Die
beiden Spaßmacher reichen Tovarich den Bademantel und erinnern ihn an
die beiden Vorstellungen am morgigen Sonntag. Dann kommen Jana Mandana
und Martin Lacey junior im Bademantel - während Letzterer das Ohr am
Handy hat -, um sich zu verabschieden. Es folgen alle weiteren
Mitwirkenden. Wer noch keinen Bademantel anhat, erhält ihn von den Huescas. Zuletzt erscheint „Blondie“ Helena Polach, auf die Fumagalli
ein Auge geworfen hat. Doch die Jongleuse entscheidet sich für Daris,
mit dem sie schließlich von dannen zieht.
Finale
Welch
ein herrliches Schauspiel, bei dem Krone ganz unerwartet eine gehörige
Portion Selbstironie beweist. Respekt! Das Finale ist schlichtweg
grandios und überrascht sehr, wurde doch in der Vergangenheit auf ein
solches im Kronebau zumeist wenig Wert gelegt. Das sonstige Programm
ist so, wie wir es von den Winterprogrammen her kennen: Starke Nummern,
aber Optimierungsbedarf hinsichtlich der Präsentation. Die Umbaupausen
sind teilweise wieder (unnötigerweise) entschieden zu lang, die
Livemusik meist eine Idee zu leise, und das Lichtdesign könnte
ausgefeilter sein.
Martin Lacey junior
Wobei
es hier eine rühmliche Ausnahme gibt. Nämlich die Darbietung, die ganz
ohne Showelemente auskommt und daher am authentischsten wirkt. Es
handelt sich dabei um Martin Lacey juniors Präsentation eines ganzen
Rudels junger Löwen. Das Licht ist konstant hell, Musik wird, wenn
überhaupt, nur sehr dezent eingespielt. Lacey zeigt zunächst die sechs
weißen Löwenkinder. Zum Schluss kommt dann eine noch größere Anzahl an
normalfarbenen Jungtieren hinzu. Er lässt sie einfach toben, spielt mit
und animiert sie dank Fleischbelohnung zu kleinen Kunststücken. So
zeigt er auch gleich, was die Tiere von sich aus anbieten. Dazu erklärt
er sympathisch und überzeugend, wie die Ausbildung der Tiere aussehen
wird. Spätestens jetzt begreift jeder im Publikum, was gute Dressur im
Circus ausmacht. Nämlich Liebe zum Tier, Respekt, Geduld und auf gar
keinen Fall Gewalt. Besser kann Werbung für Wildtiere im Circus nicht
aussehen. Chapeau! Hinzu kommt, dass die kleinen Löwen wahnsinnig knuddelig aussehen. Ein hochdotierter Vertrag mit der Firma Steiff wäre
ihnen sicher. Doch anders als Plüschtiere geben sich die Lacey-Löwen
wunderbar lebhaft und schon erstaunlich selbstbewusst beim Erforschen
der Manege.
Familie Casselly, Luftnummern aus
Nordkorea
Die
weiteren Höhepunkte finden sich an den Enden der beiden Programmteile.
Während die Luftnummer der Koreaner groß herausgestellt wird („Circus
Krone ist stolz darauf...“), werden die Cassellys unter Wert verkauft
(„Die Familie Casselly aus Deutschland“). Der Gewinn eines Goldenen Clowns im
vergangenen Jahr wird in der Show nicht weiter erwähnt. Doch
die Familie von René Casselly weiß auch ohne besondere Ankündigungen zu
überzeugen. Ihre Schleuderbrettelefanten sind weiterhin unerreicht. Das
Zusammenspiel zwischen Merrylu sowie René Casselly junior und den vier
afrikanischen Elefanten ist phänomenal. Nach einer Fülle von
akrobatischen Leckerbissen auf den Rücken der Tiere sind die Sprünge
mit dem Schleuderbrett von René junior der absolute Höhepunkt. Tolle
Sprünge zeigen ebenfalls die Pjöngyang-Flyers an ihrem großen
Luftapparat. In Monte Carlo gerade mit einem Silbernen Clown
ausgezeichnet, präsentieren sie unter anderem den Vierfachen und zwei
unmittelbar hintereinander gesprungene Dreifache. In einem weiteren
Auftritt simulieren zwei Nordkoreaner eine Seenotrettungsübung. Wobei
allerdings auf die in Monte Carlo noch durch ein Tuch dargestellten tosenden Fluten
verzichtet wird. Die Aufführung wirkt so etwas eigenartig, sind doch zu
Beginn Hubschraubergeräusche unter die Musik gemischt und trägt der
männliche Part des Duos eine orangene Schwimmweste. Letztendlich zeigen
sie Artistik an Strapaten, die ein wenig an die Vertikalseilnummer des
Duo Bobrov erinnert.
Helena Polach, Skating Pilar, Glen
Nicolodi
Den
artistischen Auftakt macht, komplett in rot ausgeleuchtet, Helena
Polach mit ihren gekonnten Fußballjonglagen. Die junge Tschechin
gewinnt das Publikum im Nu und hält zum Schluss fünf Bälle gleichzeitig
in der Luft. Eine wahre Könnerin ihres Fachs ist ebenfalls Rich Metiku.
Die Schlangenfrau aus Äthiopien ist während ihrer Nummer immer in
Bewegung und verbiegt ihren Körper in die unglaublichsten Posen, ohne
dabei unästhetisch zu wirken – im Gegenteil. Als Skating Pilar beweisen
die Geschwister Solenn und Jonathan enorm viel Gleichgewichtssinn sowie
Geschick auf 16 Rollen. Tricks und Präsentation der beiden Franzosen
sind vom Feinsten. Livemusik und eine ansprechendere Ausleuchtung
hätten den Genuss bei ihrem Auftritt in diesem Februarprogramm noch
weiter gesteigert. Ganz egal, ob im Einarmer oder auf zwei Händen, Glen Nicolodi nimmt die Treppe am liebsten kopfüber. Seine
Handstandakrobatik, die hierzulande viele Jahre bei Barum zu erleben
war, ist nach wie vor äußerst sehenswert. Für den besonderen Effekt
sorgt Jack-Russell-Terrier Boy, der die Treppe fast genauso elegant wie
Nicolodi nimmt und auch sonst ein adäquater Partner ist.
Wolfgang
Lauenburger, Daris und Fumagalli, Phantompferde
Gleich
acht Hunde hat Wolfgang Lauenburger als Manegenpartner. Diese sind
perfekt trainiert, zeigen ihre anspruchsvollen Tricks aber, als wären
sie ein Kinderspiel. Alles wirkt locker. Die Hunde sind geradezu
erpicht darauf, zu springen oder auf zwei Beinen zu laufen.
Lauenburgers Straßenoutfit mit Hosenträger und Franzosenmütze passt da
hervorragend ins Bild. Im UV-Licht präsentiert Jana Mandana zehn
Cremellos als Phantompferde. Damit die Tiere erkennbar sind, tragen sie
Decken mit neonfarbigen Applikationen. In ihre Mähnen wurden zudem
neonfarbige Bänder eingeflochten. Die auf diese Weise außergewöhnlich
präsentierte Freiheitsdressur läuft ruhig und geordnet, die
verschiedenen Figuren klappen wunderbar. Fumagalli ist das Plakatmotiv
für den März. Doch auch schon im Februar treibt er gemeinsam mit Bruder
Daris in München seine Späße. In der aktuellen Show übernehmen sie das
warm up, zeigen Akrobatik an einem Tisch, zaubern mit weißen
Handschuhen und messen sich beim großen Boxentree. Fumagalli sorgt
zudem als Dirigent dafür, dass das große Orchester unter der Leitung
von Oleksandr Krasyun in Schwung kommt.
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