan

He Yuan, Leiterin des Ensembles, etwa wirft sich mit dem Fuß kleine Schüsseln, Teetasse und Löffel auf den Kopf, während sie dabei auf dem Einrad balanciert. Ihr großartiger Schlusstrick: Sie führt ihre Würfe auf einer Kugel aus, wohlgemerkt immer noch auf dem Einrad sitzend. Auch Truppenmitglied Wang Lin balanciert. Sie tut dies mit Kerzenständern auf Füßen, Armen, Stirn und auf einem Mundstück und verrenkt ihren Körper nebenbei in verschiedenste Richtungen. Zusammen mit vier männlichen Kollegen sorgt Wang Lin auch für die effektvolle Pausennummer. An Bungee-Seilen lassen sich die Artisten von einer Plattform fallen und landen nach ihren Sprüngen wieder an der Rückseite der Plattform, zuletzt so schnell hintereinander, dass sich die Illusion eines Rades ergibt. Auch wenn alle Darbietungen auf einem hohen Niveau sind, den eindeutig stärksten Eindruck hinterlässt ohne Frage Ren Yanan auf dem Schlappseil. Ohne das Seil zwischendurch zu verlassen, wird es unter anderem Einrad fahrend überquert oder ein Handstand auf einer auf dem Seil gestellten Leiter gedrückt. Seine Trickfolge - die gleiche wie bei Zhang Fan – ist schlicht sensationell. Das Publikum feiert ihn zu Recht.


Sergiu Mosanu, The Marvellous Madisons, Daring Jones Duo 

Ebenfalls weit vorne in der Publikumsgunst ist das Trapezduo Daring Jones. Die US-Amerikaner sind natürlich Vertreter des „Wilden Westen“. Auch wenn ihre Nummer zunächst aufgrund vieler schnell aufeinander folgender Tricks und der Musikbegleitung etwas hektisch wirkt, legt sich dies zunehmend mit der Trickstärke. Riskante Abfaller, oftmals mit den Füßen gefangen, kennzeichnen den Ablauf, der mit einem Genickwirbel geschlossen wird. In Indianer- und Cowboykostümierung agiert ein Ensemble aus Kuba, bestehend aus zwei weiblichen und sechs männlichen Mitgliedern. Als „Chief Kicking Bear and his Intrepid Indians“ zeigen sie eine anspruchsvolle Kür an einer Mischung aus Doppelreck und stehendem Fangstuhl. Die Artisten werden für ihre Passagen vom Fänger am Fangstuhl in Richtung Reck geworfen, dort werden dann die verschiedenen Tricks gearbeitet. Aufgrund des Aufbaus wird dieser Auftritt nach der Pause gezeigt, während der schwächere Auftritt an der russischen Schaukel die Schlussnummer bildet. Höhepunkt ist der doppelte Salto in den Sessel, ausgeführt von einem der weiblichen Mitglieder der Truppe, die hier als „The Marvellous Madisons“ in Erscheinung tritt. Wie gemacht für „Wildwest“ ist die Darbietung von Antonio Smiek, der zusammen mit vier Bisons agiert. Dafür wird in der Manege ein brusthohes Gatter, in der Art eines Zentralkäfigs, errichtet. Der Aufbau wird durch ein Ballett überbrückt. Die Tiere beweisen ihre Standfestigkeit und zeigen verschiedene Figuren der Laufarbeit. Sergiu Mosanu stellt zudem als Cowboy „Lucky the Kid“ eine Version eines „komischen Pferdes“ vor. Der Vierbeiner wirft dabei ständig den Sattel und später auch den Reiter von seinem Rücken.


Castillo Brothers, Tony Erblay, Stephanie Probst 

Dazu gibt es auch in der aktuellen Show einzelne Darbietungen, die weder „Fernost“ noch „Wildwest“ illustrieren. Dies sind in erster Linie die hauseigenen Nummern, die sich in ihrer klassischen Aufmachung dennoch gut ins Gesamtkonzept einfügen. Tony Erblay hat eine neue Darbietung am Mast einstudiert. Als Matrose drückt er diverse Handstände und die „menschliche Flagge“. Ebenfalls neu sind die humorvollen Kaskadeurspiele von Daikel Castillo Hernandez und Utnier Aquino Hernandez als „Castillo Brothers“. Die drei Kubaner bleiben weiterhin beim Circus Probst, während die übrige Kuba-Truppe zum Ende der Saison 2012 bei Probst ausgeschieden ist. Stephanie Probst steuert wie immer weitere Tierdressuren zum Programm bei. Gemeinsam mit dem Showreiter Loik Teutsch reitet sie die Hohe Schule. Integriert sind dabei Elemente der spanischen Hirtenreiterei. Eine meterlange Stange, die auf der einen Seite im Sägemehl in der Manegenmitte und auf der anderen Seite auf den Schultern des Reiters Teutsch liegt, dient als Requisit. Teutsch reitet dabei immer wieder um die eigene Achse, unter der Stange hindurch, die zum Schluss am unteren Ende gar entflammt wird. Stephanie Probst bringt zudem eine große Freiheitsdressur. Die Arbeit mit vier Friesen und vier Arabern, unter anderem mit dem Fächer der Tiere und einem Gruppensteiger der Araber, wird schließlich mit vier Dartmoore-Ponys zu einem 12er Zug erweitert. Diverse Steiger, darunter auch ein Pferd mit Flügeln, schließen den Block ab.


Rudi Bruckson

Klassisch arbeitet auch der engagierte Clown Rudi Bruckson, der neben kleinen Intermezzi auch zwei größere Auftritte mit seiner Frau Irina hat. Sie verkörpert einen Wurm in einem überdimensionalen Apfel, den Bruckson essen will und dabei vom Wurm gestört wird. In einer zweiten Nummer tanzen Irina und Rudi Bruckson Elemente von Ballett und Can Can vor, den Gäste aus dem Publikum nachahmen sollen. Wie immer sind diese Mitmach-Auftritte besonders zuschauerwirksam. Jahrelange Begleiter des Gelsenkirchener Weihnachtscircus sind darüber hinaus Moderatorin Carmen Leyseck und das gute Orchester unter Gregor Pierscinski, welches weite Teile des Programms live begleitet.

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Text: Benedikt Ricken