Ja, dieses
Opening! Das Ballett und weitere Figuranten in „Stars and
Stripes“-Kostümen sowie einige Weihnachtsfrauen bevölkern die
Manege, die deutsche Musicalsängerin Karin Valenta und ihr
US-Kollege Alvin le Bass performen „Jingle Bells“.
Plötzlich öffnet sich der Artisteneingang, und ein kolossales
Gefährt rollt in die Manege: Auf ein Trike ist eine große
Plattform montiert, die einen gewaltigen Rentierschlitten trägt.
Das Trike steuert der grünhäutige Weihnachtshasser „Grinch“,
eine Figur aus einem amerikanischen Fantasyfilm, aus dem
Schlitten grüßen der Weihnachtsmann und ein Mädchen. Das ist
schon fast „Ringling“ im Ein-Manegen-Format!
Opening
Kreativer
Kopf hinter der großen Weihnachtsshow ist vor allem
Direktionstochter Monika, berichtet ihr Vater Joachim Sperlich
stolz in der Pause. Sie habe das ganze Jahr hindurch das Konzept
für die Revuebilder im Programm, für Kostüme und Requisiten
entwickelt, auch ihre Brüder Maik und René brachten Ideen ein.
Seine Aufgabe sei eher, die übersprudelnden Ideen der Junioren
auf Realisierbarkeit zu prüfen, sagt Joachim Sperlich. Manches
werde auch erst in einigen Jahren möglich sein. Schon jetzt wurden
die Kostüme von Ballett und einigen Artisten speziell für diese
Show geschneidert, bei drei verschiedenen, renommierten
Kostümbildnern. Ein gewaltiger Aufwand für weniger als drei
Wochen Spielzeit!
Davis
Vasallo, Truppe Asadullin
Das Opening
geht direkt über in den fröhlichen, temporeichen Auftritt der
großen Truppe Asadullin am Russischen Barren. Mannigfaltige
Sprünge und Salti werden hier präsentiert, wobei die Untermänner
bei einigen Tricks nicht auf dem Manegeboden stehen, sondern auf
den Schultern eines Partners oder auf einem zweiten Barren. Auch
Sprünge von Barren zu Barren gehören zum Repertoire. Die
Asadullin, die u.a. bei Ringlings „Greatest Show on Earth“
gearbeitet haben, bestreiten mit ihrer großen
Schleuderbrett-Attraktion im Boogie-Woogie-Sound auch die
Schlussnummer. Sessel- und Stelzensprünge gehören ebenso zu dem
klassischen Repertoire wie die unverzichtbaren Menschentürme.
Clown Davis Vasallo ist heuer zum zweiten Mal in Folge in
Karlsruhe engagiert und weiß sogar noch mehr zu begeistern als
in der Vorsaison. Bei der ersten Reprise steht er gemeinsam mit
seinem Vater Walter in der Manege. Walter mimt einen Sänger, der
mit großer Ernsthaftigkeit „Quando Quando“ interpretiert –
stilvoll im schwarzen Frack, doch leider ohne Hose! Mit vollem
Einsatz versucht Davis alles, um das Malheur zu verbergen.
Selbstredend ist er es, der am Ende ohne Hosen dasteht … In
weiteren Auftritten gewinnt er u.a. auch den inflationär
gebrauchten Reprisen „Popcorn“ und „vier Stühle“ (als
„Hypnotiseur“) tatsächlich neue Seiten ab und beweist auf dem
Schlappseil neben komische auch artistische Fähigkeiten.
Familie Spindler
Für die
Tiernummern wurden Mitglieder der Familie Spindler vom Circus
Berolina engagiert. Sarah und Patrick Spindler präsentieren
gemeinsam, ganz stilvoll in schwarzem Abendkleid und dunklem
Anzug, den großen 14er Zug mit acht weißen Arabern und sechs
schwarzen Friesen, die für ein weiteres großes, manegenfüllendes
Bild sorgen. Spektakuläre Doppelsteiger rund um die Manege in
mehreren Varianten als Da Capi beschließen diese Nummer. Nach
der Pause präsentiert Patrick Spindler zudem einen vorzüglich
laufenden Achterzug Miniponys mit Federpuscheln. Für die
exotischen Tiere sind indes Adela und Giovanni Spindler
verantwortlich. Der Auftritt ihrer Giraffe, die sich entspannt
in der Manege bewegt und Futter aus den Logenreihen abnimmt, ist
in ein großes Showbild eingebettet, bei dem die beiden Sänger
Melodien aus dem Musical-Hit „König der Löwen“ interpretieren
und das Ballett im Leopardenlook auf der Showtreppe tanzt. Das
Zebra trat in der besuchten Vorstellung nicht auf. In dieser
Größenordnung heute fast einmalig ist auch die elfköpfige
Kamelherde, die Giovanni Spindler vorstellt. Unter anderem
umkreisen fünf Kamele ihre Artgenossen, die auf Postamenten
stehen. Acht Lamas und ein Pferd, die über die abliegenden
Kamele springen, runden diese Darbietung ab.
Lester Sisters, Flying Silva,
Rudolf Janecek
Als ganz
große Shownummer ist auch der Auftritt der „Flying Silva“ mit
drei Fliegerinnen, Flieger und Fänger gestaltet, wenn das
Ballett zu live gesungener Latin-Music unterm Netz tanzt. Da
fällt es auch nicht wirklich ins Gewicht, dass statt dem
üblichen „Dreifachen“ nur ein „Zweifacher“ (mit verbundenen
Augen) gesprungen wird. Mit einem rockigen „Let me entertain you“
leitet das Ballett nach der Pause den zweiten Programmteil ein.
Hier zeigen die beiden „Lester Sisters“ eine anspruchsvolle
Antipodenarbeit, bei der zunächst vier Teppiche bzw. fünf
Fußbälle jongliert werden. Den Schlusstrick arbeiten beide
gemeinsam: Eine Schwester lässt rücklings liegend auf den Händen
zwei Teppiche kreisen und trägt dabei auf den Füßen ihre
Schwester, die wiederum mit allen vier Extremitäten Teppiche
wirbelt. Klassisch mit den Händen jongliert wird im ersten
Programmteil: Sicher und mit atemberaubendem Tempo wirbelt
Rudolf Janecek bis zu fünf Fußbälle und sieben Keulen durch die
Luft.
Ballett, René
Sperlich, Finale
Völlig neu gestaltet wurde die Handstandarbeit von René Sperlich. Sie wird nunmehr im ägyptischen Stil präsentiert, mit
Ballett in passenden goldfarbenen Umhängen, zwei goldfarbenen
Statuen im Hintergrund und einem spektakulären, speziell in
Italien gefertigten Requisit in Form einer Pyramide, aus der die
Handstützen elektrisch ausfahren. Doch diese Nummer ist nicht
nur Inszenierung, sondern René Sperlich hat offenkundig kräftig
trainiert, sich deutlich weiterentwickelt und einige markante
Tricks aus dem Repertoire von Encho Keryazov übernommen, u.a.
den Klötzchenabfaller und das Hochziehen an überhohen Stangen in
den Handstand, die sicher präsentiert werden. Weniger
weihnachtlich denn vielmehr äußerst glamourös ist das Finale
dieser Show: Karina Valenta singt im Luftstrom einer
Windmaschine den aktuellen Grand-Prix-Hit „Euphoria“, umtanzt
vom Ballett in prächtigen weißen Kostümen mit Federschmuck, die
jeder großen Revue zur Ehre gereichen würden. |