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Ulmer Weihnachtscircus 2012/13
www.ulmer-weihnachtscircus.de ; 51 Showfotos

Ulm, 22. Dezember 2012: Zum 5. Mal findet der Ulmer Weihnachtscircus der Familie Böhm statt. Herausgestellt wird dieses kleine Jubiläum allerdings nicht. Einiges hat sich in der Zeit geändert, anderes ist gleich geblieben. Die größte Veränderung ist sicherlich der Umzug des kompletten Weihnachtscircus von Neu-Ulm auf das Ulmer Messegelände gewesen. Auch Eliszi’s Jahrmarktstheater, im ersten Jahr Mitveranstalter und für die Restauration zuständig, ist nicht mehr mit von der Partie. Im Zelt selber sorgt nun ein hoher, sehr dekorativer Artisteneingang für einen optisch gelungeneren Eindruck als im Premierenjahr.

Dies setzt sich in den Logen fort, die mit (leider die Sicht einschränkenden) Laternen ausgestattet sind. Die Sturmstangen im Zelt sind hingegen verschwunden, allerdings nehmen die Gäste weiterhin auf einem Gradin mit Bankreihen ohne Rückenlehnen Platz. Auch das Programm weist Parallelen zum Startjahr auf, und das ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass interessanterweise dieselben Tierdressuren wie 2008 engagiert wurden.  Erneut setzen die Familie Böhm und Circusmanager Matthias Bergstaedt auf ein reines, aber fast durchgehend starkes Nummernprogramm.


Truppe Igortramp, Bubi Ernesto, Veno Mendes

Eröffnet wird die Vorstellung mit den russischen „Supertalent“-Gewinnern der Truppe Igortramp.  Auf dem Trampolin schlagen die drei Artisten ihre Salti und katapultieren sich an den Wänden des hinter dem Trampolin stehenden „Hauses“ nach oben. Als erste Tierdarbietung präsentiert Direktor Veno Mendes vier junge, braune Araberhengste mit ansprechenden Lauffiguren. Im Anschluss ist das Duo Stauberti mit seiner leistungsstarken Perche-Darbietung zu sehen. So balanciert Dimitr Stauberti die Stirnperche auf der freistehenden Leiter oder dem Einrad, während seine Schwester Enrica am oberen Stangenende Hand- und Kopfstände drückt. Mit der Akrobatik an Ketten von Vanessa Medini geht es das erste Mal in die Luft. Nach dem bekannten Entree der Bubi-Ernesto-Clowns mit viel Klamauk und musikalischem Können ist Vanessas Bruder Manuel Medini mit seiner humorvoll dargebotenen Handstand-Darbietung an der Reihe. Als Pausennummer platziert ist die trickstarke Seelöwen-Dressur aus dem Hause Fliegenpilz. Drei Seelöwen bieten unter der Anleitung von Gaby und Chello ein umfangreiches Repertoire.


Thomas Ringel, Enrica Stauberti, Duo Medini

Tierisch geht es auch nach der Pause weiter. Tomas Ringel arbeitet mit seinen Löwen einen üblichen Ablauf, zeigt aber auch den Rachentrick. Selten zu sehen ist heute der von Enrica Stauberti präsentierte Zopfhang. Zunächst fliegt sie als Schmetterling durch die Manege, anschließend jongliert sie in der Luft mit Ringen und leuchtenden Keulen. Die Rollschuh-Nummer der Geschwister Medini ist in eine Flirt-Szene von Vanessa mit einem männlichen Gast eingebunden, so dass auch gleich das „Opfer“ für die Zuschauerfahrt gefunden ist. Der Genickwirbel beschließt traditionell die Trickfolge. Zwei Zebras, zwei Rinder und drei Guanakos bilden das Exoten-Tableau, welches Bodo Hölscher in die Manege bringt. Nicht immer handeln die Tiere dabei, wie sie sollen.


Yosvani Rodriguez, Truppe Adil Hajji, Topolino Francesco

Mit viel Lebensfreude agiert Yosvani Rodriguez auf seinem elastischen Sprungseil und beherrscht sowohl Rückwärts- als auch Vorwärtssalto. Mit ebenso viel Rasanz bilden die Pyramidenbauer und Springer der Truppe Adil Hajji einen gelungenen Abschluss des Programms. Konstanten während der Vorstellung sind die beiden Reprisenclowns Topolino Francesco (alias Frank Bergmann), der auch seine Hasen-Zauberei präsentiert, und Sandy aus der Bubi-Ernesto-Familie. Acht Musiker vom ukrainischen Staatsorchester begleiten die Vorstellung weitestgehend live und sehr gut, Matthias Bergstaedt selbst moderiert professionell und mit sichtlicher Hingabe.

Auch die diesjährige, sehr traditionelle Vorstellung und die Rahmenbedingungen – unter anderem mit ausschließlich bunten Scheinwerfern statt neuester LED-Technik, Moving Heads und Scannern – vermitteln irgendwie das Gefühl, man werde um einige Jahrzehnte zurückversetzt. „Ein reines Nummernprogramm mit guten Darbietungen, aber Abstrichen bei Ambiente und Komfort. […] Letztlich aber fühlten wir uns trefflich unterhalten“, so lautete das Fazit von Chapiteau.de beim 1. (damals Neu-)Ulmer Weihnachtscircus. Selbiges Urteil gilt ohne weiteres auch heuer.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Tobias Erber