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Circus Krone - März 2013
www.circus-krone.de ; 90 Showfotos

München, 9. März 2013: Fumagalli funktioniert auch wunderbar auf bayerisch. Warum? Weil „pfundig“ mit einem genauso schönen „feuchten F“ beginnt wie „phänomenal“. Uns so dürfen wir den italienischen Manegenkomiker nach dem Februar- zusätzlich im Märzprogramm der aktuellen Winterspielzeit des Circus Krone erleben. Diesmal hat es Fumagalli sogar als "Coverboy" auf das Plakat geschafft. In ihren Einlagen zu Beginn und am Ende der Vorstellung tragen Fumagalli und seine Mitstreiter Lederhosen und Karohemden. Ansonsten erleben wir Gianni Huesca, wie schon einen Monat zuvor, im roten Livree.

Das Märzprogramm kann zwar naturgemäß – vor allem bedingt durch den Saisonbeginn bei anderen Circussen - mit dem vom Februar hinsichtlich der Leistungsstärke nicht ganz mithalten. Es bietet aber eine Auswahl schöner Circusnummern und durch den bayerischen Touch eine originelle, nennen wir es mal, Rahmenhandlung.


Fumabuam

Das bekannte Warm up mit Besen und Klatschspielen durch die Huesca-Brüder gibt es nun eben in Lederhosen. Nachdem wir mit den beiden einen Film über die 106-jährige Geschichte des Circus Krone gesehen haben, kommen sie gleich wieder in die Manege. Dabei haben sie Verstärkung in Form von Hans-Ludwig Suppmeier, Sven Jahn-Munoz und Nico Huesca mitgebracht. Alle tragen sie das gleiche Outfit. Es folgen die Fumaboys in blau-weiß. Und die heißen dann eben Fumabuam und haben neben der passenden Kleidung auch die zugehörige Musik. Dank der tatkräftigen Unterstützung der genannten Herren ist die Nummer wieder akrobatischer als wir sie zuletzt bei da capo in Darmstadt gesehen haben. Die bekannten Gags aber sind geblieben. Sehr gelungen wiederum das Finale. Nachdem alle Artisten unter einer großen beleuchteten Krone den Applaus entgegengenommen haben fällt auf, dass Fumagalli fehlt. Der aber lässt nicht lange auf sich warten. Dank fleißiger Helfer werden Tische mit Bier und Brezeln hereingebracht. Aus der Krone werden blau-weiße Stoffbahnen gerollt. Einige Zuschauer dürfen teilhaben, kommen sie doch in den Genuss der bereitgestellten Nahrungsmittel. In ihren weiteren Auftritten erleben wir Fumagalli und Daris in der bekannten Aufmachung. Darin verknoten sie vier Herren aus dem Publikum, balancieren mit Flaschen und „zaubern“ - wie schon im Februar – mit zwei weißen Handschuhen auf dem Kopf eines Zuschauers. Als Schlussnummer gibt es ein im vollbesetzten Kronebau glänzend ankommendes „Bienchen“: Ringmaster Nikolai Tovarich ist hier der Dritte im Bunde.


Selyna Bogino, Dany Reyes, Erik Niemen

Italien ist nicht nur durch die Huescas vertreten. Drei jugendliche Artisten kommen ebenfalls aus diesem Land. Die 22-jährige Selyna Bogino ist wie ihre Mutter Consuelo Reyes eine großartige Antipodistin. Auch das lange lockige Haar kennzeichnet beide Damen gleichermaßen. Bogino jongliert eine Walze, Tücher sowie Bälle mit den Füßen und teilweise zusätzlich mit den Händen. Ihr jüngerer Bruder Dany Reyes sitzt zu Beginn seines Auftritts als cooler Hip-Hoper auf der Piste. Die Moves auf dem Manegenboden sind aber nur Begleitung für seine Jonglagen mit Bällen, Keulen und Reifen. Höhepunkte sind Routinen mit fünf Keulen sowie sieben Reifen. Wenngleich er seine Nummer im Habitus eines spanischen Matadors bestreitet, stammt auch Erik Niemen aus Italien. Der sympathische Artist tanzt mit großer Leichtigkeit über das Drahtseil. Selten zu sehen ist sein Schlusstrick, der gestreckte Rückwärtssalto.


Anna Volodko, Flying Zuniga, Leosvel

Aus Russland kommt Anna Volodko. Optisch erinnert sie ein wenig an die Interpretin ihrer Begleitmusik. Sie arbeitet eine wunderbare Kür am Vertikalseil zu Adeles „Hometown Glory“. Dabei zeigt sie unter anderem Abfaller, wie wir sie zumeist an den Tüchern sehen sowie elegante Umschwünge. Ergänzt wird der artistische Teil von den Flying Zuniga aus Argentinien und Brasilien sowie Leosvel und Diosmani aus Kuba. Die Zuniga am Fliegenden Trapez kennen wir aus dem Saisonprogramm des Circus Krone, wobei sie jetzt in neuer Besetzung auftreten. Auf der Brücke steht nun als zweiter Flieger Marlon von den inzwischen aufgelösten Flying Michaels. Er springt den Dreifachen mit verbundenen Augen. Von den beiden Damen ist nur eine tatsächlich als Fliegerin zu erleben. Die Passage gab es zumindest in der von uns besuchten Vorstellung nicht. Leosvel und Diosmani zeigen ihre einzigartige Mastenakrobatik vor Fumagallis Pauseneinlage. Die beiden athletischen Mittelamerikaner erklimmen ihr Requisit mit phänomenaler Leichtigkeit. Ihr Spitzentrick ist der Handstand auf dem im rechten Winkel vom Masten abgedrückten Körper des Partners.


Martin Lacey junior, Jana Mandana, Jana Mandana und Hans-Ludwig Suppmeier

Im Februar präsentierte Martin Lacey junior den Nachwuchs. In diesen Monat nun sind die ausgewachsenen Löwinnen und Löwen zu erleben. Es ist im Wesentlichen die Nummernfolge, die wir aus dem Saisonprogramm kennen. Sie beginnt mit der Pyramide der gesamten, großen Gruppe und endet mit dem vertrauensvollen Spiel von Lacey sowie seinem prächtigen Mähnenlöwen. Die sechs Krone-Elefanten, vier aus Indien und zwei aus Afrika, bringt Jana Mandana gemeinsam mit James Puydebois in die Manege. Die aktuelle Choreographie besteht aus gemeinsamen Tricks der gesamten Gruppe und Soli einzelner Tiere. Sehr kreativ und variantenreich ist der stimmungsvolle Auftritt von „Mentalreiterin“ (Zitat Programmheft) Jana Mandana und Hans-Ludwig Suppmeier. Zunächst zeigen sie eine doppelte Hohe Schule auf einem schneeweißen Lippizaner (Mandana) sowie einem pechschwarzen Friesen (Suppmeier). Anspruchsvolle Schrittfolgen werden nicht nur sehr sicher, sondern auch publikumswirksam dargeboten. Es schließen sich die verschiedensten da capi an: Eine kurze Freiheit mit vier Pferden, Figuren am langen Zügel und vielfältige Steiger-Variationen. Musikalisch wird dieses Potpourri vom großen Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun begleitet. Dies gilt zudem für den Rest des Programms, sofern keine Bandmusik zum Einsatz kommt.

Dieses letzte Programm der Winterspielzeit 2012/13 im Kronebau ist noch bis 7. April zu sehen. Dann geht der „größte Circus Europas“ wieder auf Tournee, bei der in diesem Jahr Städte im Süden Deutschlands auf dem Plan stehen. Positiv zu vermerken ist, dass in diesem Winter größeren Wert auf die Konzeption der Show gelegt wird. Denken wir an das herrliche Finale im Februar und an die bayerische Prägung des hier beschriebenen Programms. Bleibt zu hoffen, dass Krone diesen Weg weiter beschreitet. Es macht dieses große Unternehmen deutlich sympathischer, persönlicher. Und das ist ein unschätzbarer Pluspunkt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch