CHPITEAU.DE

Cirque Pinder - Paris 2012
www.cirquepinder.com ; 34 Showfotos

Paris, 7. Dezember 2012: Seine besten Momente hat dieses Programm beim Auftritt von Juniorchefin Sophie Edelstein mit ihren Großillusionen im ersten Programmteil und bei den Kontorsionen der sieben Queen Sheba Girls aus Äthiopien als Schlussnummer. Es sind die Momente, in denen alles stimmt. Mit imposantem Licht, exakt abgestimmter Musik, erstklassigen Requisiten und professioneller Choreographie bietet Edelstein ihre Illusionen dar, bei denen sie ihre vier attraktiven Tänzer nach Belieben erscheinen und verschwinden lässt oder selbst scheinbar von brennenden Speeren durchbohrt wird.

Analog gilt dies für die Queen Sheba Girls: auch hier stimmen der Verkauf und – wie im gesamten Programm – die Leistung, und hier sind auch die Rahmenbedingungen in Sachen Licht und qualitätvoller, angemessen lauter Musikeinspielung optimal. Vor allem die Musik vom Band, oft zu leise und längst nicht immer gut auf das Geschehen abgestimmt, ist es jedoch, dank derer sich der Cirque Pinder mit seinen absolut klassischen, starken Programmen stets unter Wert verkauft. Das ist schade, da ja in einzelnen Nummern der Beweis erbracht wird, dass es mit den vorhandenen, üppigen und modernen technischen Anlagen auch anders geht. Und so kommt es, dass es den Artisten zum Teil nicht recht gelingt, einen echten Kontakt zum Publikum in dem gewaltigen 5000-Plätze-Chapiteau auf der Pelouse de Reuilly herzustellen. Hier spielt Pinder traditionsgemäß mit verstärktem Programm von Mitte November bis Mitte Januar, direkt angrenzend an die Areale der Circusse Phénix und Arlette Gruss. Ein neuer, jugendlicher Mr. Loyal überbrückt heuer die Umbaupausen ebenso wortreich wie seine Vorgänger.


Los Diablitos Cubanos

„Weihnachten in Kuba“ ist das Motto dieses Programm, und hierfür stehen zwei Artistentruppe aus Kuba mit mehreren Auftritten. Zu siebt, fünf Herren und zwei Damen, bieten „Les Diablitos Cubanos“ eine klassische Schleuderbrettnummer, unter anderem mit verschiedenen, zum Teil longengesicherten Sprüngen zum Drei-Mann-Hoch und einem Doppelsalto zum Sessel. Wie stets bei Pinder steht vor der Pause die große Luftnummer: Die „Flying Havana“ arbeiten mit drei Fliegern und zwei Fängern, so dass unter anderem eine Passage über zwei Ebenen möglich wird. Ebenso wenig fehlen Salti mit Pirouette und natürlich der “Dreifache“. Ein dreifacher Salto wird von den kubanischen Artisten später auch auf dem Russischen Barren geboten, ebenso wie Rückwärtssalto und Doppelsalto vorwärts in direkter Abfolge nacheinander. Das gesamte Kubaner-Ensemble eröffnet den zweiten Programmteil mit einem kurzen Seilspringen in prächtigen Kostümen.


Gina Giovannis, Laurena

Kein Pinder-Programm ohne die große Raubtierdressur von Fréderic Edelstein. Die Nummer befindet sich offenbar im Umbruch, statt wie bislang 16 wirkten in der besuchten Vorstellung nur noch neun Tiere mit, davon sieben Löwinnen und Löwen und zwei Tiger. Dennoch werden nach wie vor die gängigen Tricks gezeigt: weite Sprünge, Hochsitzer, Teppich, Steiger, Rollover und gefährliches „Schmusen“. Zu den Pinder-Konstanten gehört auch die Luftnummer während des Käfigabbaus, die hier von Laurena an den Tüchern dargeboten wird. Die Artistin arbeitet weit oben in der Kuppel - die Enden ihrer Tücher schweben meterhoch über dem Boden - und gewinnt dem weit verbreiteten Genre ungewöhnliche Facetten ab – zum Beispiel, wenn sie sich aus dem freihändigen Spagat in die Tiefe stürzt und nur von den um die Fersen geschlungenen Tuch gehalten wird. Keine „Pinder-Konstante“, aber doch häufiger Gast in diesem Unternehmen ist Gina Giovannis. Zunächst bietet sie in ihrer Equilibristikkür ausdauernde Kopfstände, unter anderem mit Ringjonglagen um alle vier Extremitäten, und einarmige Handstände, später geht es auf Händen die Treppe des hohen Requisits hinab. Im zweiten Programmteil ist Giovannis zudem mit ihrem Tanz auf dem außergewöhnlich hohen Drahtseil (u.a. Papierreifensprung, Barriersprung) zu sehen.


Cardinalis, Mickael Brady, Beat Decker

In ruhigem Tempo arbeiten die sechs Trampeltiere unter der Peitschenführung von Beat Decker. Zu den abliegenden Kamelen gesellen sich später noch drei Esel und ein Zebra, die auf Postamenten Aufstellung nehmen, ehe zwei Lamas die Kamele überspringen. Drei flechtende und steigende Fjordpferde sind, nach dem Weggang von Sacha Houcke und Gaby Dew mit ihren Tieren, derzeit die einzigen Pferde im Programm. Die Präsentation der beiden Pinder-Elefanten hat nun wieder Mickael Brady, der schon früher bei Pinder tätig war, übernommen. Keine Schwierigkeiten mit den großen Distanzen im Pinder-Chapiteau haben im Übrigen die Cardinali-Clowns in klassischer Besetzung – hier kreischen nicht nur die Kinder quietschvergnügt, wenn sich die beiden Auguste hingebungsvoll mit Apfelstückchen bespucken, obwohl sie doch das Obst – Anweisung der strengen Weißclownesse – unversehrt auf ihren Köpfen balancieren sollen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber