Analog
gilt dies für die Queen Sheba Girls: auch hier stimmen der
Verkauf und – wie im gesamten Programm – die Leistung, und hier
sind auch die Rahmenbedingungen in Sachen Licht und
qualitätvoller, angemessen lauter Musikeinspielung optimal. Vor
allem die Musik vom Band, oft zu leise und längst nicht immer
gut auf das Geschehen abgestimmt, ist es jedoch, dank derer sich
der Cirque Pinder mit seinen absolut klassischen, starken
Programmen stets unter Wert verkauft. Das ist schade, da ja in
einzelnen Nummern der Beweis erbracht wird, dass es mit den
vorhandenen, üppigen und modernen technischen Anlagen auch
anders geht. Und so kommt es, dass es den Artisten zum Teil
nicht recht gelingt, einen echten Kontakt zum Publikum in dem
gewaltigen 5000-Plätze-Chapiteau auf der Pelouse de Reuilly
herzustellen. Hier spielt Pinder traditionsgemäß mit verstärktem
Programm von Mitte November bis Mitte Januar, direkt angrenzend
an die Areale der Circusse Phénix und Arlette Gruss. Ein neuer,
jugendlicher Mr. Loyal überbrückt heuer die Umbaupausen ebenso
wortreich wie seine Vorgänger.
Los Diablitos Cubanos
„Weihnachten in Kuba“ ist das Motto dieses Programm, und hierfür
stehen zwei Artistentruppe aus Kuba mit mehreren Auftritten. Zu
siebt, fünf Herren und zwei Damen, bieten „Les Diablitos Cubanos“
eine klassische Schleuderbrettnummer, unter anderem mit
verschiedenen, zum Teil longengesicherten Sprüngen zum
Drei-Mann-Hoch und einem Doppelsalto zum Sessel. Wie stets bei
Pinder steht vor der Pause die große Luftnummer: Die „Flying
Havana“ arbeiten mit drei Fliegern und zwei Fängern, so dass
unter anderem eine Passage über zwei Ebenen möglich wird. Ebenso
wenig fehlen Salti mit Pirouette und natürlich der “Dreifache“.
Ein dreifacher Salto wird von den kubanischen Artisten später
auch auf dem Russischen Barren geboten, ebenso wie
Rückwärtssalto und Doppelsalto vorwärts in direkter Abfolge
nacheinander. Das gesamte Kubaner-Ensemble eröffnet den zweiten
Programmteil mit einem kurzen Seilspringen in prächtigen
Kostümen.
Gina Giovannis, Laurena
Kein
Pinder-Programm ohne die große Raubtierdressur von Fréderic
Edelstein. Die Nummer befindet sich offenbar im Umbruch, statt
wie bislang 16 wirkten in der besuchten Vorstellung nur noch
neun Tiere mit, davon sieben Löwinnen und Löwen und zwei Tiger.
Dennoch werden nach wie vor die gängigen Tricks gezeigt: weite
Sprünge, Hochsitzer, Teppich, Steiger, Rollover und gefährliches
„Schmusen“. Zu den Pinder-Konstanten gehört auch die Luftnummer
während des Käfigabbaus, die hier von Laurena an den Tüchern
dargeboten wird. Die Artistin arbeitet weit oben in der Kuppel -
die Enden ihrer Tücher schweben meterhoch über dem Boden - und
gewinnt dem weit verbreiteten Genre ungewöhnliche Facetten ab –
zum Beispiel, wenn sie sich aus dem freihändigen Spagat in die
Tiefe stürzt und nur von den um die Fersen geschlungenen Tuch
gehalten wird. Keine „Pinder-Konstante“, aber doch häufiger Gast
in diesem Unternehmen ist Gina Giovannis. Zunächst bietet sie in
ihrer Equilibristikkür ausdauernde Kopfstände, unter anderem mit
Ringjonglagen um alle vier Extremitäten, und einarmige
Handstände, später geht es auf Händen die Treppe des hohen
Requisits hinab. Im zweiten Programmteil ist Giovannis zudem mit
ihrem Tanz auf dem außergewöhnlich hohen Drahtseil (u.a.
Papierreifensprung, Barriersprung) zu sehen.
Cardinalis,
Mickael Brady, Beat Decker
In ruhigem
Tempo arbeiten die sechs Trampeltiere unter der Peitschenführung
von Beat Decker. Zu den abliegenden Kamelen gesellen sich später
noch drei Esel und ein Zebra, die auf Postamenten Aufstellung
nehmen, ehe zwei Lamas die Kamele überspringen. Drei flechtende
und steigende Fjordpferde sind, nach dem Weggang von Sacha
Houcke und Gaby Dew mit ihren Tieren, derzeit die einzigen
Pferde im Programm. Die Präsentation der beiden Pinder-Elefanten
hat nun wieder Mickael Brady, der schon früher bei Pinder tätig
war, übernommen. Keine Schwierigkeiten mit den großen Distanzen
im Pinder-Chapiteau haben im Übrigen die Cardinali-Clowns in
klassischer Besetzung – hier kreischen nicht nur die Kinder
quietschvergnügt, wenn sich die beiden Auguste hingebungsvoll
mit Apfelstückchen bespucken, obwohl sie doch das Obst –
Anweisung der strengen Weißclownesse – unversehrt auf ihren
Köpfen balancieren sollen.
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