So entsteht
auch 2012 ein wunderbar stimmiges – wenn auch ohne ganz große
Sensationen auskommendes – Gesamtbild, das bereits jetzt
gespannt ins nächste Jahr schauen lässt, wenn auf der
Theresienwiese das 15-jährige Bestehen des Heilbronner
Weihnachtscircus begangen wird.
Oleg Popov
Heuer brandet
bereits beim ersten Erscheinen von Oleg Popov großer Jubel auf,
der ihn bis zum Finale begleitet. In fünf Reprisen ist er in der
Manege zu sehen und sorgt für die eher ruhigen, mitunter
poetischen Momente im Programm. Seine vielleicht bekannteste
Reprise, das Fangen des Lichts, zeigt er gleich zu Beginn. Es
folgen die Fallschirm springende Ratte und ein Pfeifkonzert als
Vogel im Käfig. Nach der Pause mimt er zusammen mit seiner
Partnerin den sich in eine jonglierende Spieluhr verliebenden
Clown. Mit einem weiteren Spielpartner ist er in seinem
lustigsten Intermezzo zu sehen. Der Spielpartner sinkt durch ein
Missgeschick Popovs zu Boden und sackt auch bei weiteren
Aufrichtversuchen immer wieder zusammen. Erst mit Hilfe einer
Luftpumpe gelingt es Popov, seinen Spielpartner wieder
aufzurichten und mittels einer Schubkarre aus der Manege zu
tragen.
Alexandra und
Tiziana Saabel
Gleich
mehrmals präsent ist auch Alexandra Saabel. Allein drei Mal im
ersten Teil sowie ein weiteres Mal nach der Pause tritt die
junge Italienerin auf. Neben ihrer eleganten
Handstand-Equilibristik hat sie für den Heilbronner
Weihnachtscircus auch die Präsentation der sechs
Falabella-Ponys übernommen, die einst im Circus Barum zu Hause
waren und jetzt zum Marstall des Zirkus Charles Knie gehören.
Verschiedene Lauffiguren sowie Gruppen- und Da Capo-Steiger
werden – trotz erkennbar fehlender Routine – charmant
angeleitet. Die beiden weiteren Auftritte bestreitet Alexandra
zusammen mit ihrer Familie. Gemeinsam mit Mutter Tiziana und
Schwester Kelly bringt sie agile Schlittenhunde (sibirische
Huskys und Samojeden) in die Manege. Die Aufmachung der Szenerie
als Winterlandschaft ist wie gemacht für einen Weihnachtscircus.
Komplett vertreten ist die Familie, nun auch mit Vater Bernhard,
bei der stilvollen Hohen Schule auf weißen Arabern, auch am
langen Zügel, und holländischen Friesen. Die übrigen
Familienmitglieder reiten hier die Tiere, während Alexandra
Saabel tänzerisch Flamenco-Elemente zusteuert. Man kann es nur
immer wieder betonen: Die Auftritte der Saabels sind sowohl
durch ihre Leistungsstärke als auch durch die perfekte
Inszenierung circensische Juwele – und wie gemacht für dieses
Hochglanz-Programm.
Familie Errani,
Flying Costa
Komplettiert
wird der tierische Part mit den drei indischen Elefanten von
Elvis Errani. Sechs Jahre nach seinem ersten Engagement in
Heilbronn ist er mit der bekannten Routine zurück. Neu ist, dass
er sich ein kleines Mädchen in die Manege holt, welche die
abliegenden Elefanten streicheln darf. Höhepunkt bleibt nach wie
vor das Überschreiten von drei Figurantinnen durch Elefantendame
Baby, während Errani vom Gradin aus per Mikrofon dirigiert. Auch
Elvis’ Schwester, Priscilla Errani, ist mit ihren Hula
Hoop-Spielen vertreten. Gewohnt räkelt sich zunächst in einem
eisernen Spinnennetz, um dann rasant bis zu 30 Reifen um ihren
Körper kreisen zu lassen. Sie wurde ebenso aus dem aktuellen
Saisonprogramm des Zirkus Charles Knie übernommen wie die
Flugtrapez-Darbietung der Flying Costa. Sie arbeiten hier
traditionell zur Pause. Ein zweifacher gestreckter Salto, der
dreifache Salto und abschließend die Passage gehören unter
anderem zum Repertoire der vier Brasilianer. Allesamt sorgen sie
mit ihrem offensiven Verkauf für begeisterte Stimmung beim
Publikum.
Casablanca-Troupe,
Possession Crew,
Miao Changwei und Deng Lin
Selbiges gilt
auch für die fünf Ungarn der „Possession Crew“. Mit ihrer
Breakdance-Einlage haben sie nicht nur das jugendliche Publikum
auf ihrer Seite – komischen Elementen sei dank. Im starken
Kontrast arbeitet vor ihnen das „Pas de Deux auf Schultern“ aus
China.
Miao
Changwei balanciert dabei im Spitzentanz auf den Armen und dem
Kopf ihres Partners Deng Lin.
Die achtköpfige Casablanca-Troupe baut bereits im ersten
Programmteil Menschenpyramiden und betätigt sich als vielseitige
Springer. Sie lassen so eine alte Manegendisziplin wieder
aufleben.
White Gothic, Eric
Schmidt-Mohan, Duo Valerii
Das Duo
Valerii hat in der Premierengala Pech mit einer Seilwinde und
kann nur Ausschnitte aus seiner starken Strapaten-Arbeit zeigen.
Den Schlusspunkt des Programms setzen die Partnerakrobaten von
White Gothic. Zu mystischer Aufmachung zeigen sie im Nebel
großartige Hebefiguren à la Pellegrini Brothers. Zum Heilbronner
Weihnachtscircus gehören zudem das große Live-Orchester
(Leitung: Volodymyr Kozachuk), stimmungsvolles Licht (Enrico
Zoppe), die bewährte Regie von Louis Knie sen. und eine
angenehme Moderation. Letztere übernimmt heuer zum ersten Eric
Schmidt-Mohan, der hier klassisch mit Frack, Stock und Zylinder
seine neue Rolle mit viel Enthusiasmus wahrnimmt. |