Casablanca Truppe, Pagoda of Bowls,
Young Flyers
Allein
im artistischen Bereich finden sich drei Truppen. Gleich zu Beginn der
Show sorgt die Casablanca Truppe für eine Manege voller Wirbelwinde.
Die Marokkaner lassen ihre Körper bei den verschiedensten Sprüngen
durch die Luft fliegen. Recht wackelig sind an diesem Nachmittag
hingegen ihre Menschenpyramiden. Die Schalenpagode vom Chinesischen
Nationalcircus war in unterschiedlicher Besetzung schon in vielen
Produktionen zu sehen. In Lille erleben wir einmal mehr die
Erstbesetzung. Die Handvoltigen, bei denen die Fliegerinnen kleine
Schalen mit den Füßen balancieren, wirken ebenso durch die
unglaublichen Leistungen wie durch die folkloristische Aufmachung.
Gewöhnungsbedürftiger ist da schon die Hochleistungsakrobatik der Young
Flyers aus Nordkorea. Die Begleitmusik ist für unsere Ohren
eigenwillig, die Fokussierung auf Höchstleistungen wirkt eher
verkrampft. So erlebt der vierfache Salto gleich drei Versuche, von
denen keiner gelingt. Viel schöner anzusehen sind da ihre
unglaublichen Flugkombinationen über mehrere Stationen, die dank
mehrere Fänger möglich werden.
Azzario Sisters, Ty Tojo, Super Silva
Immer
wieder mitreißend ist die Musik der Azzario Sisters, die ihre starke
Duo-Equlibristik vortrefflich begleitet. Die spanischen Schwestern
Quincy und Katie zeigen ihre kraftraubenden Tricks immer mit einem
charmanten Lächeln. Ein Silberner Clown beim diesjährigen
Circusfestival von Monte Carlo gehört zu ihren Trophäen. In Monte Carlo
war in diesem Jahr ebenfalls der junge Jongleur Ty Tojo dabei. Mit
Bällen und Zigarrenkisten zeigt der Japaner rasante, anspruchsvolle
Touren. Der Verzicht auf das animierte Requisit zum Fangen von Bällen
über dem Kopf tut seinem Auftritt gut. Für Nervenkitzel während bzw.
nach dem Käfigabbau sorgt der ebenfalls Monte Carlo-erfahrene Super
Silva. Mit Deckenlauf und Sprüngen ans Trapez in sehr großer Höhe gibt
er dem Programm einen ganz besonderen Thrill.
Merrylu und Rene Casselly junior
Gar
einen aktuellen Goldenen Clown besitzt die Familie von Rene Casselly.
In Lille zeigen die Cassellys natürlich ihre preisgekrönte Show mit den vier
afrikanischen Elefanten. Die Kinder Merrylu und Rene junior sind es,
die mit akrobatischen Leistungen im Zusammenspiel mit den Dickhäutern
begeistern. Insbesondere die Sprünge vom Schleuderbrett auf den
Elefantenrücken sind ein Garant für Höchststimmung unter dem
Chapiteau. Das perfekte Zusammenspiel von Mensch und Tier steht auch
bei den Eshimbekov im Mittelpunkt. Ihre ansonsten im
Hochgeschwindigkeitstempo gezeigte Dshigitenreiterei wird allerdings
des öfteren ausgebremst. Der aus Matten gebildete Manegenboden ist
offensichtlich nicht optimal. Immer wieder muss mit Sägespänen
nachgebessert werden. Das Erlebnis wird so getrübt. Keine derartigen
Probleme haben die sieben Tiger, darunter ein weißer, von Eric
Bormann. Sie zeigen ein rundes Repertoire, welches flüssig abläuft. Mit
dem Sprung durch die Beine ihres im einarmigen Handstand balancierenden
Tierlehrers hat diese Nummer ihren ganz individuellen Trick. Eine
Manege voller lebhafter Hunde und Ponys garantiert Mister Dalmatin,
der inzwischen seinen jungen Sohn als zusätzlichen „Vorführer“
einbezieht. Wie der Papa, tritt auch der Junior im Dalmatiner-Outfit
mit Zylinder auf. Ebenfalls eine Kombination aus zwei Tierarten gibt es
bei Philips Seelöwen- und Papageienshow. Allerdings arbeiten die beiden
Meerestiere nicht unmittelbar mit den Vögeln. Die Tricks werden durch
die drei Vorführer abwechselnd präsentiert. Mal agieren die beiden
Seelöwen in wirklich witzigen Sequenzen mit zwei der Tierlehrer, mal
lässt der dritte die Papageien fliegen.
Totti, Fumagalli, Thierry Feery, Darix
Huesca
Ein
Liller „Urgestein“ ist trotz seines jungen Alters Clown Totti (Alexis).
Er ist Sketchpartner von Thierry Feery, glänzt aber genauso mit seinen
eigenen Auftritten. Das bekannte Spiel um die nicht vorhandene
Eintrittskarte inszeniert er ebenso eigenständig wie neue Reprisen. Ein
wahrer Entertainer, der das Publikum bestens im Griff hat. Ein
Klassiker ist das „Bienchen“, welches heutzutage am ehesten mit
Fumagalli verbunden wird, der das „feuchte F“ beherrscht wie kein
Zweiter. Hier zeigt er es im Zusammenspiel mit Bruder Darix Huesca und
Thierry Feery. Die großartigen Manegenkomiker bringen noch weitere
Einlagen wie etwa die Zauberei mit einem, oder dann doch eher zwei,
Halstüchern. Somit ist in diesem ungewöhnlich starken Programm auch die
Clownerie bestens besetzt. Beim Finale wird den Zuschauern dann noch
ein letztes Mal vor Augen geführt, welch großartige Show sie da gerade
genießen durften.
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